
Monoton und sperrig versus genial und atemberaubend: Als „Death Stranding“ im Jahr 2019 erschien, gab es unter den Spielerinnen und Spielern weltweit eigentlich nur diese beiden Extreme. Es war ein eigenwilliges Werk, das „Metal Gear“-Schöpfer Hideo Kojima da entwickelt hat. Ein Abenteuer in einer dystopischen Welt, in der ein Bote Pakete ausliefert – und gleichzeitig mit einem Baby im Glas vor der Brust gegen seltsame Monster kämpft. Ende Juni ist nun die Fortsetzung erschienen. Und die knüpft nahtlos an das Spielprinzip des Vorgängers an.
In „Death Stranding 2: On The Beach“ verkörpern wir wieder Sam Porter Bridges, der weiterhin von „Walking Dead“-Schauspieler Norman Reedus gespielt wird. Elf Monate nach den Ereignissen aus Teil eins hat sich unser Held ins Exil nach Mexiko zurückgezogen. Doch die Vergangenheit holt ihn ein, und neue Gefahren bedrohen die Menschheit. Schnell schnürt er deshalb wieder seine Wanderstiefel, um sich erneut dem Bösen entgegenzustellen. Unser Weg führt uns dabei bis nach Australien. Mehr wollen wir an dieser Stelle von der Geschichte nicht preisgeben. Nur so viel sei gesagt: Kojima-typisch kommt sie wieder ziemlich abgedreht daher.
Wie schon im ersten Ableger besteht unsere Hauptaufgabe darin, Lieferungen von A nach B zu transportieren. Um immer neue Knotenpunkte zu errichten, die die Reste der Zivilisation eint und im sogenannten chiralen Netzwerk zusammenbringt. Jede unserer Touren muss dabei gut vorbereitet sein. Nicht nur unwegsames Gelände steht uns im Weg, sondern auch Banditen und Gds (Gestrandete Dinge) – Wesen, die irgendwo zwischen den Lebenden und den Toten wandern.
„Death Stranding 2: On The Beach“: Kein Shooter, aber mehr Kämpfe
Wie wir unsere Routen planen, bleibt uns ganz selbst überlassen. Ob wir zu Fuß die oft vielen Kilometer zurücklegen wollen oder doch auf eins der zahlreichen Fahrzeuge zurückgreifen, die sehr früh im Spiel freigeschaltet werden, ist deshalb ebenso Abwägungssache wie unser Verhalten bei Gegnerkontakt. Schleichen, Umgehen oder die direkte Konfrontation heißen hier die Optionen, die uns das Spiel zur Verfügung stellt.
Insgesamt bietet „Death Stranding 2: On The Beach“ ein größeres Arsenal an Waffen. Maschinengewehre, diverse Granaten oder sogar Raketenwerfer und Mörser helfen uns beim Kampf gegen unsere Feinde. Ein besonderes Gimmick ist die sprechende Puppe Dollman, die wir nach dem Prolog freischalten. Mit ihrer Hilfe können wir gegnerische Lager ausspähen und Ziele markieren. Sam muss sie dafür einfach nur hoch in die Luft werfen.
Nachdem sich die Kämpfe im Vorgänger noch sehr ruckelig gespielt hatten, haben die Entwickler im Nachfolger die Performance deutlich verbessert. Ein Action-Shooter, das wollen wir an dieser Stelle aber ganz klar sagen, ist Sams zweites Abenteuer aber nach wie vor nicht. Wenngleich es insgesamt mehr direkte Konfrontationen gibt als beim ersten Teil, liegt der Fokus doch klar auf der Auslieferung von Waren und vor allem der Story.

Hollywood-Stars Léa Seydoux und George Miller dabei
Die Hauptfiguren des Spiels haben dabei alle ihre eigene – oft traurige – Geschichte. Fragile (Léa Seydoux) ist ebenso wieder mit von der Partie wie Higgs (Troy Baker). Auch weitere Stars wie zum Beispiel Regisseur George Miller („Mad Max“) haben Charakteren ihr Gesicht und im amerikanischen Original ihre Stimme geliehen. Der Filmemacher verkörpert den Kapitän der Magellan. Eine Art Raumschiff, das uns als Hub dient und unsere Crew unter einem Dach vereint.
Hier haben wir zudem einen privaten Raum, in dem wir unsere Ausrüstung aufwerten oder unsere Waffen testen können. Nach jedem erfolgreichen Lieferauftrag bekommen wir Baupläne für neue Hilfsmittel. Das war schon im Vorgänger so und setzt sich in Teil zwei fort.
Neu ist, dass unser Protagonist über einen Fähigkeitenbaum verfügt. Erfahrungspunkte können wir zum Beispiel für eine bessere Schusseffizienz oder längere Akkulaufzeit bei unseren Fahrzeugen einsetzen.
„Death Stranding 2: On The Beach“ setzt aufs Netzwerk
Eine weitere aus unserer Sicht sehr sinnvolle Verbesserung ist, dass wir jetzt unseren Rucksack jederzeit ablegen können. Das macht das Ausschalten von feindlichen Lagern deutlich einfacher, weil wir im hohen Gras nicht mehr sofort durch unsere turmhohe Ausrüstung auffallen. Außerdem dürfen wir in Minen nun Rohstoffe abbauen und durch ein Schienennetz die Transportwege verkürzen.

Neben unserer Crew können wir uns auch dieses Mal wieder auf die Community verlassen: Einen klassischen Mehrspielermodus gibt es weiter nicht – aber nach wie vor hinterlassen andere Spielerinnen und Spieler trotzdem ihre Fußspuren in der Postapokalypse. Eine Onlineverbindung vorausgesetzt, können wir beispielsweise Brücken nutzen, die sie gebaut haben. Oder gemeinsam ganz andere Bauprojekte realisieren.
Weil „Death Stranding 2: On The Beach“ auf der Decima-Engine von Guerilla Games basiert, die auch schon „Horizon: Forbidden West“ angetrieben hat, ist die Grafik wirklich umwerfend. Die Charaktere sind hervorragend animiert, und die Spielwelt wirkt detailliert und extrem dynamisch. Selbst auf der normalen Playstation 5 – nicht nur auf der Pro.
So fällt unser Fazit aus
Alles in allem finden wir das Spiel wirklich gelungen. Technisch zählt es wahrscheinlich sogar zu den besten der aktuellen Konsolengeneration. Auch wenn das Lieferboten-System weiter im Vordergrund steht, haben die Entwickler mit dem zweiten Teil ein bisschen mehr den Mainstream-Nerv getroffen. Ohne dabei die Identität des ersten Teils zu zerstören.
Etwa 30 bis 40 Stunden dauert es, ehe der Abspann über den Bildschirm flackert. Komplett durchgespielt haben wir „Death Stranding 2: On The Beach“ zum Zeitpunkt dieser Review noch nicht.
Das Spiel ist am 26. Juni exklusiv für die Playstation 5 erschienen und kostet rund 80 Euro.