Wahlkampf im TV

„Ich liebe meine Frau“: Die denkwürdigsten Momente der TV-Duelle

Die Fernsehstudio-Debatten der Spitzenkandidaten lieferten in der Vergangenheit Momente und Zitate, die im Kopf blieben. Ein Rückblick auf die Highlights.

4. September 2005: Im TV-Duell mit der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel sagt Bundeskanzler Gerhard Schröder: "Ich liebe meine Frau." | © imago images / photothek

09.02.2025 | 09.02.2025, 19:00

Die Bundestagswahl rückt immer näher und damit auch eine mittlerweile feste Konstante im Wahlkampf: TV-Duelle, in denen die aussichtsreichsten Kandidaten auf das Bundeskanzleramt live im Fernsehen gegeneinander antreten.

Am Sonntag, 9. Februar, duellieren sich Noch-Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz ab 20.15 Uhr zeitgleich bei ARD und ZDF, moderiert von Sandra Maischberger und Maybrit Illner. Am Sonntag darauf (16. Februar) ist ein sogenanntes Quadrell beim Sender RTL angekündigt. Zu Scholz und Merz gesellen sich dann Alice Weidel (AfD) und Robert Habeck (Grüne).

Was im Amerika der 1850er-Jahre schon als Debatte ohne Radio- oder Fernsehübertragung stattfand, gehört seit spätestens 2002 in der Bundesrepublik zur festen Größe im Wahlkampf. Dabei hielten die Begegnungen allerlei denkwürdige Momente bereit.

Am Anfang war die Elefantenrunde

Der Vorgänger der deutschen TV-Duelle, wie wir sie heute kennen, war die Elefantenrunde – offizieller Titel „Drei Tage vor der Wahl“. Hier kamen am Donnerstag vor Wahlsonntagen die Spitzenkandidaten der Parteien zusammen. Die längste Livesendung dauerte 1976 mehr als vier Stunden. Bis 1987 hatte die Tradition Bestand. Danach lehnte es der damals amtierende Kanzler Helmut Kohl (CDU) ab, vor der Wahl an derartigen Runden teilzunehmen.

Das erste wirkliche TV-Duell in Deutschland ereignete sich daher 2002, und zwar zwischen Gerhard Schröder (SPD) und Edmund Stoiber (CSU) – zwei Sendetermine, stehend und ohne Publikum. Während Amtsinhaber Schröder staatsmännisch, selbstbewusst und schlagfertig daherkommt, ist ein lächelnder bayerischer Ministerpräsident Stoiber zu erleben, der beispielsweise sagt: „Ein Schattenkabinett haben wir schon.“ Im Nachgang dieses heftigen Schlagabtausches einigen sich große Teile der Presselandschaft auf „Unentschieden“ als Bewertung. Nur die „Bild“ kürt Stoiber auf der Titelseite zum „Sieger“. Bei der Wahl verteidigt Schröder seine Kanzlerschaft.

Gerhard Schröder fordert Angela Merkel heraus

Zur nächsten Wahl im Jahr 2005 findet Schröder Gefallen an dem Format und fordert Angela Merkel (CDU) heraus. Aus zeitlichen Gründen könne sie nur an einem der beiden Termine antreten, lässt Merkel verlauten. Der Kanzler unterstellt der Unionskandidatin Angst, vorgeführt zu werden. Es ist das Jahr, in dem Schröder vor laufenden Kameras den legendären Satz sagt: „Ich liebe meine Frau.“ Unter anderem dieser Ausspruch, der eine persönlichere, emotionalere Seite Schröders zeigt, lässt ihn für viele wie ein Sieger des Duells erscheinen. Nur wenige Medien sehen Merkel vorne. Dennoch gewinnt sie die Wahl und wird die erste deutsche Bundeskanzlerin. Mehr als 20 Millionen Menschen sehen das Spektakel – Quotenrekord eines TV-Duells.

Harmonie zwischen Merkel und Steinmeier

13. September 2009: Das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verdiente den Namen Duell kaum. - © imago/photothek
13. September 2009: Das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verdiente den Namen Duell kaum. (© imago/photothek)

Vier Jahre später: Angela Merkel gegen Frank-Walter Steinmeier (SPD). Allerdings interessiert dieses Duell viele Menschen nicht. Zwar schauen immerhin mehr als 14 Millionen Menschen zu. Doch sie erleben ein derart harmonisches Miteinander, dass es den Namen Duell kaum verdient. Woher soll die Reibung auch kommen, arbeitete Steinmeier doch vier Jahre als Vizekanzler und Außenminister an Merkels Seite. Die Opposition zeigt sich enttäuscht vom laschen „Duett“. Guido Westerwelle (FDP): „Öffentliche Kabinettssitzung“, Dietmar Bartsch (Die Linke): „Kuschelveranstaltung“, Renate Künast (Grüne): „Selbstbeweihräucherung“.

Merkels „Schlandkette“ und: „Sie kennen mich“

TV-Duell am 1. September 2013 zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück (hinten) mit den Moderatoren Stefan Raab (v.l.), Anne Will, Maybrit Illner und Peter Kloeppel. - © IMAGO/Berlinfoto
TV-Duell am 1. September 2013 zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück (hinten) mit den Moderatoren Stefan Raab (v.l.), Anne Will, Maybrit Illner und Peter Kloeppel. (© IMAGO/Berlinfoto)

Zur nächsten Wahl 2013 liefert das Duell wieder mehr Amüsement und mit mehr als 17 Millionen Zuschauern auch wieder eine höhere Quote. Im Ring: Kanzlerin Merkel und ihr Herausforderer Peer Steinbrück von der SPD. Nicht Inhalte machen diese Sendung spannend, sondern Nebensächlichkeiten. Selbst Merkels Satz „Mit mir wird es keine Pkw-Maut für Autofahrer im Inland geben“ bleibt haften. Wenige Wochen später steht die Pkw-Maut nämlich im Koalitionsvertrag.

Als Moderator kommt unter anderem Entertainer Stefan Raab zum Zug, der mit überraschend hartnäckigen Fragen aufwartet. Deutschland blickt auf die schwarz-rot-goldene Halskette („Schlandkette“) Merkels, die, der Reihenfolge der Farben nach zu urteilen, eigentlich eine Belgien-Kette ist. Aber vor allem im Gedächtnis bleibt der ebenso einfache wie clevere Satz der Kanzlerin zum Schluss: „Sie kennen mich.“ Keine Inhalte, dennoch alles gesagt. Merkel gewinnt erneut die Wahl.

Von den Duellen 2017 und 2021 bleiben vor allem die Verhandlungen der Umstände in Erinnerung. Vor der letzten TV-Konfrontation Merkels mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz berichten Medien vom engen Korsett durch das Bundeskanzleramt. Die Sender wollten das Format auflockern, Merkel nicht. Die Christdemokratin gewinnt dennoch, ein letztes Mal.

2021 treten schließlich die Spitzenkandidaten Armin Laschet (CDU/CSU), Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) zum ersten Triell an. Die Zuschauer erleben eine selbstbewusste Annalena Baerbock, die fest davon ausgeht, Teil der Regierung zu werden. Scholz macht das Rennen. Wie es mit dieser Koalition in Ampelfarben ausging, wissen wir.