In der EU ist die Zeit der ständigen Rücksicht auf Deutschlands Autokonzerne vorbei. Die Proteste von Unternehmen wie Volkswagen und BMW, die in den Augen vieler den Anschluss an die Weltmarktspitze verloren haben, blieben erfolglos: Seit Mittwoch sind die EU-Zölle auf E-Autos „Made in China“ in Kraft.
Bis zuletzt lief die deutsche Autoindustrie Sturm, da sie selbst in China günstig produziert und einige Modelle ab sofort mit hohen Zollgebühren nach Europa importieren muss. Für VW kommt das zum denkbar schlechten Zeitpunkt. Doch die Zölle sind nicht der Grund, warum VW und Co. in schwierigen Zeiten stecken.
Das einst versprochene Elektroauto für maximal 20.000 Euro ist nie auf den Markt gekommen, stattdessen mehr und mehr Modelle im hochpreisigen Premiumsegment mit lukrativen Margen. Das mag kurzfristig attraktiv sein, war aber nie eine langfristig erfolgversprechende Strategie.
Mehr Geld für riesige Investitionen nötig? Wenig überraschend!
Spätestens 2035 wird der klassische Verbrenner von der Verkaufsfläche verschwinden, E-Autos sollen die Straßen dominieren. Es ist daher wenig überraschend, dass Volkswagen nun in seiner Quartalsbilanz feststellt, dass mehr Geld für riesige Investitionen in die Zukunft nötig ist.
Zugleich droht der Konzern einmal mehr mit Werksschließungen, weil ihm die Standortkosten in Deutschland zu hoch sind – wenige Monate, nachdem er 4,5 Milliarden Euro an seine Aktionäre verteilt hat. Hätte er E-Autos entwickelt, die sich die breite Bevölkerung leisten kann, müssten nun nicht Tausende Menschen um ihren Job fürchten.
In China können VW, BMW und andere Hersteller vor allem wegen marktverzerrender Maßnahmen des chinesischen Staates billiger produzieren. Dagegen vorzugehen, ist nur richtig. Die EU-Zölle können dabei helfen, Arbeitsplätze in Europa zu retten. Brüssel verschafft den Autokonzernen mit den Zöllen Zeit. Sie müssen diese Zeit aber jetzt nutzen und nicht wieder falsch abbiegen.