Finale Noventi Open: Ugo Humbert gewinnt das Finale in zwei Sätzen

Ugo Humbert gewinnt die 28. Noventi Open. Der Franzose bezwingt im Finale überraschend schnell Top-Ten-Spieler Andrey Rublev.

Ugo Humbert ist der Sieger der 28. Noventi Open. Als erst zweiter Franzose nach Henri Leconte im Premierenjahr 1993 konnte der 22-Jährige den begehrten Siegerpokal bei Deutschlands bedeutendstem Tennisevent im ostwestfälischen Halle gewinnen. | © Noventi Open

20.06.2021 | 20.06.2021, 17:28

Halle. Mit diesem Sieger der 28. Noventi Open hatte definitiv kaum jemand gerechnet. Doch er ist einer von denen, die in den nächsten Jahren zur absoluten Weltspitze gehören dürften: Ugo Humbert, Franzose, 22 Jahre alt und im Finale Bezwinger des Weltranglisten-Siebten Andrey Rublev mit 6:3, 7:6 (4).

Humberts Vorbild ist Roger Federer. Der war bei seinem ersten Turniersieg auf dem Haller Rasen fast genauso alt. Es folgten neun weitere. Ein Omen? Nun, ein Vergleich mit dem besten Rasenspieler aller Zeiten würde dem jungen Mann aus Metz wohl zu viel Druck auferlegen. Aber der Linkshänder weiß um seine Stärke auf dem grünem Belag, wie er im Laufe der Turnierwoche gesagt hatte.

Beweglich, präzise und nervenstark

Die Liste der Spieler, die er bei den 28. Noventi Open bezwang, spricht für sich: Neben Deutschlands Nummer 1 Alexander Zverev auch Felix Auger-Aliassime, der seinerseits Rekordchampion Federer aus dem Turnier genommen hatte. Auch im Endspiel zeigte Ugo Humbert, was ihn so stark macht. Es ist eine Kombination vieler Bausteine.Humbert verfügt nicht über den einen gewinnbringenden Schlag, doch er ist so etwas wie ein Counterpuncher. Die kennt man aus dem Boxen, das Gegner Rublev als Hobby betreibt. In der OWL-Arena stand der Russe einem solchen gegenüber.

Im Endspiel standen sich Andrey Rublev (l.) und Ugo Humbert gegenüber. - © Noventi Open
Im Endspiel standen sich Andrey Rublev (l.) und Ugo Humbert gegenüber. (© Noventi Open)

Humbert weiß oft die bessere Antwort auf die Spieleröffnung seiner Gegner. Er ist extrem beweglich und kaum auszuspielen, serviert und returniert höchst präzise und ist nervenstark in wichtigen Momenten. Seine Eltern führen eine Metzgerei, und der Sohn ist ein Meister darin, die Strategie des Gegners zu zerlegen. Und kann noch dazu mit seinem variablen Spiel selbst überraschen.

Im zweiten Satz zieht das Niveau an

Im ersten Satz war das Abtasten gerade vorüber, da war so ein Moment gekommen. Im achten Spiel sah sich Rublev zwei Breakbällen gegenüber. Ein Rückhandfehler besiegelte seinen Aufschlagverlust. Doch Andrey Rublev ist nicht irgendwer, sondern ein achtfacher Turniersieger und Top-Ten-Spieler. Er machte sofort Gegendruck, hatte zwei Breakchancen im nächsten Spiel. Aber er nutzte sie nicht. 6:3 hieß es schließlich nach 36 Minuten.

Rublev schimpfte über einige enge Bälle des Franzosen, als er zur Bank ging.Das Finale war zunächst nicht so hochklassig wie etwa die Partien Zverev gegen Humbert und Federer gegen Auger-Aliassime. Doch im zweiten Satz zog das Niveau an, weil auch Rublev zu seinem Spielstil fand und der heißt Power. Aufschlag und Vorhand brachten ihn sicher in den Tie-Break.

Humbert ist nun in der Weltrangliste auf Platz 25

Tie-Break? Da war doch was. Genau: Humbert hat in Halle in dieser Woche schon fünf gespielt, vier davon gewonnen. Und auch diesen holte er. Ein verhängnisvoller Vorhandfehler Rublevs brachte das Minibreak zum 5:4. Der Moskauer schrie seinen Frust heraus, pushte sich aber noch einmal - vergebens. Noch einmal Aufschlag-Vorhand von Humbert und noch einmal die Vorhand die Linie entlang und es war mit 7:4 geschafft.

Ugo Humbert ließ sich auf den Rasen fallen und genoss den Moment des Sieges.Drei Endspiele hat er bislang auf der ATP-Tour bestritten und alle gewonnen. Am Montag wird er in der Weltrangliste auf Platz 25 klettern. So hoch stand er noch nie.Hier der Sieger im Einzel

Krawietz und Tecau gewinnen im Doppel

Doch noch ein halber Heimsieg bei den 28. Noventi Open: Der Coburger Kevin Krawietz gewann am Sonntag zusammen mit seinem rumänischen Partner Horia Tecau das Doppelfinale bei Deutschlands bedeutendstem Herrentennis-Wettbewerb. Das gegenwärtig auf Weltranglisten-Platz 11 eingestufte Duo besiegte den Kanadier Felix Auger-Aliassime und den Polen Hubert Hurkacz (ATP Doppel gemeinsam 61) in einem bis in die Schlussminuten packenden Match mit 7:6 (7:4) und 6:4. Für Krawietz und Tecau war es der erste Pokalerfolg, seit sie sich im Februar zu einer neuen, starken Allianz zusammengefunden hatten. Zuvor standen sie 2021 auch schon in den Finals der ATP 500er-Turniere von Rotterdam und Barcelona.

Im Doppel-Endspiel der 28. Noventi Open besiegten Kevin Krawietz (links)und Horia Tecau das polnisch-kanadische Duo Hubert Hurkacz und Felix Auger-Aliassime in zwei Sätzen auf dem Centre Court. - © Noventi Open
Im Doppel-Endspiel der 28. Noventi Open besiegten Kevin Krawietz (links)und Horia Tecau das polnisch-kanadische Duo Hubert Hurkacz und Felix Auger-Aliassime in zwei Sätzen auf dem Centre Court. (© Noventi Open)

„Wir verstehen uns wirklich super. Das ist unser bisher wertvollster Sieg. Für mich ist der Triumph bei einem deutschen Wettbewerb natürlich besonders schön", sagte Krawietz, der an der Seite des Kölners Andreas Mies unter anderem. zwei Mal die French Open gewonnen hatte. Mies befindet sich derzeit nach einer Knieoperation im Reha-Prozess, er hatte dem Turnier-Schauplatz im Verlauf der vergangenen Woche auch einen Kurzbesuch abgestattet. „Das war eine hervorragende Leistung von Kevin und Horia. Aber auch ein Finale, das Werbung für das Doppelspiel gemacht hat. Wir haben in diesem Jahr erstmals 24 Doppelpaarungen die Chance im Hauptfeld gegeben", sagte Turnierdirektor Ralf Weber bei der Siegerehrung.

Organisatoren hoffen im nächsten Jahr auf mehr Normalität

Dr. Sven Jansen, Vorstand der Noventi Health SE, bezeichnete die Austragung des Turniers im Rahmen der Siegerehrung als „wichtiges Signal": „Unter schwierigen Umständen war das eine großartige Organisationsleistung. Wir hoffen alle, dass wir im nächsten Jahr wieder große Schritte hin zu mehr Normalität erleben werden."

Beide Doppel lieferten sich ein umkämpftes Spiel auf Augenhöhe, in dem wie so oft aus Rasen nur zwei, drei Ballwechsel über Sieg und Niederlage entschieden. Im ersten Satz musste der Tiebreak entscheiden, und dort gelang Krawietz und Tecau ein Minibreak mehr als dem Duo Auger-Aliassime/Hurkacz bis zum 7:4. Eng ging es auch im zweiten Durchgang zu, in dem das einzige Break im gesamten Match zum 6:4 schließlich den Ausschlag gab - über Spiel, Satz und Turn