Steinhagen. Mitte Januar schienen sie mit 2:14 Punkten schon aussichtslos zurückzuliegen, bis ins vorletzte Saisonspiel hinein haben Steinhagens Verbandsliga-Handballer trotzdem mit Zähnen und Klauen um den Klassenerhalt gekämpft. Aber seit Samstagabend steht fest: Der Verbandsliga-Dino muss nach 16 Jahren in Westfalens zweithöchster Spielklasse zurück in die Landesliga. Nach der 27:34 (10:17)-Niederlage im Derby gegen die TG Hörste und dem Brockhagener 28:26-Sieg in Verl kann die Spvg. den Punkterückstand zum TuS auf dem rettenden achten Tabellenplatz im letzten Saisonspiel nicht mehr aufholen. Das Gemeindederby am Mittwoch in Brockhagen wird damit zur Abschiedsvorstellung.
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Als die Partie in Steinhagen beginnt, führt Brockhagen kurz vor der Pause schon 14:9. Die Schützlinge von Christian Blankert haben das 30 Minuten zuvor angepfiffene Duell in Verl ausgeblendet, starten nach 11:5 Punkten aus den jüngsten acht Spielen durchaus selbstbewusst. Die Energieleistung, mit der Tim Ansorge zum 5:6-Anschluss (12.) trifft, macht deutlich: Die Hausherren wollen ihre minimale Chance unbedingt beim Schopf packen. Aber Hörstes Torwart Marcel Krause kauft den Steinhagenern schon in Minute 15 die dritte hundertprozentige Chance ab, Julius Hagemann trifft im Gegenzug zum Hörster 10:7 und Krause lenkt nach dem nächsten Angriff Dennis Strothmanns Siebenmeter an den Pfosten.
Auch Hörstes taktisches Mittel einer 5-1-Deckung greift. „Max Schäper und Lukas Burstädt haben das im Wechsel als Vorgezogene hervorragend gemacht und Steinhagen den Raum für die langen Parallelpässe zugestellt." TGH-Coach Matthias Baier sieht, dass seine veränderte Taktik nach der 28:31-Niederlage vom Hinspiel im Januar an diesem Abend aufgeht.
Partie zur Pause praktisch entschieden
Die Hörster zwingen Steinhagen immer wieder zu Fehlern, die die Gäste mit schnellem Umschaltspiel zum 14:8 (25.) nutzen. Obwohl Silvan Tarner seinen einzigen Siebenmeter per Aufsetzer übers Tor setzt, ist die Partie mit der 17:10-Pausenführung der TGH eigentlich schon entschieden. „Dabei haben wir noch sieben freie Chancen von außen vergeben", hadert Matthias Baier auf hohem Niveau.
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Hörstes Coach bescheinigt seiner Mannschaft „ein richtig starkes Spiel", was die erste Zehn-Tore-Führung mit 25:15 (42.) unterstreicht. Aber Baier lobt auch den Gegner: „Steinhagen hat sehr gute Mentalität. Großartig, wie die immer weiter machen." Mit Manndeckung gegen Silvan Tarner, mit einer 4-2-Abwehr und gegen Ende mit offener Manndeckung lassen die Hausherren nichts unversucht. Das Resultat ist aber nur leichte Ergebniskosmetik. Und unterm Strich steht der Abstieg, weil Brockhagen inzwischen in Verl nach 24:19 (50.) mit 28:26 gewonnen hat. Christian Blankert, der auf der Bank wie sein Team alles gegeben hat, ist völlig geschafft: „Wochenlang immer um die letzte Chance zu kämpfen, war mental extrem belastend. Wie die Mannschaft damit umgegangen ist und sich auch heute topmotiviert gezeigt hat, das nötigt mir Respekt ab."
Dass es gegen eine starke Hörster Mannschaft nicht reichte, führt der Spvg.-Coach auf die hohe Fehlerquote im Angriff zurück: „Gegen die 5-1-Deckung haben wir kein gutes Spiel gemacht, waren nicht passsicher genug und zu hektisch. Blankert kritisiert die Abstiegsregelung, weil Teams in den 13er-Staffeln mit fünf Absteigern rechnerisch eine schlechtere Chance hatten als die in der 12er mit vier. Die Hoffnung, dass daran noch gerüttelt wird, durchkreuzt Andreas Tiemann (Verbands-Vizepräsident Spieltechnik): „Es gibt keine Relegationsspiele sondern bleibt bei der im Juli 2021 veröffentlichten Regelung."