
Peckeloh. Ein kräftiger Druck mit dem Fuß, dann bricht die Erde auf. Der Spaten steckt tief im Boden, dunkle Erdklumpen fallen zur Seite. Die graue Gießkanne steht etwas abseits – und wartet auf ihren Einsatz. Schon nach wenigen Minuten ist klar: Das wird aufwendiger, als es bei den anderen ausgesehen hat.
Bevor die Hände erdig wurden, begann alles ganz unspektakulär – mit einer Whatsapp auf meinem iPhone. „Ein Blick auf unsere Instagramseite wird dir deinen Abend versüßen“, schreibt Timo Kirchhoff vom SC Peckeloh. „Kleiner Spoiler: Wir haben weder einen neuen Spieler noch einen neuen Trainer“, ploppt nur Sekunden später auf dem Display des Smartphones auf. Meine Neugier ist trotzdem geweckt.
Rund eine Minute dauert das Video, das ich mir daraufhin anschaue. Marius Flottmann und Torsten Gronau pflanzen darin einen jungen Baum auf dem neuen Sportgelände am Wiedenfeld. Die Vorstandsmitglieder des Vereins erfüllen ihre Pflicht: Sie waren zuvor nominiert worden, genau das zu tun. Baumchallenge heißt der Social-Media-Trend, der seit einigen Wochen durch die Netzwerke geistert – und nun auch meinen Kollegen und mich mitten ins Geschehen gezogen hat.
SC Peckeloh nominiert das „Haller Kreisblatt“
Deshalb stehen wir nun selbst auf einem Grünstreifen im Versmolder Ortsteil – Werkzeug und Setzling griffbereit. Zwei Redakteure vom „Haller Kreisblatt“ mit Gartengeräten in der Hand: Das sieht ungewohnt aus, fühlt sich aber erstaunlich gut an. Normalerweise berichten wir über Aktionen wie diese. Jetzt sind wir Teil davon. Vor uns ein junger Apfelbaum, der darauf wartet, seinen Platz zu finden.
Also Spaten in die Erde, kräftig drücken, ziehen, lockern. Der Boden ist nach dem Regen der vergangenen Tage weich und glücklicherweise wenig widerspenstig. „Hast du schon mal einen Baum gepflanzt?“, fragt mein Kollege Andre Schneider lachend, während er sich den Schweiß von der Stirn wischt. Ich schüttle den Kopf – und versuche, das Loch irgendwie tiefer zu bekommen. Mit jedem Handgriff wird aus dem Plan mehr Realität.
Als uns der SC Peckeloh nominiert hat, hatten wir sofort Lust auf die Challenge. Denn was zunächst nach Social-Media-Gag klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Jeder Baum ist ein Beitrag zum Klimaschutz. Und jeder, der mitmacht, sorgt dafür, dass aus einer digitalen Idee etwas Handfestes wächst.
Doofe Fragen im Haller Gartencenter Brockmeyer
Und genau das ist das Besondere an dieser Aktion: Sie verbindet Spaß mit Sinn. Vereine, Unternehmen, Freundeskreise – viele Menschen machen mit. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo im Kreis Gütersloh ein weiterer Setzling in die Erde gebracht wird – oft begleitet von neugierigen Blicken, viel Gelächter und dem guten Gefühl, etwas Bleibendes zu schaffen.
„Sie sind nicht der Erste, der fragt, ob man den Baum auch zu dieser Jahreszeit pflanzen kann“, versichert mir der Mitarbeiter vom Gartencenter Brockmeyer. Dort habe ich unser Stämmchen gekauft – ein süßer Winterapfel. Warum? Weil die Frucht auf dem Bild einfach so lecker aussah. Viel Ahnung von Pflanzaktionen, das gebe ich gerne zu, habe ich nicht. „So geht es anderen Leuten aber auch – Sie bekommen das schon hin“, meint der sympathische Mitarbeiter und lacht: „Die Nachfrage nach Bäumen ist aktuell höher als sonst – das liegt sicher an der Challenge.“
Zurück auf der Wiese wird mir klar: Theorie und Praxis sind zwei paar Schuhe. Der junge Baum wirkt unscheinbar, doch er fordert unsere volle Aufmerksamkeit. Vorsichtig setzen wir ihn ins vorbereitete Loch – und vergessen erst, den Plastiktopf zu entfernen. Wir füllen Erde nach und drücken sie mit unseren Schuhen fest. „Jetzt noch ein Gießrand“, heißt es plötzlich aus dem Kreis der Zuschauer. Gießrand? Noch nie gehört.
Fertig in Versmold: Wer ist jetzt dran?
Also wird kurzerhand erklärt: Ein kleiner Erdwall rund um den Stamm sorgt dafür, dass das Wasser später nicht davonläuft, sondern direkt zu den Wurzeln sickert. Klingt simpel – ist aber erstaunlich knifflig, wenn man mit zwei linken Gärtnerhänden am Werk ist. Wir schieben Erde zusammen, formen einen Kreis, treten nach – und hoffen, dass es hält. Dann kommt endlich die graue Gießkanne zum Einsatz. Mit jedem Schwall Wasser wirkt das kleine Bäumchen ein Stück mehr angekommen.
Als wir unser Werkzeug wieder ins Auto packen, bleibt ein gutes Gefühl. Ein junger Winterapfel steht nun an seinem Platz – und wir hoffen, dass er irgendwann viele Früchte trägt. Zum Schluss gehört zur Challenge natürlich auch der Blick nach vorn: Wer macht als Nächstes mit? Jetzt sind die Versmolder Handballer, unsere Kollegen von der „NW“ in Gütersloh und die Regionalliga-Frauen des TuS Brockhagen an der Reihe, den Spaten ihn die Hand zu nehmen. Wir haben unseren Beitrag geleistet. Ob fachgerecht oder nicht. Der Baum kann es uns leider nicht sagen.
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