Gemessen an der Wirtschaftsleistung gibt kein Land in Europa mehr Geld für Gesundheit aus als Deutschland. Und auch weltweit steht Deutschland an der Spitze, da nur die USA mehr investieren. Gesundheitszustand und Versorgungsqualität der Bevölkerung liegen in Deutschland jedoch lediglich im internationalen Durchschnitt. Das zeigt: Die jährlich knapp 500 Milliarden Euro werden nicht effizient genug eingesetzt.
Überdeutlich wird dieser Missstand aktuell bei der Versorgung kranker Kinder, die Eingriffe an Ohren, Mandeln und Polypen benötigen, jedoch erst nach einer Wartezeit von bis zu anderthalb Jahren auch erhalten. Die Wartezeit führt zu Leid und Entwicklungsstörungen und damit auch zu hohen Kosten im Gesundheitssystem, weil Kinder nach der Behandlung häufig Logopädie und andere Unterstützung benötigen.
Bundesregierung könnte den Spardruck der Krankenkassen deutlich senken
Hintergrund dieser Misere ist ein Streit zwischen Krankenkassen und HNO-Ärzten um die Vergütung solcher Eingriffe. Die gesetzliche Krankenversicherung hat die Vergütung gekürzt, weil der Spardruck immer größer wird. Grundsätzlich ist die Überprüfung und gegebenenfalls auch Anpassung von Vergütungen richtig und wichtig, weil die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben immer weiter auseinandergeht. Es gibt jedoch deutlich effektivere Maßnahmen, um diesen Druck zu senken und Kinder wieder besser versorgen zu können.
Gefragt ist hier jedoch die Bundesregierung, die sich unabhängig ihrer Couleur allerdings seit Jahren davor scheut, versicherungsfremde Leistungen endlich durch die Allgemeinheit finanzieren zu lassen und nicht mehr von den gesetzlich Krankenversicherten und ihren Arbeitgebern. Insgesamt beziffern die Krankenkassen die Ausgaben für versicherungsfremde Leistungen auf satte 59,8 Milliarden Euro.
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