Alle Jahre wieder bringt der Entertainment-Riese Nintendo gemeinsam mit Game Freak ein neues Pokémon-Game auf den Markt. Die kultigen Taschenmonster kämpfen seit mittlerweile fast 30 Jahren auf Bildschirmen rund um den Globus, der Hype kennt weltweit kaum Grenzen. Grund genug für das japanische Unternehmen, in möglichst schnellen Abständen neue Pokémon-Spiele für die Nintendo-Konsolen zu veröffentlichen.
Auch wir gehören zu den großen Fans der Spielreihe rund um Pikachu, Glurak, Mewtu und Co., doch wir können nicht die Augen davor verschließen, dass kurze Entwicklungszeiten in der Vergangenheit durchaus negativen Einfluss auf die Qualität der Spiele aus der Hauptreihe hatten. Kritiker prangern regelmäßig vor allem die Grafik an, die nicht mehr zeitgemäß ist und im Vergleich zu anderen Spielreihen wie beispielsweise Zelda deutlich abfällt. Masse statt Klasse lautet hier der Vorwurf.
Bevor 2026 die zehnte Generation den Markt erobern soll, haben sich die Spieleentwickler für den aktuellen Titel „Pokémon-Legenden: Z-A“ diesmal drei Jahre Zeit gelassen – so viel wie nie zuvor. Ob sie damit die Herzen einiger Skeptiker zurückerobern können? Das haben wir getestet.
Pokémon-Revolution beim Fangen und Kämpfen
Bereits im vorherigen Legendentitel, „Pokémon-Legenden: Arceus“, wurde ein dynamischer Fangmodus ins Spiel integriert. Dieser Mechanismus wird auch im neuen Legenden-Teil fortgeführt und steht dem Spiel gut zu Gesicht. Wir fangen die wilden Pokémon direkt aus dem laufenden Spiel heraus statt in einem Extra-Fangbildschirm. Sehen wir ein Pokémon, dann schleichen wir uns an und werfen Bälle nach ihm, um es in unseren Besitz zu bringen. Das sorgt für mehr Dynamik im Spiel.
Komplett neu – und ziemlich cool – ist das neue Kampfsystem. Es stellt für Pokémonverhältnisse eine echte Revolution dar. Statt wie gewohnt rundenbasiert kämpfen wir in „Pokémon-Legenden: Z-A“ in Echtzeit gegen unsere Gegner. Wir denken nicht in Ruhe über unsere nächste Attacke nach, sondern reagieren schnell, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Damit es fair bleibt, haben alle unsere vier Attacken (die Anzahl ist immerhin gleich geblieben) einen Cooldown, nachdem sie eingesetzt wurden. Außerdem haben wir die Möglichkeit, deutlich schneller zwischen unseren Pokémon im Team hin- und herzuwechseln, und wenn wir nicht aufpassen, nimmt sogar unser Protagonist Schaden.
Wir schämen uns fast, die ganze Zeit von „dynamisch“ zu sprechen, aber genau das ist das Zauberwort im Spiel. Anstatt ewig nachzudenken und vor der Attackenauswahl noch kurz einen Snack aus der Küche zu holen, gehen wir diesmal voller Adrenalin in die Kämpfe. Das System ist sicher streitbar, und der eine oder andere Nostalgiker wird kopfschüttelnd durch Illumina City laufen, aber uns gefällt es ausgesprochen gut. Es fühlt sich realistischer und einfach zeitgemäß an.
Das Pokémon-Abenteuer in Illumina City beginnt
Apropos Illumina City: Fans kennen den Ort der Kalos-Region aus der sechsten Pokémon-Generation, in „Pokémon-Legenden: Z-A“ wird er erneut zum Zentrum unseres Pokémonabenteuers. Wir kommen als Tourist in die Stadt, mieten uns im Hotel Z ein und erhalten entweder Karnimani, Endivie oder Floink als Starterpokémon. Je nach eigenem Geschlecht treffen wir dann auf unseren „Rivalen“ Alton beziehungsweise unsere „Rivalin“ Zita.
Doch wo sind die Zeiten hin, als Rivalen noch echte Rivalen waren? Auch im neuen Pokémon-Game entpuppt sich unser Rivale mal wieder als freundlicher Weggefährte, mit dem wir uns in unsere zukünftigen Abenteuer stürzen. Der alte Herr Azett, Leiter der Unterkunft, nimmt uns ins Team MZ auf. Mit diesem sollen wir beim anstehenden Z-A-Royale-Turnier teilnehmen und im Rang aufsteigen: von Z nach A.
Doch bevor wir zur Elite gehören, liegt ein langer und steiniger Weg vor uns. Ähnlich wie in „Pokémon-Legenden: Arceus“ dauert es gerade zu Beginn sehr lang, bis wir die vielen kleinen Übungsmissionen abgeschlossen haben und so richtig ins Spiel kommen. Es ist ja nett, dass das Spiel auch Anfängern viel erklärt und so den Einstieg erleichtern möchte, auf Dauer wird das für uns aber zum nervtötenden Dauer-Textfeld-Wegklicken.
Wildsektoren für verschiedene Pokémon-Arten
Haben wir das hinter uns gebracht, begeben wir uns auf große Erkundungstour durch die Stadt. Wobei der Begriff „groß“ hier relativ ist, denn so riesig ist die Spielwelt, die nicht über Illumina City hinausgeht, nicht. Ab und an begegnen uns dort in den Gassen zwar vereinzelte Pokémon, insgesamt kommt die Stadt aber etwas eintönig und ziemlich ausgestorben daher. Ein Grund mehr, uns schnell in die sogenannten Wildsektoren zu begeben.
Durch holografische Barrieren sind die Bezirke von der Umgebung abgetrennt und ebenso wie die Stadt nicht wirklich groß. Die Sektoren sind an die Pokémon angepasst, die dort zu finden sind. Geisterpokémon finden wir so zum Beispiel auf einem Friedhof. Mit der Zeit schalten wir immer mehr Wildsektoren frei und können so neue Pokémon fangen und ins Team aufnehmen.
Der Pokédex ist in „Pokémon-Legenden: Z-A“ recht klein gehalten, was für uns allerdings kein Kritikpunkt ist. Die Dimension in vielen vorherigen Spielen war diesbezüglich sehr groß, diesmal haben wir so die Möglichkeit auf ein realistisches Vervollständigen unseres Dex. Und auch wenn „gotta catch them all“ seit jeher ein für uns bedeutender Aspekt der Spiele ist: Unsere Hauptaufgabe besteht darin, im Turnierrang aufzusteigen und so mal wieder (einer) der beste(n) Trainer aller Zeiten zu werden.
Dubiose Pokémon-Kämpfe in der Nacht
Dafür treten wir unseren Weg in die rot umrandeten Kampfzonen an und messen uns mit anderen Trainern. Hier tauchen wir ein in die dubiose Welt von Illumina City, denn die Kämpfe finden ausschließlich nachts statt. Ein Mechanismus, der wohl dafür sorgen soll, dass man länger im Spiel bleibt und nicht innerhalb von wenigen Stunden alle Ziele erreicht hat.
Wir kämpfen gegen rangähnliche Trainer und bekommen Punkte für Siege, um im Rang aufzusteigen. Außerdem können wir verschiedene spaßige Nebenmissionen erledigen, um zusätzliche Punkte zu sammeln. Absolvieren wir einige Kämpfe erfolgreich, dann erhalten wir ein sogenanntes Challenge-Ticket. Das erlaubt es uns, im nächsten Aufstiegskampf anzutreten. Die Ränge sind alphabetisch rückwärts sortiert und unser langfristiges Ziel lautet, Rang A zu erreichen.
Neben diesem Strang der Haupthandlung kehrt außerdem ein weiterer beliebter Mechanismus der sechsten Generation zurück: die Mega-Entwicklungen. Einige Pokémon, die eigentlich bereits ihre letzte Entwicklungsstufe erreicht haben, können sich im Kampf mithilfe von Megasteinen vorübergehend ein weiteres Mal entwickeln – in ihre Mega-Form.
Megamanie und hässliche Pokémon-Entwicklungen
Während unserer Reise tritt allerdings ein seltsames Phänomen auf: die Megamanie. Hierbei entwickeln sich wilde Pokémon im Spiel unkontrolliert zu ihren Mega-Formen und verursachen damit ein gehöriges Chaos. Uns bleibt nichts anderes übrig, als dieses Problem zu lösen, um die Pokémon-Welt in Illumina City wieder in Einklang zu bringen.
Den Mega-Mechanismus haben wir schon bei Pokémon X und Y geliebt, mit den neuen Mega-Entwicklungen tun wir uns zum Teil allerdings schwer. Einige neue Mega-Formen sind wirklich gelungen, andere wie Starmie oder Pyroleo sehen eher aus, als hätten sie die Entwickler nach Feierabend und mithilfe der Testversion eines Bildbearbeitungsprogramms designt. Insgesamt freuen wir uns aber, dass das Feature zurück ist. Mit ein wenig mehr Mühe hat das für die Zukunft viel Potenzial.
Das mit dem Potenzial gilt ohnehin in mehrfacher Hinsicht. Denn die Grafik des Spiels sieht zwar schick aus, kann aber aus unserer Sicht noch nicht das Ende des Möglichen sein. Ja, eine total realistische Welt würde wohl nicht zu den animierten Taschenmonstern passen, die in ihr hausen sollen. Trotzdem wünschen wir uns im Hinblick auf die zehnte Generation, die aller Voraussicht nach exklusiv für Nintendo Switch 2 erscheinen wird, noch einen deutlichen Sprung nach vorne.
Unser Fazit zu „Pokémon-Legenden: Z-A“
Uns gefallen viele Aspekte in „Pokémon-Legenden: Z-A“, und das Spiel macht einen Schritt in die richtige Richtung. Die Mega-Entwicklungen sind cool, das Kampf- und Fangsystem ist sehr gelungen und modern. Außerdem mögen wir, dass die Wildsektoren zu den in ihnen lebenden Pokémon passen.
Doch es gibt auch Kritikpunkte in der Welt von „Pokémon-Legenden: Z-A“. Das Spiel führt uns kaum aus Illumina City heraus und wenn doch, dann in Fangzonen von ebenfalls überschaubarer Größe. Uns fehlt das Hin- und Herreisen zwischen den Städten, um in der Story voranzukommen. Ebenso vermissen wir das Sammeln der Orden gegen die Arenaleiter in den verschiedenen Arenen. Das Rangaufstiegssystem bietet zwar coole Aspekte, die Story wird jedoch relativ schnell eintönig.
Insgesamt macht uns das Spiel vor allem zu Beginn großen Spaß, und viele Neuerungen funktionieren wirklich gut, es fehlt allerdings aus unserer Sicht an der Langzeitmotivation. Setzen Nintendo sowie Game Freak daran sowie am nicht ausgeschöpften Potenzial im Grafikbereich an, kann die zehnte Generation ein voller Erfolg werden. Wir geben die Hoffnung nicht auf und versuchen bis dahin, unseren Pokédex in „Pokémon-Legenden: Z-A“ zu vervollständigen.
„Pokémon-Legenden: Z-A“ ist am 16. Oktober für Nintendo Switch und Nintendo Switch 2 erschienen. Es ist freigegeben ab 6 Jahren und kostet etwa 50 Euro. Wir haben das Spiel für Nintendo Switch getestet.
Transparenzhinweis: Für diesen Test wurde uns vom Publisher ein kostenloser Review-Code zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf unsere Wertung.
INFORMATION
Kaufempfehlung
Pokémon-Veteranen: „Pokémon-Legenden: Z-A“ wagt den größten Schritt seit Jahren – mit Echtzeit-Kämpfen, Mega-Entwicklungen und dynamischem Fangsystem. Wer frischen Wind in der Serie sucht, wird hier fündig.
Nostalgiker: Bekannte Orte, vertraute Pokémon und der Charme der Kalos-Region sorgen trotz Neuerungen für ein wohliges Retro-Gefühl.
Neueinsteiger: Dank einfacher Steuerung und klarer Lernkurve ideal für alle, die erstmals in die Welt der Taschenmonster eintauchen.

