Olympische Spiele: Diese Sportler begannen ihre Karriere in der Region

Bielefeld. Olympia in Tokio: Da werden – zumindest bei älteren Semestern – Erinnerungen wach an die Sommerspiele 1964, bei denen Japans Hauptstadt schon einmal Gastgeber war. Und jetzt also zu den wenigen Städten zählt, die das wichtigste Sport-Event der Welt zum zweiten Mal austragen. Leichtathletikfreunde denken vor allem zurück an den Sieg des kürzlich verstorbenen Zehnkämpfers Willi Holdorf oder an die Silbermedaille des Münsterländers Harald Norpoth im 5.000-Meter-Lauf. Über die seitdem vergangenen 57 Jahre lässt sich auch aus heimischer Sicht eine Brücke schlagen – zum Achtungserfolg des Sprinters Fritz Obersiebrasse, der 1964 in Tokio unerwartet das Semifinale über 100 Meter erreichte. 1928 in Amsterdam: Willi Meier Bis 1926 startete Willi Meier für den DSC Arminia, seine größten Erfolge feierte der Medizinstudent und spätere Arzt in der Saison 1928: Mit erst 21 Jahren wurde er als bester Europäer Weitsprung-Vierter bei den Spielen in Amsterdam und verpasste mit 7,39 Metern Bronze um einen einzigen Zentimeter gegen den US-Amerikaner Al Bates, dem nur ein Sprung über sieben Meter gelang – beim Deutschen waren es fünf. Modellathlet Meier, 1,89 groß und 86 Kilogramm schwer, verbesserte sich nach den Spielen auf 7,54 Meter; 1928 gewann er auch Gold bei den Universitäts-Weltspielen. Schon als 19-jähriger Armine war er 1926 in Lübeck mit 7,32 Metern zum Junioren-Europarekordler avanciert. Wegen des schwierigen Zugriffs auf Vorkriegsstatistiken wurde lange übersehen, dass diese Leistung bis 1967 auch OWL-Rekord und bis 1969 Bielefelder Kreisrekord war. 1960 in Rom: Paul Schmidt Aufgewachsen in Werther-Häger und zunächst als Turner aktiv, fand Paul Schmidt erst mit 22 Jahren zur Leichtathletik. 1953/54 startete der Mittelstreckenläufer für die Bielefelder TG und 1955 für den OSC Arminia Bielefeld, bevor er zu auswärtigen Klubs wechselte. Karriere-Höhepunkt war das olympische 800-Meter-Finale 1960 in Rom, wo er als zweitbester Europäer und mit einer halben Sekunde Rückstand auf eine Medaille Vierter wurde. EM-Bronze holte Schmidt 1958 in Stockholm und 1962 in Belgrad, hier zeitgleich mit dem Vize. 1959 löschte er mit 1:46,2 Minuten den deutschen 800-Meter-Rekord des legendären Rudolf Harbig (1939 Doppel-Weltrekordler 400/800 Meter). Einen Namen machte Schmidt sich auch als langjähriger Mittelstrecken-Bundestrainer (1965 bis 1996). In Bielefeld hält er noch den ältesten aller Kreisrekorde: 2:22,6 Minuten über 1.000 Meter, erzielt 1955 in Göteborg. 1964 in Tokio: Fritz Obersiebrasse Bei den deutschen Jugendmeisterschaften 1958 in Göttingen sprintete der 18-jährige Fritz Obersiebrasse vom Gadderbaumer TV auf den Bronzerang über 100 Meter – mit glatten elf Sekunden. Im Vorlauf hatte er den Bielefelder Kreisjugendrekord auf 10,9 verbessert. Per Hand wurde auch noch gestoppt, als er sechs Jahre später, jetzt für die Sprinthochburg ASV Köln aktiv, seine Karriere mit dem Olympiastart in Tokio krönte. Dort überraschte er mit dem Vorstoß ins Semifinale nach je 10,4 Sekunden im Vor- und Zwischenlauf. Überzeugt hatte er auch bei der gesamtdeutschen Ausscheidung in Berlin, die über das Olympiateam entschied. Zeitgleich mit Heinz Schumann (später Fünfter im Finale von Tokio) und vor den DDR-Sprintern wurde Obersiebrasse Zweiter in 10,2 Sekunden – leider bei minimal zu starkem Rückenwind. Regulär lieferte er im selben Jahr 10,3 ab. 1984 in Los Angeles: Christina Sussiek 1976 gewann die 15-jährige Wertheranerin Christina Sussiek im Weitsprung den ersten ihrer fünf DM-Jugendtitel für die LG Bielefeld. 1977 sprang sie mit 6,42 Metern deutschen Jugendhallenrekord. 1979 wechselte sie zum Sportstudium an den Rhein und wurde 1981 als Leverkusenerin zur &bdquo;Königin" der Hallen-DM: Drei Titel (über 200 Meter mit DLV-Rekord) dazu ein Vizetitel. Im Sommer folgte der Weitsprungsieg mit windbegünstigten 6,81 Metern. 1984, als sich ihre Karriere verletzungsbedingt bereits dem Ende zuneigte, trat sie erstmals über 400 Meter an und schaffte den Sprung ins Olympiateam für Los Angeles. Dort kam sie zwar nur im 4x400-Meter-Vorlauf zum Einsatz, trug aber dazu bei, dass sich die deutsche Staffel fürs Finale qualifizierte, um dann als bestes europäisches Quartett Bronze zu holen. Weil erstmals eine neue Regelung griff, erhielt auch Christina Sussiek die Medaille. 2016 in Rio de Janeiro: Mateusz Przybylko Mit einer Saisonbestmarke von 2,29 Metern war Hochspringer Mateusz Przybylko nach Rio de Janeiro gereist. Doch beim Olympia-Debüt musste der gebürtige Bielefelder, der seit 2010 für Leverkusen startet, noch Lehrgeld zahlen: Zwei Jahre vor seiner ersten internationalen Medaille (Bronze bei der Hallen-WM in Birmingham) und seinem großartigen Berliner EM-Triumph mit 2,35 Metern blieb er hier im Qualifikationswettkampf hängen. Im Top-Feld brachten 2016 seine übersprungenen 2,22 Meter nur den 28. Gesamtplatz. Auch wenn Przybylko bis zu dieser Höhe ohne Fehlversuch geblieben wäre, hätte es nicht fürs Finale gereicht. Qualifizieren konnten sich noch vier Springer, denen der Flop über die folgende Höhe (2,26 Meter) auf Anhieb gelang. Der deutsche Jahresbeste mit 2,32 Metern, Eike Onnen, meisterte zwar 2,26 Meter, schied aber wegen seiner Fehlversuche ebenfalls aus. Lesen Sie auch: Erneuter Weltrekord: Bielefelderin Mieke Kröger holt Olympia-Gold .

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