Olympia-Teilnahme im Februar: Junge Hallerin erfüllt sich ihren größten Traum

Halle. Ihr freier Tag führte Katharina Müller in ein Möbelhaus. Bei Porta in Gütersloh sah sie sich nach einer neuen Einrichtung für ihr frisch renoviertes Zimmer im Haus der Eltern um. &bdquo;Jetzt habe ich endlich mal Zeit dazu. Bis Weihnachten möchte ich unbedingt fertig werden", sagt Katharina Müller und lacht. Während es privat also noch einiges zu tun gibt, hat die 26-Jährige ein großes Projekt ihrer sportlichen Laufbahn jetzt vollendet: Seit dem vergangenen Wochenende weiß die in Halle aufgewachsene Eistänzerin, dass sie mit ihrem Partner Tim Dieck (25) im Februar nach Peking reisen darf. Katharina Müller wird die erste Sportlerin aus dem Altkreis sein, die an Olympischen Winterspielen teilnimmt. Im Sommer waren vor ihr schon Sprinterin Christina Sussiek (1984 in Los Angeles) und Turnerin Nadine Jarosch (2012 in London), beide aus Werther, beim größten Sportereignis der Welt dabei. &bdquo;Im ersten Moment konnte ich es nicht glauben" &bdquo;Im ersten Moment konnte ich es nicht glauben. Erst am späten Abend habe ich realisiert, dass mein großer Traum in Erfüllung gehen wird", erzählt Katharina Müller. Auch einige Tage nachdem sie von der Nominierung durch den Bundestrainer erfahren und mit ihren Eltern darauf angestoßen hat, ist sie immer noch überwältigt. Denn hinter ihr liegen die emotionalsten Stunden ihres bisherigen Sportlerlebens. Mit ihrem 18. Rang bei der Weltmeisterschaft in Stockholm im März hatten Müller/ Dieck den deutschen Startplatz in Peking gesichert. Die Entscheidung, ob sie diesen selbst wahrnehmen dürfen, sollte am vergangenen Wochenende bei den nationalen Titelkämpfen in Neuss fallen. Da die Westfalen bei den vorherigen Qualifikationswettkämpfen klar vorne gelegen hatten, waren sie mit einem deutlichen Vorsprung vor ihren bayerischen Rivalen Jennifer Janse van Rensburg/Benjamin Steffan ins Rennen gegangen. Zudem hatten Katharina Müller und Tim Dieck bei den vergangenen zwei deutschen Meisterschaften Gold gewonnen. Was konnte da noch schiefgehen? Eine Menge, wie Katharina Müller leidvoll erfuhr. &bdquo;Ich habe im Kurzprogramm einen blöden Fehler gemacht, der uns einige Punkte gekostet hat", blickt sie zurück. Böse Überraschung: Nach dem ersten Wettkampftag lag das favorisierte Duo rund 1,8 Zähler hinter der Konkurrenz. Der Druck für Müller/Dieck vor dem entscheidenden zweiten Durchgang war plötzlich groß. "Ich habe vor Freude geweint" &bdquo;Nach meinem Fehler wollte ich natürlich erst Recht eine perfekte Kür laufen", erzählt Katharina Müller. Als die Musik von Whitney Houston aus dem Filmklassiker &bdquo;Bodyguard" einsetzte, habe sie gespürt, &bdquo;dass alle Augen in der Halle auf mich gerichtet sind". Doch diesmal gelang es ihr, die Nervosität in positive Energie zu verwandeln. &bdquo;Eistanz ist wie Schauspielerei. Ich habe meine ganzen Emotionen in diesen Lauf gelegt und mich künstlerisch komplett verausgabt", erzählt sie. Dazu kam der Zuspruch ihres Partners. &bdquo;Du schaffst das", habe ihr Tim Dieck – von Kameras und Mikrofonen kaum einzufangen – zugeraunt, kurz bevor das fatale Element aus dem ersten Lauf erneut an der Reihe war. Am Ende der vier Minuten hatten sich die beiden Hauptdarsteller – auf dem Eis – ineinander verliebt, und eine zentnerschwere Last fiel von Katharina Müller ab. &bdquo;Ich habe vor Freude geweint", gibt sie zu. Das Publikum sei von der Vorstellung ebenfalls hingerissen gewesen. Nur die Kampfrichter spielten nicht mit. Um zwölf Hundertstel Punkte sahen sie Müller/Dieck auch in der Kür auf Platz zwei. &bdquo;Warum", sagt Katharina Müller, &bdquo;das kann ich leider bis heute nicht so richtig erklären." Doch insgesamt reichte der Vorsprung. Für Jennifer Janse van Rensburg/Benjamin Steffan blieb der DM-Titel ein Trostpreis. Der Hauptgewinn, das Olympiaticket, ging an Müller/Dieck. Über Köln und Künsebeck zum Training nach Moskau Zum Ausruhen nach den Strapazen bleibt den beiden allerdings wenig Zeit. Seit Mittwoch sind Katharina Müller und Tim Dieck schon wieder im Training. Nach einigen Show-Auftritten auf dem Kölner Weihnachtsmarkt und einem Besuch zum Fest bei der Oma in Künsebeck reist die Studentin der Sportwissenschaft mit ihrem Tanzpartner am 27. Dezember nach Moskau, um sich dort mit ihrem Trainerteam intensiv auf die größte Herausforderung ihrer Karriere vorzubereiten. Die Europameisterschaft vom 19. bis 16. Januar in Tallin (Estland) ist auf diesem Weg nur eine Zwischenstation. Am 31. Januar wird Katharina Müller dann zum ersten Mal in ihrem Leben einen Flieger Richtung China besteigen, wo am 4. Februar in der Hauptstadt Peking die Spiele beginnen. Da Müller/Dieck im Teamwettbewerb und im Einzel für Deutschland starten, werden sie voraussichtlich bis zum 17. Februar und damit länger als die meisten anderen Athleten in Peking bleiben. &bdquo;Das Ziel ist es, unsere maximale Leistung zu bringen. Aber wir wollen den Wettkampf auch genießen. Vielleicht reicht es, um ins Finale zu kommen und noch einmal unsere Kür zeigen zu dürfen", blickt Katharina Müller voraus. Die Medaillen, das weiß auch sie, werden andere Paare unter sich aufteilen. Doch sicher gibt es in Fernost noch viele andere Andenken, die in ihrem frisch renovierten Zimmer einen Ehrenplatz verdienen.

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