Trotz Minus-Geschäft: Dieser Sportartikelhändler boykottiert die Fußball-WM

Werther. Die Ravensberger Straße 45 steht voll im Zeichen des Sports. Vor allem Handball und Fußball – die beiden populärsten Disziplinen im Altkreis – dominieren hier die Schaufenster. Was es bei Sport Strunk weder hier noch im Ladeninneren zu finden gibt: Merchandising-Artikel für die WM in Katar, die Inhaber Frank Strunk aus vollster Überzeugung ablehnt. &bdquo;Das geht gar nicht“. Dieser Satz fällt oft, wenn Frank Strunk über das am 20. November beginnende Großereignis spricht. Seit 1985 bietet der 59-Jährige seinen Kunden ein breit gefächertes Sortiment aus der Welt des Sports – angefangen mit dem Garagenverkauf an der Jöllenbecker Straße. Natürlich umfasste das Angebot stets auch die aktuellen Produkte wie vor allem Trikots und Bälle der jeweiligen Welt- und Europameisterschaften. Dass er dieses Jahr eine freiwillige Auszeit von diesen Verkaufsschlagern nimmt, liegt daran, &bdquo;dass ich überhaupt nicht hinter dieser WM stehe. Die Situation der Gastarbeiter, die zu tausenden auf den Baustellen gestorben sind – das ist doch Wahnsinn“, sagt Frank Strunk. Ein weiterer Grund, warum er das deutsche WM-Trikot oder &bdquo;Al Rihla“, den farbenfrohen Ball von Adidas, nicht in seinem Laden anbietet, ist die Klimasituation. &bdquo;Der ganze Planet versucht, Ressourcen zu sparen – und dort werden die Stadien mit Riesenturbinen heruntergekühlt. Das alles zeigt, dass es der FIFA einzig und allein nur noch ums Geld geht und alles andere egal ist“, erklärt der ehemalige Handballer, der einst beim TV Künsebeck begann und später für Union 92 Halle und den TV Werther spielte. &bdquo;Ich bin sicher nicht der beste Kaufmann. Aber das möchte ich in diesem Fall auch gar nicht sein“ Doch ist Frank Strunk nicht selbst auch Teil des Systems und aus wirtschaftlichen Gründen darauf angewiesen, die Katar-Spiele zu goutieren? &bdquo;Nein, das bin ich nicht. Hier habe ich für mich eine Grenze gesetzt“, sagt der Einzelhändler. &bdquo;Ich bin ganz sicher nicht der beste Kaufmann, aber das möchte ich in diesem Fall auch gar nicht sein“, erklärt Strunk, dem durch den persönlichen Boykott finanzielle Nachteile entstehen. Durch die schwachen Leistungen der deutschen Mannschaft bei den vergangenen großen Turnieren war die Trikotnachfrage zwar überschaubar, der Absatz der Spielgeräte lief davon unabhängig in den vergangenen Jahren stets bestens. &bdquo;Eine dreistellige Zahl von Bällen verkaufe ich dir immer auf null. Das ist gar kein Problem“, erläutert Frank Strunk. Und was macht er, wenn Kunden nach WM-Produkten fragen? &bdquo;Dann erkläre ich ihnen gerne, warum es die bei bei mir nicht gibt“, sagt Frank Strunk schmunzelnd und erinnert sich bereits an fünf, sechs Interessenten, welche die offiziellen FIFA-Artikel gerne mitgenommen hätten. Alle hätten Verständnis für seine Ausführungen gehabt, so Strunk, verzichten wollen die meisten auf den Kauf aber trotzdem nicht. Dass die potenziellen Käufer zum nächsten Anbieter fahren, ist Frank Strunk bewusst. Ein Zusammenschluss, wie zum Beispiel in der Kneipenszene, die sich teilweise zu einem Boykott der Weltmeisterschaft und des damit zusammenhängenden Umsatzes entschlossen hat – so etwas gibt es im Einzelhandel bislang nicht. &bdquo;Ich wäre aber sofort dabei“, sagt Strunk. Strunk weiß, wo seine Prioritäten liegen Maßgeblich beeinflusst worden ist seine Einstellung durch die Corona-Pandemie. &bdquo;Ich habe gemerkt, dass Geld bei weitem nicht alles ist. Seit der Zeit des Lockdowns weiß ich, wo meine Prioritäten liegen“, sagt der Familienmensch. Nicht zuletzt erinnert er sich daran, warum er &bdquo;Sport Strunk“ einst ins Leben rief. &bdquo;Am meisten Spaß macht mir der Kundenkontakt. Ich habe hier so viele Leute groß werden sehen“, erklärt der Mann mit der sonoren Stimme. Ob er neben der geschäftlichen Ablehnung des Turniers die WM auch im privaten Bereich ignorieren wird – das kann Frank Strunk heute noch nicht eindeutig sagen. &bdquo;In der Vergangenheit haben wir mit befreundeten Pärchen die Deutschland-Spiele geschaut. Das will ich nicht gänzlich ausschließen“, sagt er. Was für ihn aber klar ist: Geld zu verdienen mit einer WM, die so viele tote Menschen und Klimasünden zu verantworten hat – das geht gar nicht.

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