Tragische Sirupdiebe, schräge Superhelden und die zweite Staffel von „Squid Game“: Wir stellen die interessantesten Neuerscheinungen vor, die im Dezember bei Streaminganbietern oder in Mediatheken starten.
„Black Doves“ – ab dem 5. Dezember auf Netflix
Es ist eine Welt voller Agenten. Eine Welt, in der jeder Schreibtisch ein Geheimfach hat und jeder Protagonist eine Doppel- oder gar Tripelidentität besitzt. Die neue Netflix-Hochglanzproduktion „Black Doves“ bedient mit ihrem Mix aus Action, Humor und internationalen Schauplätzen alle Erwartungen an eine Spionageserie.
Im Mittelpunkt steht Keira Knightley („Fluch der Karibik“) als schöne Helen, Gattin eines britischen Spitzenpolitikers, in Wahrheit aber eine Spionin auf Stöckelschuhen: Mrs. Perfect horcht ihren eigenen Mann aus und gibt die Insiderinformationen an eine Geheimorganisation weiter. Als ihr Liebhaber ermordet wird, droht sie aufzufliegen – Ben Whishaw, bekannt als „Q“ aus „James Bond: Keine Zeit zu sterben“, wird ihr als smarter Beschützer zur Seite gestellt.
„The Franchise“ – ab 6. Dezember auf Sky
Sie schlägern sich als Thor, Hulk oder Captain America in bunten Kostümen durch sündhaft teure Blockbuster: Superheldenfilme dominieren die Leinwände, nun macht sich eine Satireserie von HBO darüber lustig. In „The Franchise“ laufen die aufwendigen Dreharbeiten zur fiktiven Comicadaption „Tecto – Eye of the Storm“, völlig aus dem Ruder – Daniel Brühl spielt den Regisseur, einen deutschen Autorenfilmer, der irgendeine tiefsinnige Botschaft in das Spektakel packen will, er weiß nur noch nicht, welche.
Die witzige Hollywood-Satire steckt voller Anspielungen auf einschlägige Filme, stammt von den Machern der Politsatire „Veep“ und beantwortet mit viel Spott die Frage, wie es wohl hinter den Kulissen einer Blockbuster-Reihe mit all ihren Megastars und Megabudgets zugehen mag.
„The Sticky“ – ab 6. Dezember auf Prime Video
5.000 Tonnen Ahornsirup im Wert von zig Millionen Dollar – einfach weg. Viele Kanadier waren nach diesem Jahrhundertraub 2012 entsetzt, die Missetat galt als nationale Katastrophe. Lose angelehnt an den großen Sirup-Klau erzählt die Serie „The Sticky“ mit skurrilem Humor eine warmherzige Geschichte aus einer sehr kalten Gegend, in der Underdogs ums Überleben kämpfen.
Sonderlinge wie die bärbeißige Ruth (Margo Martindale), die auf ihrer kleinen Sirupfarm den Bäumen eigenhändig den Saft abzapft. Als ihr die Enteignung droht, verbündet sich Ruth mit dem Gangster Mike Byrne (Chris Diamantopoulos) und dem adipösen Wachmann Remy Bouchard (Guillaume Cyr). Schnee, Landeier und Kriminalität: Das ist seit „Fargo“ ein gutes Erfolgsrezept.
„Zorro“ – ab 6. Dezember auf Paramount+
Die Kamera schwenkt über rotsandige Canyons, irgendwo jammert eine Trompete, und der Wind wirbelt einen Steckbrief durch die Weite: Zu Beginn dieser Serie sieht alles nach einem klassischen Western aus, doch dann kommt es anders. „Zorro“ parodiert den Mythos vom kalifornischen Rächer mit einem absurden Humor, der an Monty Python erinnert.
Titelheld Don Diego de la Vega (Jean Dujardin) war einst als Zorro für die Armen unterwegs, 20 Jahre später ist er gealtert und schmerbäuchig. Umständehalber muss er die berühmte Augenmaske wieder anlegen, die ihm auch noch passt, während Hemd und Hose reichlich spannen. Wer wuchtige Westernsagas wie „Yellowstone“ liebt, wird diese augenzwinkernde Zorro-Neuauflage vermutlich nicht mögen.
„Reisen mit Muddi“ – ab 20. Dezember in der ARD-Mediathek
Schwarzer Humor mit norddeutscher Prägung und keine Scheu vor dem Tabuthema Tod: Das hat bei Bjarne Mädels „Tatortreiniger“ bestens funktioniert. Nun soll es in dieser neuen Serie Alwara Höfels richten, eine Schauspielerin, der man gerne zusieht, wenn sie ihren vom Leben benachteiligten Figuren Seele einhaucht.
Zu kurz gekommen und leicht kratzbürstig ist sie auch als Agnetha Lakshmi Pfeiffer, Tochter einer selbstsüchtigen Aussteigerin. Als Muddi (Andrea Sawatzki) vermeintlich stirbt, erbt Agnetha 300.000 Euro, wenn sie den Sarg auf eine Nordseeinsel bringt – doch auf ihrem Roadtrip mit Leichenwagen wird sie von einem Killer (Bernhard Schütz) verfolgt. Mit sprechenden Särgen und explodierenden Eiswagen ist die Serie schwer auf Kult getrimmt.
„Squid Game“ – ab 26. Dezemeber auf Netflix
Blutfontänen vor bonbonbunten Kulissen, pervertierte Kinderspiele als mörderische Unterhaltung für gewissenlose Millionäre: Die wegen ihrer Brutalität umstrittene südkoreanische Serie „Squid Game“ verpackte 2021 Kapitalismuskritik in eine dystopische Saga mit Splattereffekten und war damit unfassbar erfolgreich.
Am Schluss der ersten Staffel gab es nur einen einzigen Überlebenden, Seong Gi-hun (Lee Jung-jae), der in den neuen Folgen nun freiwillig in den modernen Circus Maximus zurückkehrt, um dem Horror ein Ende zu bereiten. In der zweiten Staffel tritt die Serie noch deutlicher als bisher als gesellschaftskritische Parabel auf: Unter dem Deckmantel einer spannenden Story wird eine kapitalistische Welt voller Ungerechtigkeiten seziert. Eine dritte Staffel ist in Vorbereitung.