Ein neuer Start ist eine neue Chance. Nach der Kommunalwahl nehmen nun die gewählten Bürgermeisterinnen und Landräte ihre Arbeit auf. Insgesamt hat die CDU in Ostwestfalen-Lippe einige Posten hinzugewonnen. Aber, und das ist bemerkenswert, es haben sich in 13 Kommunen Einzelkandidaten durchgesetzt.
Wir haben in OWL nun also einige Bürgermeister, die nicht für eine der bekannten Parteien kandidiert haben. Einige wurden von etablierten Parteien unterstützt, andere sind aber einfach so für sich und ihre Kommune in die Wahl gestartet und haben gewonnen. Tobias Tölle zum Beispiel in Bad Driburg.
Sie wurden aus unterschiedlichen Gründen in ihr Amt gewählt. Vielleicht, weil die Wählerinnen und Wähler ganz bewusst niemanden von den bekannten Parteien wählen wollten. So wie man sich nach Jahren mal für eine neue Kaffee-Sorte entscheidet. Einfach mal etwas Neues ausprobieren. Andere sind als Persönlichkeit im Ort bekannt und haben deshalb die Mehrheit geholt. Das seit einigen Jahren geltende Direktmandat stattet sie mit einem großen politischen Gewicht aus. Sie können gegenüber ihren Räten mit Autorität auftreten. Allerdings macht das ihre Arbeit auch schwerer.
Es soll ein neuer Wind wehen in OWL
Sie sind nicht mit einer Hausmacht ausgestattet, die sie zusätzlich zu ihrer Direktwahl trägt. Es gehört großes Geschick dazu, die eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Denn sie sind meist nicht angetreten, um die Arbeit so fortzusetzen, wie sie seit Jahren bekannt ist. Das ist sicher auch eine Motivation der Bürgerinnen und Bürger gewesen, ihnen ihre Stimme zu geben. Ein neuer Wind soll wehen. Im Gegenzug unterliegen die unabhängigen Bürgermeister keiner Parteidisziplin. Sie müssen sich nicht so sehr an den ideologischen Linien einer Partei orientieren. Tim Kähler (SPD) als unterlegener Bürgermeister Herfords kann davon berichten, wie es ist, für Entscheidungen auch gegen die eigene Partei zu kämpfen.
Es sind eher die kleineren Kommunen wie Barntrup, Borchen und Hille, in denen sich Einzelkämpfer durchgesetzt haben. Dort ist man schneller als Mensch und Politiker bekannt als in Bielefeld und Paderborn.
Nachteil: Fehlende Vernetzung
Ihr Nachteil ist jedoch die mangelnde Erfahrung und fehlende Vernetzung. Es mag etwas dauern, bis sie sich in ihren Aufgaben voll entfalten können. Diese Zeit sollte ihnen zustehen. Wichtige Aufgabe der kommunalen Spitzen ist es, vom Land entsprechende Gelder und Zuschüsse für die eigene Kommune zu organisieren. Da ist jemand, der bis nach Düsseldorf vernetzt ist, im Vorteil. Er hört über die Parteidrähte frühzeitig von Möglichkeiten und Fördertöpfen, findet Unterstützung. Politik hat viel mit Kommunikation und Networking zu tun. In jedem Fall ist es für OWL jedoch sehr gut, dass sich für alle Kommunen und Kreise geeignete Kandidaten, die jetzt zu Amtsträgern werden, gefunden haben. Das ist leider nicht mehr in allen Kommunen und Kreisen in Deutschland der Fall.