Nach dem tödlichen Großbrand in einem Hongkonger Wohnkomplex suchen die Ermittler weiter nach der Ursache für den Ausbruch der Flammen. Wie die Behörden mitteilten, nahm die Polizei drei Menschen einer Baufirma mit Verdacht auf fahrlässige Tötung fest. Berichten der «South China Morning Post» zufolge durchsuchten Beamte auch Büroräume des Unternehmens.
Bei dem verheerendsten Brand in der chinesischen Sonderverwaltungsregion seit Jahrzehnten kamen mindestens 44 Menschen ums Leben. Die Einsatzkräfte suchten noch nach fast 280 Vermissten. In den Kliniken um den betroffenen Stadtteil Tai Po wurden weitere 45 Menschen behandelt. Unter den Toten war auch ein 37-jähriger Feuerwehrmann, der am Einsatzort bewusstlos gefunden wurde und im Krankenhaus starb.
Feuerwehr rettet Haustiere
Medienberichten zufolge retten die Helfer weitere Überlebende aus den betroffenen Gebäuden. Die Feuerwehr brachte am Morgen (Ortszeit) zudem mehrere Katzen und Hunde, die überlebt hatten aus den Gebäuden, wie auf Fotos zu sehen war.
Über den Hochhausblöcken der Wohnanlage Wang Fuk Court zogen am Vormittag (Ortszeit) weiter dichte Rauchschwaden, während die Feuerwehr ihre Löscharbeiten von Drehleitern aus fortsetzte, wie Live-Übertragungen zeigten. Wegen der Verkehrsbehinderungen fiel an 13 Schulen der Unterricht aus.
Die dramatischen Bilder des Brandes der höchsten Kategorie fünf gingen um die Welt. Das Feuer war am Mittwoch aus bislang noch ungeklärter Ursache ausgebrochen und hatte sich rasch über mehrere eingerüstete Hochhäuser ausgebreitet. Die Feuerwehr berichtete von extremen Temperaturen in den oberen Stockwerken und schwierigen Bedingungen bei der Brandbekämpfung. Mittlerweile brachten die Einsatzkräfte die Feuer weiter unter Kontrolle, meldeten aber noch Flammen in drei Wohnblöcken.
Sicherheitsstandards im Fokus
Aus dem Ausland erreichten Hongkong erste Beileidsbekundungen. Das Generalkonsulat Großbritanniens drückte den Betroffenen und Rettungskräften seine Nähe aus. Hongkong war bis 1997 britische Kronkolonie.
Auch die diplomatischen Vertretungen Deutschlands, der EU und der USA zeigten online ihre Anteilnahme. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte sich bereits am Vortag betroffen über den Brand gezeigt und Pekings Unterstützung zugesichert, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete.
Die Behörden prüfen insbesondere die Sicherheitsstandards der traditionellen Bambusgerüste und der daran befestigten Schutznetze, mit denen alle Gebäude wegen Renovierungsarbeiten verkleidet waren. Ermittler fanden mit Polystyrolplatten – einem leicht entflammbaren Kunststoff, der häufig als Dämmmaterial verwendet wird – verbaute und teils blockierte Fenster sowie mutmaßlich minderwertige Baumaterialien. Beides könnte dazu beigetragen haben, dass sich das Feuer so schnell ausbreitete.
Rettungsarbeiten könnten noch lange dauern
Die Wohnanlage stammt aus den 1980er Jahren und war für Renovierungsarbeiten eingerüstet. Die Flammen breiteten sich auch durch den Wind rasch aus und griffen auf sieben der acht Gebäude über, die alle mehr als 30 Stockwerke hoch sind. In der Anlage befinden sich fast 2.000 Wohnungen.
Durch den Großbrand mussten rund 900 Menschen Unterschlupf in öffentlichen Schutzräumen suchen. Berichten zufolge rechnen die Behörden damit, dass die Rettungsarbeiten mindestens bis zum Abend (Ortszeit) weitergehen werden.

