
Als Sony Anfang 2025 das Remaster von „Days Gone“ für PS5 und PC ankündigte, war die Überraschung groß. Sony versprach eine umfassende technische Überarbeitung, neue Spielmodi und ein Erlebnis, das endlich das Potenzial des Originals ausschöpfen sollte. Die Erwartungen: „Days Gone“ sollte jetzt so aussehen und laufen, wie es 2019 hätte sein sollen – ein Versprechen, das viele Fans und Kritiker neugierig machte. Uns natürlich auch.
Tatsächlich hat sich „Days Gone“ über die Jahre zu einer Art Kultspiel entwickelt, das trotz gemischter Kritiken eine treue Fangemeinde aufgebaut hat. Oder sagen wir so: Die einen haben es abgöttisch geliebt und sich eine Fortsetzung gewünscht (die von Sony jedoch eigentlich radikal gestrichen wurde), die anderen fanden das Spiel unausstehlich (aus verschiedenen, auch nachvollziehbaren Gründen).
Die Remastered-Version ist Sonys Versuch, das Image des Spiels aufzupolieren – und vielleicht sogar die Diskussion um eine mögliche Fortsetzung neu zu entfachen. Gibt es doch noch Hoffnung?
Worum geht’s in „Days Gone Remastered“?

Wir wollen es hier kurz machen, denn an der Geschichte hat sich im Remaster nichts geändert. Im Zentrum steht der Biker Deacon St. John, der sich in einer postapokalyptischen Welt voller „Freaker“ – zombieähnlicher Kreaturen – durchschlägt. (Ob Dacon ein Sympathieträger ist, daran schieden sich schon 2019 die Geister.)
Die offene Welt Oregons ist rau, atmosphärisch und geprägt von Survival-Elementen, Motorrad-Action und halb-dramatischen Storylines. Spielerinnen und Spieler erleben eine düstere Reise durch eine von Verfall und Hoffnungslosigkeit geprägte Landschaft, in der nicht nur Monster, sondern auch Menschen zur Gefahr werden.
Was hat uns gefallen?
Das Remaster von „Days Gone“ ist in erster Linie ein technisches Meisterwerk, das dem Spiel ein völlig neues Gesicht verleiht. „Endlich!“, sagen wir. Die Entwickler haben die Grafik umfassend überarbeitet, und das sieht man: Die Texturen sind deutlich schärfer, die Vegetation dichter und lebendiger, und das neue Beleuchtungssystem sorgt für eine Atmosphäre, die das postapokalyptische Oregon noch glaubwürdiger macht. Besonders die Nächte und Wettereffekte profitieren von der neuen Technik – Dunkelheit und Regen wirken jetzt bedrohlich und eindringlich. So hätte „Days Gone“schon 2019 sein sollen! „Days Gone“ ist im Next-Gen-Alter angekommen.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist die drastisch verkürzte Ladezeit. Wo das Original auf der Playstation 4 noch mit langen Wartezeiten zu kämpfen hatte, sind diese auf der PS5 sehr nach unten geschraubt und teilweise gar nicht mehr vorhanden. Völlig verrückt, dass 2025 nun ein Spielstart von „Days Gone“, schnelles Reisen und das Nachladen von Gebieten fast ohne Unterbrechung funktionieren – wer hätte das gedacht? Spaß beiseite: Das macht das Spielen deutlich angenehmer. Auch PC-Spieler profitieren von schnelleren Ladezeiten, was das Remaster zu einer sehr guten technischen Leistung macht.

Mit dem neuen „Horde Assault Mode“ bringt „Days Gone Remastered“ eine willkommene Abwechslung ins Spiel. In diesem Modus treten Spieler gegen immer größere und gefährlichere Freaker-Wellen an – teils in eigens dafür gestalteten Arenen. Das Gameplay ist fordernd und belohnt taktisches Vorgehen sowie den geschickten Einsatz von Ressourcen und Waffen. Erst überlegen, dann überleben. Für uns ist der „Horde Assault Mode“ eine gelungene Ergänzung, die dem Spiel auch nach dem Abschluss der Story noch neue Motivation bringt.
Das Remaster bietet außerdem verschiedene Grafik- und Performance-Optionen: Spieler können zwischen 4K-Auflösung mit 30 FPS oder einer flüssigeren Darstellung mit 60 FPS in niedrigeren Auflösungen wählen. Es heißt, dass das Spiel besonders auf der PS5 Pro eine beeindruckende Balance aus Optik und Performance zeige – wir haben das Spiel auf der normalen PS5 getestet.
Was hat uns nicht gefallen?

Tja, was hat uns nicht gefallen? Optik ist eben nicht alles. Trotz der technischen Verbesserungen bleibt die narrative Seite von „Days Gone“ blass. Die Geschichte um Deacon St. John und seine Suche nach Hoffnung in einer zerstörten Welt wirkt auch im Remaster noch total klischeebehaftet und wenig originell. Deacon selbst polarisierte schon 2019 – viele Spielerinen und Spieler sahen ihn als eindimensionalen Antihelden mit wenig Tiefe. Daran hat sich leider nichts geändert.
Die Dialoge wirken oft hölzern und aus der Zeit gefallen, und die emotionalen Momente kratzen uns zu sehr an der Oberfläche. Sehr schade, dass das Remaster hier nicht mehr gewagt hat. Zusätzliche Zwischensequenzen oder überarbeitete Skripte wären eine gute Idee gewesen.
Aber auch das Grundgerüst des Spiels wurde kaum verändert. Die offene Welt bietet eine Vielzahl von Nebenaufgaben, die sich jedoch oft repetitiv anfühlen: Sammeln, sammeln, sammeln, dazu einfache Eliminierungsaufträge und immer wiederkehrende Fraktionsmissionen dominieren das Geschehen in „Days Gone“. Und dennoch: Irgendwie gerät man zwischendurch in einen Rausch und man will doch noch eine Runde weitermachen, noch ein Nest ausräumen, noch eine Horde vernichten.
Wie viele Open-World-Games leidet auch „Days Gone“ unter einem Problem: Die Welt wirkt zwar groß und atmosphärisch, aber spielerisch wenig abwechslungsreich. Wer bereits viele Genrevertreter kennt, wird hier wenig Innovation finden. Die Horden gehören für uns zur Innovation, und auch die Idee, den Hordenkiller auf ein Motorrad zu setzen. Allerdings wurde auch Fahrphysik des Motorrads, das nun mal das zentrale Fortbewegungsmittel ist, im Remaster nur marginal verbessert. Daran könnte vielleicht ein Patch noch etwas ändern.
Wir hatten es gar nicht mehr so in Erinnerung, aber: Die Story zieht sich über viele Stunden, was sicher nicht jedem Spieler gefällt. Gerade in der zweiten Hälfte des Spiels schleichen sich Längen ein. Für Spieler, die eine knackige, fokussierte Geschichte wollen, ist „Days Gone Remastered“ nur bedingt geeignet. Wer ungern aus der Spielwelt wieder entflieht, der kann in „Days Gone“ ganz wunderbar vom Alltag flüchten.
Bleibt noch die Frage, ob jemand, der bereits das Original besitzt, jetzt nochmal beim Remaster zugreifen muss: Es ist nun mal vor allem ein optisches und technisches Upgrade. Inhaltlich bleibt das Spiel fast unverändert, abgesehen vom neuen Hordenmodus. Wer also bereits 2019 intensiv durch die Welt von „Days Gone“gekachelt ist, wird hier wenig Neues entdecken. Das Remaster ist eher ein Fest für Neulinge und Fans, die das Spiel auf moderner Hardware erleben wollen.
Wie stehen die Chancen auf „Days Gone 2“?

Offiziell hat Sony eine Fortsetzung ausgeschlossen. Bereits 2021 wurden Pläne für „Days Gone 2“ eingestellt, und auch das nächste Projekt von Bend Studio wurde abgesagt. Dennoch lässt die Entscheidung, ein technisch aufwendiges Remaster mit neuen Inhalten zu veröffentlichen, Raum für Spekulationen. Sollte die Remastered-Version kommerziell und kritisch überzeugen, könnte Sony die Marke eventuell doch wiederbeleben. Die ersten internationalen Wertungen sind sehr gut, bei Reddit und anderen Netzwerken sind die Diskussionen bereits im vollen Gange. Bislang bleibt die Zukunft von „Days Gone“ allerdings ungewiss – Fans (wie wir) müssen sich vorerst mit dem gelungenen Remaster begnügen.
Unser Fazit zu „Days Gone Remastered“
„Days Gone Remastered“ ist das Spiel, das wir 2019 verdient gehabt hätten: technisch beeindruckend, atmosphärisch dicht und mit einem neuen Modus, der echten Mehrwert bietet. Die grafischen Verbesserungen und die praktisch nicht mehr vorhandenen Ladezeiten machen das Zombie-Abenteuer endlich zu einem modernen Erlebnis.
Trotzdem bleibt „Days Gone“ erzählerisch das, was es schon 2019 war. Hier hätte man mehr Mut haben dürfen. Fans des Genres sowie Neueinsteigern sei das Remaster aber deutlich empfohlen. Für alle anderen ist „Days Gone Remastered“ ein nettes, aber nicht (über-)lebenswichtiges Upgrade.
„Days Gone Remastered“ ist seit dem 25. April 2025 für die Playstation 5 erhältlich, kostet rund 50 Euro und ist freigegeben ab 18 Jahren. Wer bereits die PS4-Version besitzt, kann das Spiel für 10 Euro auf die Remastered-Version upgraden. PC-Spieler, die bereits „Days Gone“ besitzen, können alle neuen Inhalte über den „Broken Road“-DLC für 10 Euro nachrüsten.