Meinung

Attacken gegen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst: Die Gewöhnung ist fatal

Neue Zahlen zeigen das wachsende Ausmaß. Dahinter steckt nicht nur eine gesellschaftliche Verwahrlosung, kommentiert unser Autor Markus Decker.

Ein Polizist sorgt in einem öffentlichen Gebäude für Sicherheit, das Schild weist auf das Verbot von Waffen hin. | © picture alliance/dpa

Markus Decker
03.09.2025 | 03.09.2025, 15:38

Die Zahlen sind erschütternd. Die Hälfte der Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist bei der Arbeit schon mal behindert, beschimpft oder angegriffen worden. Am häufigsten waren einer Umfrage zufolge Polizistinnen und Polizisten, Rettungskräfte und Notärztinnen betroffen. Aber auch Bus- oder Straßenbahnfahrer sind regelmäßig Ziel von Attacken. Lange herrschte die rückblickend geradezu romantisch wirkende Vorstellung, dass Repräsentanten des Staates Respektspersonen seien. Aus und vorbei.

Die Angriffe resultieren zum einen aus einem allgemein höheren Aggressionslevel. Der macht sich auf allen Ebenen bemerkbar: in digitalen Netzwerken, im Straßenverkehr oder bei Ämtern und Behörden. Die Gesellschaft verwahrlost an vielen Stellen, und das ist ein Ergebnis. Längst nehmen wir vieles als normal wahr, was in Wahrheit ganz und gar nicht normal ist. Die Gewöhnung ist fatal.

Zum anderen hat der demokratische Rechtsstaat massiv an Autorität verloren. Das wirkt sich nicht allein beim Ansehen von Politikern aus, sondern ebenso bei jenen, die den Staat im Alltag vertreten. Dabei bleibt ein Rest Unerklärliches. Polizisten, die das staatliche Gewaltmonopol ausüben, stellen sich darauf ein, dass sie selbst Gewalt erfahren. Bei Feuerwehrleuten oder Notärzten ist das anders. Menschen anzugreifen, die anderen zu Hilfe eilen und auf deren Hilfe Angreifer selbst mal angewiesen sein könnten, ist irrsinnig.

„Das können wir nicht achselzuckend hinnehmen“

Nun sind Schutzmaßnahmen bereits hochgefahren worden. Vor Bürgerämtern steht öfter mal Security. Und wer Beschäftigte des öffentlichen Dienstes angeht, der muss mit härteren Strafen rechnen. Doch offenkundig halten diese Maßnahmen mit dem Aggressionslevel nicht Schritt. Das können wir nicht achselzuckend hinnehmen.