So viele Tore wie Nick Woltemade in einem Spiel hat Leroy Sané in der kompletten Ära von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht geschossen. Dafür führt der Offensivspieler von Galatasaray Istanbul vor dem großen WM-Showdown am Montag (20.45 Uhr/ZDF) gegen die Slowakei ein anderes internes Ranking an: Kein Nationalspieler polarisiert sportlich so wie Sané.
Spielt er, spielt er nicht? Wie viele Chancen bekommt er noch? Welche WM-Perspektive hat er? Hat er überhaupt die richtige Einstellung? Das Thema ist, auch durch Nagelsmann befeuert, seit Tagen omnipräsent - daran hat auch das holprige 2:0 in Luxemburg samt Sané-Assist nichts geändert.
«Auf Bewährung war er nicht da, sondern er ist da, um das Spiel zu entscheiden, mitzuentscheiden, das hat er gemacht», kommentierte Nagelsmann Sanés Leistung. Gegen die Slowakei darf er wohl wieder ran. Karim Adeyemi ist keine Alternative.
Tah lobt Sané für Trainingsfleiß
Der langjährige Bayern-Profi war für die Partien im September und Oktober nicht nominiert worden. Überhaupt hat Sané in zwei Jahren Nagelsmann erst ein Tor beigesteuert - eine echte Stammplatz-Perspektive besitzt er angesichts der großen Konkurrenz mit Florian Wirtz und dem derzeit verletzten Jamal Musiala bei der WM in den USA, Kanada und Mexiko im kommenden Sommer kaum. Also stellt sich die Frage: Wie ist das Rätsel Sané für Nagelsmann zu lösen?
Das November-Fenster läuft bislang solide für den Offensivspieler. Sané hat in Luxemburg ordentlich gespielt, seine Kollegen zeigen sich auch von seiner Mentalität angetan. «Er arbeitet sehr hart, auch im Training - das, was ihr jetzt nicht sehen könnt. Das ist der Leroy, den wir brauchen», sagte Aushilfskapitän Jonathan Tah.
Nagelsmann hatte zum Wochenstart mit markanten Aussagen für Aufsehen gesorgt. «Er weiß, dass es nicht mehr unzählige Chancen gibt, sich auf Nationalmannschaftsebene zu beweisen, zumindest unter meiner Führung», hatte der 38-Jährige unter anderem betont.
Woltemade kompensiert zahlreiche Ausfälle
Für Sané ist das offenbar kein Problem. «Julian und ich haben eine sehr gute Verbindung. Wir sprechen offen und ehrlich miteinander. Wir haben in der letzten Zeit viel gesprochen. Ich weiß, was ich tun muss. Ich bin froh, dass ich ein Stück weit Vertrauen zurückzahlen konnte», sagte Sané der ARD. Die WM stehe vor der Tür. «Das ist mein Ziel, dabei zu sein.»
Wo Sané ein Rätsel bleibt, ist Woltemade eine Lösung. Der 23-Jährige, der sich mit drei Quali-Toren zur WM-Versicherung entwickelt hat, kann sicher für Amerika planen, sofern die sportliche Qualifikation gelingt. Woltemade kompensiert derzeit im Alleingang den enormen personellen Aderlass im Angriff nach Ausfällen von Kai Havertz, Tim Kleindienst und Niclas Füllkrug.
Ganz schön viel Druck für einen jungen Mann mit gerade einmal sieben Länderspielen. Oder? «Druck spüre ich ehrlicherweise nicht so. Ich habe sehr gutes Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich habe irgendwann mal aufgehört, alles zu lesen, und mache mir selbst keinen Druck. Schlussendlich hilft mir das am meisten», sagte Woltemade.
WM-Teilnahme «wäre schon die Nummer eins»
Der Angreifer hat das Wahnsinnsjahr 2025 mit Stuttgarts Pokalsieg, U21-EM, dem Aufstieg ins Nationalteam und natürlich dem monatelangen Transfer-Wirbel samt Wechsel zu Premier-League-Club Newcastle United selbst noch nicht richtig verarbeitet. Gelingt am Montag in Leipzig gegen die Slowakei der letzte Schritt zur WM-Qualifikation, hätte Woltemade am Amerika-Ticket großen Anteil.
«Es ist das größte Turnier der Welt. Es ist für jeden natürlich ein Traum, da irgendwann mitzukicken. Das wäre schon die Nummer eins», sagte Woltemade auf die Frage, wo er eine erfolgreiche WM-Qualifikation bei all den Erfolgen der jüngeren Vergangenheit einsortieren würde.

