Künstliche Intelligenz: Wie Schalter im Auto überflüssig werden sollen

Ist das schon die KI-Revolution? Der Schauspieler Ewan McGregor steigt lässig in einen VW ID7 und beginnt unvermittelt zu plaudern, nachdem er IDA &bdquo;Hello“ gesagt hat. Prompt ist eine sympathische Frauenstimme zu hören, die dann dafür sorgt, dass das Entertainment-System McGregors &bdquo;Scottish Playlist“ abspielt, was die Laune des Mimen sichtbar steigert. Das kurze Video wurde gerade auf der weltgrößten Computermesse CES in Las Vegas vorgeführt. IDA kann noch mehr. Zum Beispiel die Klimaanlage steuern. Und wenn sie nicht weiter weiß, schaltet sie das generative Sprachmodell ChatGPT dazu. Das im Übrigen auch dazu dienen soll, Gespräche während einer Autofahrt um interessante Aspekte zu bereichern. Das zeigt: Die künstliche Intelligenz ist im Auto angekommen. Nicht nur bei Volkswagen. Wenige Stunden nach den Wolfsburgern präsentierte auch BMW in Las Vegas eine neue intelligente Sprachassistentin: Amazons Alexa in der sogenannten Large-Language-Model-Version (LLM), die auf &bdquo;viel menschlichere und gesprächsähnlichere Weise“ Antworten geben und Fahrzeugfunktionen steuern könne, so BMW. Sprachassistenten machen Knöpfe und Schalter im Cockpit überflüssig Die LLM-Anwendung ist noch in der Testphase. Aber die Möglichkeiten der Sprachassistenten im Auto werden seit gut einem Jahrzehnt von IT-Experten beschworen. Eins der Ziele ist, Knöpfe und Schalter im Cockpit überflüssig zu machen, was das Fahren sicherer machen soll, da der Wagenlenker weniger abgelenkt werde, wenn er verbale Befehle gibt: &bdquo;Licht an“ und &bdquo;Licht aus“ oder &bdquo;Scheibenwischer auf Stufe 3? – sofern das der Bordcomputer nicht ohnehin automatisch regelt. Auch der Chipgigant Intel will auf diesem neuen Markt mitspielen. Der US-Konzern kündigte an, dass die Strategie für künstliche Intelligenz auf die Automobilindustrie ausgeweitet und die Firma Silicon Mobility SAS übernommen werde. Es handelt sich um ein Silizium- und Softwareunternehmen, dass sich auf enorm wichtige Anwendungen für Elektroautos spezialisiert hat: auf intelligentes Energiemanagement, damit die Akkus möglichst lange Antriebsenergie liefern. Intel präsentierte zudem die erste Generation von höchst komplexen, aber kompakten Bauteilen (System-on Chips – SoCs), die für KI konzipiert sind und unter anderem die künftigen Alexas und IDAs zum Sprechen bringen sollen. Der Chipgigant spart beim Erläutern der Möglichkeiten nicht mit einem der neuen Zauberworte in der Hightechbranche: SDV - softwaredefinierte Vehikel. Was zwar nicht als Revolution, aber zumindest als die nächste Evolutionsstufe gilt, da Autos von &bdquo;weitgehend elektromechanischen Endgeräten zu intelligenten, erweiterbaren mobilen elektronischen Endgeräten“ würden, die kontinuierlich aufgerüstet werden könnten, so die Unternehmensberatung Deloitte. Die neuen SoCs sollen zuerst in den SDV der chinesischen Elektro-Marke Zeekr eingesetzt werden, &bdquo;um Entertainment der Extraklasse auf Basis generativer KI“ in Insassen zu bieten, erläutert Intel. Messe zeigt, was mit schlauer Software machbar ist Die Consumer Electronics Show, die noch bis Freitag läuft, könnte in der diesjährigen Ausgabe auch gut und gerne als Messe für KI (respektive AI – Artificial Intelligence) ausgewiesen werden. Gezeigt wird, was mit schlauer Software auch mit Staubsaugern, Kühlschränken und natürlich mit TV-Geräten alles angestellt werden kann. Gary Shapiro, Chef des Messeorganisators CTA, stuft künstliche Intelligenz in die gleiche Kategorie wie das Internet ein: Das sei ein riesiges Ding, das nicht mehr verschwinden werde. Microsoft hat daraus weitreichende Schlussforderungen gezogen. Auf der CES ist gleich eine ganze Serie neuer Computer von verschiedenen Herstellern zu sehen, die ihre Tastaturen mit der sogenannten Copilot-Taste von Microsoft ausgestattet haben, die gleich rechts neben der Leertaste platziert wird. Es ist seit 1994 als die Windows-Starttaste eingeführt wurde die erste Umgestaltung der Keyboards und zugleich ein Bekenntnis zur KI. Microsoft hat auf diesem Feld immense Ambitionen. In das Unternehmen OpenAI, das unter anderem ChatGPT geschaffen hat, wurden rund 13 Milliarden Dollar investiert. Die neue Taste soll den Direktzugang zu KI-Anwendungen ermöglichen, um E-Mails zu schreiben, Grafiken zu gestalten oder mit Chatbots zu interagieren. Microsoft-Manager Yusuf Mehdi erläutert in einem Firmenblog, dass die künstliche Intelligenz nahtlos ins Betriebssystem Windows eingewoben werde. Aber auch im Office-Paket, in der Suchmaschine Bing, in Sicherheits- und Finanzsoftware würden die intelligenten Algorithmen künftig werkeln, um Produktivität zu entfachen, betont Mehdi, der denn auch 2024 zum Jahr des &bdquo;AI-Personal-Computers“ erklärt hat. Damit spielt er auf die AI-Phones an, die demnächst kommen. Samsung plant ersten großen Paukenschlag auf der CES Den ersten großen Paukenschlag soll aber erst nach der CES geben. Am 17. Januar will Samsung in San Jose sein neues Flaggschiff-Smartphone vorstellen: Das Galaxy S24 wird angekündigt mit dem Slogan &bdquo;Galaxy AI is coming“. Marktforscher der Firma Counterpoint Research erwarten, dass in den nächsten drei Jahren mehr als eine Milliarde Handys mit KI-Anwendungen verkauft werden. Gemeint ist damit natürlich zuallererst ChatGPT. Aber auch das Programm Dall-E, das Bilder mittels Sprache erzeugt, soll große Chancen haben. Samsung werde bei den AI-Phones in den nächsten zwei Jahren einen Marktanteil von 50 Prozent ergattern, so die Counterpoint-Experten. Aber wie war das mit der KI-Revolution? Viele Fachleute waren davon ausgegangen, dass autonome Autos die Vorreiter machen. Doch zu diesem Thema gab es eher ernüchternde Aussagen in Las Vegas. Der Chef des japanischen Autobauers Honda, Toshihiro Mibe, räumte in einem Interview mit Bloomberg TV ein, dass es mit der Einführung von selbstfahrenden Roboter-Taxis in Tokio erst einmal nichts werde. Spätestens 2026 sollten die Fahrzeuge eigentlich über die Straßen rollen. Jetzt denke man über einen Zeitpunkt in den späten 2020er-Jahren nach, dann würden ausgereiftere Systeme zur Verfügung stehen.

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