Meinung

Maschinenbau-Krise: Die Politik kann es nicht allein richten

Beim Maschinenbaugipfel hat die Branche dem Bundeskanzler ihren Frust entgegengeschleudert. Doch das eigentliche Problem wird Friedrich Merz nicht lösen können, kommentiert Andreas Niesmann.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht beim 15. Deutschen Maschinenbau-Gipfel. | © Soeren Stache/dpa

Andreas Niesmann
16.09.2025 | 16.09.2025, 16:35

Die Auftragslage mau, die Stimmung mies, der Ausblick düster: Die Wirtschaftskrise hält nicht nur Autobauer und Chemieindustrie in Atem, sondern auch die dritte deutsche Vorzeigebranche, den Maschinenbau. Seit dem Branchengipfel vom Dienstag weiß auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), wie tief der Frust inzwischen sitzt.

Furcht, Zögerlichkeit und das Zerreden von Reformen hat Maschinenbau-Präsident Bertram Kawlath dem Kanzler und dessen Regierung vorgeworfen. Zu Recht!

Nach einem vielversprechenden Start kommt die schwarz-rote Koalition mit der Modernisierung des Landes nicht voran. Im Gegenteil: Anstatt wichtige Probleme wie die seit Jahren bekannte Unterfinanzierung der Sozialversicherungen politisch anzugehen, hat die Regierung sie fürs Erste in Kommission geparkt. Das kostet Zeit, und es kostet Vertrauen.

Viele Probleme könnte Merz gar nicht lösen – selbst wenn er wollte

Dennoch macht es sich die Branche zu leicht, wenn sie nun mit dem Finger auf den Regierungschef zeigt. Weil Berlin auf geoökonomische Unwägbarkeiten wie die Trump-Zölle oder die lahmende Weltkonjunktur kaum Einfluss hat. Vor allem aber, weil das größte Problem der Maschinen- und Anlagenbauer ein hausgemachtes ist.

Maschinenbau-Präsident Bertram Kawlath. Der Bundesregierung wirft er Furcht, Zögerlichkeit und das Zerreden von Reformen vor. - © Soeren Stache/dpa
Maschinenbau-Präsident Bertram Kawlath. Der Bundesregierung wirft er Furcht, Zögerlichkeit und das Zerreden von Reformen vor. (© Soeren Stache/dpa)

Viele der einstigen Weltmarktführer haben ihren Vorsprung verloren. China entwickelt sich immer mehr vom Kunden zum Konkurrenten. Die Zeiten, in denen Antriebsaggregate, Industriepumpen und Produktionsanlagen made in Germany das Maß aller Dinge waren, sind vorbei. Firmen aus Fernost produzieren immer häufiger qualitativ ebenbürtig und zu deutlich günstigeren Preisen.

Es ist eine multiple Krise, aus der nur eine gemeinsame Kraftanstrengung hinausführt. Die Politik muss liefern, Unternehmen und Beschäftigte aber auch. Das scheint noch längst nicht überall angekommen zu sein. Womöglich muss die Lage erst schlimmer werden, ehe sie besser werden kann. Das sind keine guten Aussichten.