Games

"Super Mario Bros. Wonder" im Test: Der Kult-Klempner ist zurück – und wie!

Nintendo hat es wieder getan und ein 2D-Abenteuer entwickelt, das unseren Autoren schwer begeistert. Warum das Spiel so überzeugend ist, erklärt er in diesem Artikel.

Das 2D-Abenteuer "Super Mario Bros. Wonder" ist am 20. Oktober für Nintendo Switch erschienen. | © Nintendo, 2023

26.10.2023 | 26.10.2023, 16:39

Knapp 11 Jahre ist es her, dass das japanische Unternehmen Nintendo ein vollwertiges 2D-Abenteuer aus dem Universum von Super Mario – dem bekannten und beliebten Klempner – auf den Markt gebracht hat. Die Fans der Spielreihe waren sich jedoch größtenteils einig, dass "New Super Mario Bros. U" mehr Enttäuschung als spaßige Unterhaltung zu bieten hatte. Das Spiel wirkte lieblos und uninspiriert. Auch wir erinnern uns, dass wir das Spiel schnell wieder in die Ecke gelegt und uns anderen Aufgaben gewidmet haben.

Nun hat sich Nintendo für seinen neuen Titel, "Super Mario Bros. Wonder", lange Zeit gelassen. Mit der Erwartungshaltung, dass es nur besser werden kann, sind wir ins Spiel gegangen. Und was sollen wir sagen: Besser ist deutlich untertrieben. Trotz kleiner Schönheitsfehler, auf die wir im Verlauf noch zu sprechen kommen, lieben wir den neuen 2D-Hüpfausflug von Mario und seinen Freunden seit der ersten Spielstunde. 11 Jahre Wartezeit haben sich definitiv gelohnt!

Mit der Story punktet das Spiel nicht unbedingt, die ist schnell erzählt. Wir befinden uns diesmal nicht im Pilzkönigreich, sondern sind ins benachbarte Blumenkönigreich gereist. Dort helfen wir dem Regenten, der süßen Raupe Prinz Florian. Bösewicht Bowser ist mal wieder der Antagonist und verschmilzt mithilfe einer sogenannten Wunderblume mit dem Schloss des Königreichs – ein spezieller Anblick.

12 spielbare Charaktere

Unsere Mission ist es, das Schloss vom König der Koopas zu befreien. Dafür müssen wir uns durch acht verschiedene Welten kämpfen, die wir im Spielverlauf kennenlernen. Immerhin: Prinzessin Peach wird diesmal nicht entführt; sie unterstützt uns, wenn gewünscht, sogar auf unser Reise. Mit zwölf spielbaren Charakteren bietet das Spiel nämlich mehr Auswahl als jemals zuvor: Wahlweise können Mario, Luigi, Peach, Daisy, zwei verschiedene Toads, Toadette, vier Yoshi-Formen und Mopsie gespielt werden.

Etwas schade: Die Charaktere haben dabei keine individuellen Eigenschaften. Dafür haben die Entwickler an Anfängerinnen und Anfänger gedacht. Die Yoshi-Formen und Mopsie können durch Gegner keinen Schaden nehmen. Sie ereilt lediglich der Spieltod, wenn sie in den Abgrund stürzen. Dafür können sie allerdings auch keine Power-Ups nutzen und keine Abzeichen (dazu später mehr) tragen.

Für uns ist das entsprechend keine Option, wir wollen den vollen Spielspaß mitnehmen und natürlich etwas riskieren. Uns blutet leicht das Herz, dass Lieblingscharakter Yoshi als einer der Anfänger-Charaktere auserwählt wurde. Aber so ist es eben, das harte Leben als Mario-Vollprofi.

Fünf-Sterne-Level fordern uns

Und so tauchen wir direkt zu Beginn ein in eine blumige Welt auf der Röhrenfelsen-Wiese. Nach einigen Spielstunden fällt uns allerdings positiv auf, dass sich die verschiedenen Welten im Gegensatz zu Vorgängerspielen weniger strikt an thematische Vorgaben halten. Innerhalb einer Welt kann die Umgebung von grünen Wiesen zu staubigen Felsen wechseln, und auch die eisigen Gletscherspalten sind nicht weit.

Die Welten sind liebevoll gestaltet und gefallen uns sehr. Zu jedem Level ist ein Schwierigkeitsgrad zwischen einem und fünf Sternen angegeben, der ziemlich genau auf das vorbereitet, was uns kurze Zeit später erwartet. Wem also der Sinn nach entspanntem Levelhüpfen steht, der sollte dann die Fünf-Sterne-Levels besser links liegen lassen. Abwechslungsreich gestalten sich auch die verschiedenen Level-Arten.

Neben den klassischen Levels gibt es einige besondere Elemente: Wettrennen gegen den Wiggler-Tausendfüßler, Kampfpartys, bei denen schnell alle Gegner zerstört werden müssen, und sogenannte Verschnaufpausen. Bei diesen atmet man einfach mal durch und lernt in kurzen Missionen neue Gimmicks kennen oder verdient sich leicht zusätzliche Wundersamen. Bestens geeignet zum Entschleunigen. Wer jedoch Action braucht, zieht schnell weiter zu den herkömmlichen Levels, an deren Ende wie gewohnt die Zielflagge wartet.

Die Neuerungen

Die Levels haben nämlich genau die richtige Mischung aus machbar und herausfordernd. Die Steuerung ist gewohnt intuitiv und punktet vor allem durch hohe Präzision. Das Sprung- und Laufgefühl ist hervorragend, trotzdem bringen uns speziell die schwierigen Levels immer wieder an unsere hüpferischen Grenzen. Wir können das Tempo meist selbst bestimmen und entscheiden, ob wir uns Zeit lassen und alle versteckten Items finden wollen, oder ob wir in eiliger Klempner-Manier durchs Level flitzen, um voranzukommen.

Wenn Mario sich zu einem Elefanten verwandelt, kann er lästige Gegner einfach mit seinem Rüssel aus dem Weg räumen. Törööö! - © Nintendo, 2023
Wenn Mario sich zu einem Elefanten verwandelt, kann er lästige Gegner einfach mit seinem Rüssel aus dem Weg räumen. Törööö! (© Nintendo, 2023)

Das alles klingt bisher nach einer runden, aber nicht wirklich neuen Sache. "Super Mario Bros. Wonder" hat allerdings auch Innovationen im Gepäck. Neben alt bekannten Power-Ups wie der Feuerblume oder dem Riesenpilz haben Mario und Co. nämlich einige echte Kracher auf Lager. Da ist zum einen die Seifenblasen-Blume, mithilfe derer man lästige Gegner mal kurz ins Blasengefängnis schicken kann, oder der Bohrerpilz, der uns nicht nur in den Boden, sondern oft auch in die Decke graben und so einige versteckte Geheimnisse entdecken lässt.

Besonders ins Auge springt allerdings die bereits im Vorfeld offensiv beworbene Verwandlung Marios in einen Elefanten, wenn er die Elefantenfrucht einsammelt. Mit dem Rüssel kann fortan alles aus dem Weg geräumt werden, was einem so in die Quere kommt. Insgesamt eine nette Spielerei, allerdings ist die Verwandlung aus unserer Sicht kein Upgrade zu den anderen nutzbaren Power-Ups. Trotzdem bringen die neuen Möglichkeiten zusätzlichen Spielspaß mit sich.

Abzeichen-System

Und auch die nächste Neuerung ist gelungen. Insgesamt 24 verschiedene Abzeichen können im Lauf des Spiels auf verschiedenen Wegen eingesammelt werden. Aus denen, die man im Besitz hat, kann man vor jedem Level ein Abzeichen auswählen. Neben kleinen Hilfestellungen wie einem automatischen Startpilz gibt es unter anderem eine Fallschirmmütze, einen Delfin-Kick und einen Unsichtbarkeitsmodus. Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, finden jedoch: Der Mechanismus schafft es, die verschiedenen Level-Erlebnisse noch individueller zu gestalten.

Für ein ganz besonderes Spielerlebnis sorgt auch die letzte Neuerung, die Wunderblume. Sie versteckt sich in nahezu allen Levels und verändert den Spielablauf massiv. Es kann passieren, dass Röhren zum Leben erwachen, sich der Bildschirm dreht oder dass sich das ganze Level wie im Zeitraffer abspielt.

Das klingt zunächst stressig, ist aber sehr gut umgesetzt und sorgt dafür, dass bei uns keine Langeweile aufkommt. Zur Belohnung gibt es jeweils die für den Spielfortschritt elementaren Wundersamen. Nur wenn wir davon genug einsammeln, wird uns innerhalb des Blumenkönigreichs der Zugang zu neuen Welten gestattet.

Kritik

Bei all dem berechtigten Lob gibt es trotzdem drei Dinge, die wir kritisieren. Zum einen ist es, wie erwähnt, schade, dass die einzelnen Charaktere keine individuellen Fähigkeiten mit sich bringen. Das Abzeichen-System ist wirklich super, für die Zukunft wäre eine Verknüpfung von beidem schön. Charaktere, die sich individuelle Eigenschaften erspielen können, die sie in bestimmten Bereichen zur perfekten Wahl machen, würden den Spielspaß aus unserer Sicht noch weiter erhöhen.

Im Multiplayermodus ist man eher auf sich alleine gestellt, statt gemeinsam im Team zu arbeiten. - © Nintendo, 2023
Im Multiplayermodus ist man eher auf sich alleine gestellt, statt gemeinsam im Team zu arbeiten. (© Nintendo, 2023)

Auch die Endbosskämpfe müssen wir ansprechen. Die sind größtenteils zu einfach und wenig abwechslungsreich. Der finale Kampf gegen Bowser entschädigt dann allerdings für einiges und ist wirklich gelungen inszeniert. Der Multiplayer-Modus hat ebenfalls Luft nach oben, die getätigten Änderungen im Vergleich zur Vergangenheit gefallen uns nicht. Zwar kann man die Levels im Team gut schaffen und das Miteinander macht Spaß, wirklich gemeinsam arbeiten wir aber nicht am Fortschritt.

Es gibt keine Gemeinschaftsaktionen wie in früheren Spielen üblich, dass man beispielsweise auf einen anderen Charakter hüpfen muss, um nach oben zu kommen, oder dass man einen Mitstreiter über ein gefährliches Hindernis wirft, um ihn voranzubringen. Entsprechend fühlt es sich leider so an, als wäre man zwar zusammen unterwegs, aber völlig auf sich alleine gestellt.

Fazit

Insgesamt trüben diese Schönheitsfehler das Spielerlebnis aber nur geringfügig, und wir haben uns vom neuen Titel aus dem Haus Nintendo stundenlang wunderbar unterhalten gefühlt. Wer im Mario-Universum zuhause ist und 2D-Abenteuer mag, für den ist "Super Mario Bros. Wonder" ohne Zweifel ein absoluter Pflichtkauf.

"Super Mario Bros. Wonder" ist am 20. Oktober für Nintendo Switch erschienen und kostet circa 50 Euro.