Warum die Vier-Tage-Woche ein Erfolgsmodell für Deutschland werden kann

Düsseldorf. Eine sogenannte Vier-Tage-Woche erhöht die Mitarbeiter-Bindung in einem Unternehmen und macht es für Fachkräfte attraktiver. Gleichzeitig steigen Umsatz und Gewinn. Das ist das Ergebnis der bislang größten deutschen Studie zur Vier-Tage-Woche, deren Ergebnisse in Düsseldorf vorgestellt wurden. Daran beteiligt waren 900 Mitarbeitende von 41 Unternehmen – zum Beispiel aus der Beratung und Dienstleistung, dem Lebensmittelbereich und dem Handwerk. Die meisten Betriebe beschäftigen bis zu 50 Mitarbeitende. Sie haben ein halbes Jahr lang getestet, wie sich ihr Arbeitsalltag durch die Vier-Tage-Woche verändert. Dabei sind die Unternehmen unterschiedlich vorgegangen. Knapp die Hälfte hat die Arbeitszeit um zehn Prozent reduziert. Einige Betriebe setzten auf einen freien Freitag oder Montag; andere überließen die Entscheidung der reduzierten Arbeitszeit ganz ihren Mitarbeitenden. Das Gehalt blieb gleich. 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen sind der Meinung, dass ihnen das Modell geholfen hat, neue Mitarbeitende anzuwerben; 80 Prozent sagen, dass die Mitarbeiter-Zufriedenheit &bdquo;signifikant“ gestiegen sei, berichtet Studienleiterin Julia Backmann von der Universität Münster. Zugleich konnten Umsatz und Gewinn der Betriebe leicht gesteigert werden. Unterm Strich sei es somit eindeutig zu einer Steigerung der Produktivität gekommen, sagt Backmann. Viele Betriebe wollen Testphase fortsetzen Drei von vier Betrieben wollen die Testphase ein weiteres Jahr fortsetzen. Es brauche ein &bdquo;neues Verständnis von Leistung“, das sich nicht auf die geleistete Arbeitszeit konzentriere, sondern auf Ziele und Ergebnisse, sagt Carsten Meier von der Unternehmensberatung Intraprenör, die die Vier-Tage-Woche bewirbt. Die Studie zeige, dass in Deutschland ein &bdquo;Potenzial“ für dieses Modell unter zu vielen Meetings, Prozessen und zu wenig Digitalisierung schlummere, meint Meier. Es gehe nicht darum, die Vier-Tage-Woche &bdquo;flächendeckend“ ausrollen zu wollen. Zugleich betont er, dass eine Vier-Tage-Woche für die Unternehmen mit großen Umstrukturierungen verbunden sind. Zwei Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten hatten das Pilot-Projekt abgebrochen. Dies könne ein Indikator dafür sein, dass das Modell für Betriebe mit vielen Beschäftigten eher schwer umzusetzen sei. Arbeitgebervereinigung: Nur massive Lohnsteigerung Der Chef einer Steuerberatung in Stuttgart, Harald Urban, ist von dem Modell angetan – und möchte es fortführen. Seine 16 Mitarbeitenden schauten nun tagtäglich, mit welchen Instrumenten sie ihre Arbeit erleichtern könnten. &bdquo;Das ist der größte Hebel, um die Produktivität zu steigern“, so Urban. Die Arbeitgebervereinigung BDA meint, dass eine Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich letztlich nur eine massive Lohnsteigerung sei. Die Wissenschaftler haben für die Studie die teilnehmenden Unternehmen besucht und sich vor Ort einen Eindruck gemacht. Zudem haben sie insgesamt 600 Interviews mit Teilnehmenden geführt. Die Unternehmen sind nicht repräsentativ für die Wirtschaft. Bereiche wie zum Beispiel die Landwirtschaft haben nicht teilgenommen. Ziel sei es gewesen, anhand vieler Daten eine möglichst objektive Diskussionsgrundlage zu schaffen, sagen die Organisatoren der Studie.

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