Schiedsrichter-Boss Knut Kircher kann sich einen Einsatz des Video-Assistenten im DFB-Pokal künftig schon ab der ersten Runde vorstellen - aber nur in abgespeckter Form. «Es wäre ein Lösungsansatz, eine Art VAR light in den ersten beiden Pokalrunden einzuführen. Ein Videoschiedsrichter, der nur die normalen TV-Bilder zur Verfügung hat und so eklatante Fehlentscheidungen mit einem schnellen Blick verhindern kann», sagte Kircher der «Bild»-Zeitung.
Der 56-Jährige verwies allerdings auf einige Unwägbarkeiten bei der Umsetzung einer VAR-Reform im DFB-Pokal. «Man müsste klären, ob die FIFA da mitspielt, wie es die Verantwortlichen des Spielbetriebs DFB-Pokal sehen und ob da auch die Vereine zustimmen», sagte Kircher.
Er selbst sei offen für mögliche Neuerungen jeglicher Art. «Wir Schiedsrichter sind sehr gerne bereit, über Lösungen mit den Beteiligten zu beraten und mitzudiskutieren. Auch für andere Ideen und Ansätze sind wir offen. Alle müssen sich an einen Tisch setzen und eine Lösung erarbeiten», sagte Kircher.
Referees in der Kritik
 
Nach etlichen und zum Teil eklatanten Fehlentscheidungen in den Zweitrundenspielen hatte es deutliche Kritik an den Referees und vermehrt Forderungen nach einem früheren Einsatz des VAR gegeben. Der steht bisher aufgrund struktureller und finanzieller Herausforderungen erst ab dem Achtelfinale zur Verfügung.
Weil die hohen Technik-Kosten und der logistische Aufwand die im Pokal beteiligten Amateurvereine vor unlösbare Herausforderungen stellen würden, sind die Unparteiischen in den ersten beiden Runden auf sich selbst und ihre Assistenten gestellt. Das ging am Dienstag und Mittwoch öfter schief.
«Es wurde eine Situation geschaffen, in der die Schiedsrichter oft nicht mehr in der Lage sind, ein Spiel ohne VAR zu leiten. Das ist erschreckend», kritisierte der frühere Fußball-Nationalspieler Dietmar Hamann und stellte fest: «Die Unparteiischen sind schlichtweg überfordert mit der Situation, dass sie keine zusätzliche Absicherung haben.»
Hamann für einheitliche Regel
Zugleich forderte der 52 Jahre alte Sky-Experte in seiner Kolumne für die Zukunft ein einheitliches Vorgehen. «Es kann nicht sein, dass du die Technologie erst ab der 3. Runde einsetzt. Entweder du spielst den ganzen Wettbewerb mit VAR, oder du spielst den ganzen Wettbewerb ohne ihn», sagte Hamann.
Besonders bitter aufgestoßen war ihm das Ausgleichstor des FC Bayern beim 4:1-Sieg in Köln, das Luis Díaz aus deutlicher Abseitsposition erzielt hatte. «Wenn man aber als Unparteiischer das Abseits von Luis Díaz nicht sieht, dann hat man auf diesem hohen Niveau nichts mehr zu pfeifen oder zu winken», monierte Hamann.
 
                 
                                     
                                     
                                     
                                    
