Kommentar

Krankenhausreform: Eine längst überfällige Notwendigkeit

Krankenhäuser ringen um ihre Wirtschaftlichkeit und dem ländlichen Raum droht eine medizinische Unterversorgung. Das muss sich ändern, findet unser Autor.

Die Krankenhausreform sorgt in Deutschland für Diskussion. | © picture alliance / ZB

Wolfgang Mulke
22.09.2024 | 22.09.2024, 16:00

Eine Reform des Krankenhaussystems ist überfällig. Es macht keinen Sinn, die Einrichtungen sehenden Auges in die Pleite rauschen zu lassen. So schön die Nahversorgung am Ort auch ist: Es ist auch aus Sicht der Patienten besser, etwas weiter zu fahren, um dann bei komplexeren Behandlungen eine hochwertige medizinischen Leistung zu erhalten.

Übertrieben gesagt: Bevor ein meist nur mit Blinddarmoperationen befasster Arzt die Herz-OP vornimmt, flüchtet der aufgeklärte Patient doch lieber in eine ferne Uni-Klinik mit entsprechender Erfahrung. Dabei darf jedoch der ländliche Raum nicht zur versorgungsfreien Zone werden.

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Es wäre eine Illusion, alle Krankenhausleistungen überall und zu jeder Zeit bereithalten zu können. Dafür fehlt unter anderem das notwendige Personal. Hochspezialisierte Mediziner werden sich kaum in einer unattraktiven Provinzstadt bewerben, wenn sie auch anderswo mit Kusshand genommen werden. Beim pflegenden Personal sieht es nicht anders aus.

Operationen ohne Notwendigkeit

Und die Reform ist auch geeignet, einem weiteren Übel entgegenzutreten. Aus rein wirtschaftlichen Überlegungen werden in den Krankenhäusern Operationen vorgenommen, die gar nicht notwendig sind. Nicht umsonst ist die Zahl der Eingriffe am Knie zum Beispiel in Deutschland viel höher als in anderen Ländern. Der Nutzen mancher Therapie für die Patienten darf angezweifelt werden.

In einer alternden Gesellschaft wird die Finanzierung des Gesundheitssystems ohnehin zwangsläufig schwieriger. Es gilt also, dass beste aus weniger herauszuholen. Die geplante Reform ist ein Schritt in diese Richtung. Allerdings hat der Alleingang von Gesundheitsminister Karl Lauterbach viel Porzellan zerschmettert. Hoffentlich können die Scherben noch rechtzeitig von der letzten Abstimmung über das Vorhaben zusammengefegt werden. Von einem Scheitern hätte am Ende niemand etwas.