Erste Frau

Claas-Chefin ist neue Spitze des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft

Cathrina Claas-Mühlhäuser ist die erste Vorsitzende in der über 70-jährigen Geschichte des Verbandes. Die Managerin will den Osthandel in unsicheren Zeiten mit „viel Herzblut“ angehen und sieht in einem veränderten Umfeld auch neue Chancen.

Catharina Claas-Mühlhäuser ist bereits seit zehn Jahren Mitglied des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. | © picture alliance/dpa/TASS

15.06.2023 | 15.06.2023, 14:53

Mit Catharina Claas-Mühlhäuser (48) übernimmt erstmals in der über 70-jährigen Geschichte des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (OA) eine Frau den Vorsitz des Spitzenverbandes des deutschen Außenhandels mit 29 Ländern Osteuropas, des Südkaukasus und Zentralasiens. Claas-Mühlhäuser ist seit 2010 Vorsitzende des Aufsichtsrats und Hauptgesellschafterin des traditionsreichen Landmaschinenherstellers Claas in Harsewinkel im Kreis Gütersloh.

Mit dem ehrenamtlichen Vorsitz im Ost-Ausschuss folgt die Managerin auf den Chef des Pumpenherstellers Wilo, Oliver Hermes, der im Sommer 2022 offenbar unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine seinen Amtsverzicht erklärt hatte. Wie Claas-Mühlhäuser nach ihrer Wahl durch das OA-Präsidium am Mittwochabend auf dem Jahresempfang 2023 des Verbandes in Berlin erklärte, gehöre die Unterstützung der Ukraine seit über einem Jahr zu den wichtigsten Aufgaben des Ost-Ausschusses.

Die neue Vorsitzende verwies darauf, dass der OA einen von elf Mitgliedsunternehmen getragenen Service-Desk Ukraine eingerichtet habe, an den sich bundesweit alle Unternehmen wenden können, die an einem wirtschaftlichen Engagement zum Wiederaufbau in der Ukraine interessiert sind. „Der Krieg hat bestehende Geschäftsmodelle zerstört, aber es entstehen auch neue“, sagte Claas-Mühlhäuser und verwies darauf, dass trotz des massiven Einbruch des Russlandgeschäfts inzwischen 18 Prozent des gesamten deutschen Außenhandels auf Osteuropa entfällt.

Weiteres Engagement in Russland

„In diesen unsicheren Zeiten kommt es auf einen starken Verband an, der den Unternehmen hilft, in einem veränderten Umfeld neue Chancen zu erkennen und zu nutzen“, betonte Claas-Mühlhäuser.

Der Landtechnikhersteller Claas hat seit 2015 in russischem Krasnodar rund 120 Millionen Euro in ein Werk für Mähdrescher investiert und noch 2021 über 12 Millionen in eine Erweiterung gesteckt. Vor dem Krieg wurden in Krasnodar rund 1.000 Mähdrescher pro Jahr gebaut, Class beschäftigte 800 Mitarbeiter in Russland und 40 in der Ukraine für Vertrieb und Service. Claas erhält sein Engagement in Russland bislang weiter aufrecht und verstößt damit auch nicht gegen Embargovorschriften, weil Landwirtschaftsbetrieben von den EU-Sanktionen ausgenommen sind.

Claas-Mühlhäuser, die schon seit zehn Jahres OA-Vorstandsmitglied war, sagte, sie wolle ihre neue Aufgabe mit „viel Herzblut“ angehen. Mit Blick auf die Politik und die Durchsetzung der Russland-Sanktionen mahnte sie, es sollten „keine neuen Bürokratiemonster“ aufgebaut werden. Die Unternehmen bräuchten stattdessen „praktische Hilfe“, um unter den schwierigen Bedingungen bestehen zu können.

Im Vorfeld des Jahresempfangs hatte der OA 15 neue Mitglieder aufgenommen, womit sich die Verbandszahl auf 386 Unternehmen erhöhte.