Corona: So unterschiedlich gehen Altkreis-Handballer mit der Zwangspause um

Mit einem kreativen Quiz bringt Hesselteichs Trainer Dennis Laumann Abwechslung in die Corona-Zwangspause. Beim TV Werther überzeugt IT-Spezialist Carsten Gahlmann derweil mit einer pikanten Rechnung. Ein Situationsbericht aus der Handball-Landesliga.

Dennis Laumann liefert Bier aus. | © privat

06.04.2020 | 08.04.2020, 09:29

TV Werther

„Ich habe ausgerechnet, dass ich mit einer Packung Toilettenpapier ziemlich genau einen Monat klar komme" schmunzelt Werthers Trainer Carsten Gahlmann mit Blick auf die in Deutschland ausgebrochenen Hysterie um den Hygieneartikel. Sportlich befindet er sich mit seiner Mannschaft genauso in der Warteschleife wie alle anderen Handballer. „Als Alternative habe ich den Waldlauf in die WhatsApp-Gruppe geschrieben, aber darauf habe ich nicht so viel Resonanz bekommen", sagt Gahlmann lachend.

Er selbst mache seinen Spielern keine konkreten Vorgaben, sondern setze auf Eigenverantwortung. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Saison weitergeführt wird. Am wahrscheinlichsten ist für mich, dass sie ganz annulliert wird", erklärt der Trainer des Tabellenzweiten.

Personell wurde hinter den Kulissen am Wertherberg weitergearbeitet: Den Platz von Torhüter Silas Bartling (Studium in Bochum) wird Matthias Welpinghus einnehmen. Der 25-Jährige vom TuS Borgholzhausen wird nach der Fusion mit dem TVW aus der Kreis- in die Landesliga wechseln. Dasselbe gilt für Rückraumspieler Jonas Winski.

TG Hörste

Auch bei den „Rothosen" gibt es Gespräche mit neuen Spielern, doch spruchreif ist aktuell noch nichts. Thomas Bäumer, der sowohl bei den ersten Herren als auch bei der A- und B-Jugend als Trainer involviert ist, steht der Sinn derzeit ohnehin nicht nach Handball. „Kopfmäßig bin ich raus, was das Thema angeht. Gesundheit und Beruf gehen vor, zumal wir ja ohnehin nichts machen können", erläutert Bäumer.

Seinem Sohn Paul setzt die handballlose Zeit schon mehr zu. Nach Platz eins mit der Hörster D-Jugend im Kreis hatte er sich schon auf die Bezirksmeisterschaft gegen Lemgo und Minden gefreut. „Der ist so heiß auf Handball und hat eine Woche geweint", erklärt Bäumer.

Zu den Diskussionen um die Wertung der aktuellen Saison meint Bäumer: „Egal, wie du es am Ende machst – irgendwer wird sich immer ungerecht behandelt fühlen. In unserer Liga müsste Verl eigentlich aufsteigen, weil sie den besten und konstantesten Ball gespielt haben."

Spvg. Hesselteich

Für die kommende Saison hat der heimische Tabellensechste zwei Neuzugänge zu vermelden: Vom TV Isselhorst kommt Rückraumspieler Erik Springer, der zuletzt wenig Spielanteile beim Verbandsligisten hatte. Ebenfalls neu ist Lukas Uekötter von Kreisligist TSG Harsewinkel II. „Dazu muss man eigentlich auch Andreas Kattenbaum zählen, weil er diese Saison nur auf zwei Einsätze gekommen ist", sagt Dennis Laumann über den Linkshänder, der mit zwei Fußblessuren und einer Knieverletzung in dieser Spielzeit arg gebeutelt war. Auch von Tim Kleine-Tebbe gibt es positive Neuigkeiten: Die Verletzung am Kreuzband muss nicht operativ behandelt werden. Stattdessen soll er nach der vierwöchigen Pause nun mit Aufbautraining beginnen.

Das muss genau so individuell passieren wie die Fahrradtouren, mit denen Laumann in diesen Tagen seine Handykontakte unterhält: Ausgesuchte Sporthallen im Altkreis und Umgebung bekommen von „Apu" Besuch, werden fotografiert und in seinem Handystatus angezeigt. Versehen mit der Frage, welche Halle er besucht habe, lobt er einen Sixpack Bier aus für denjenigen, der ihm zum richtigen Zeitpunkt die Antwort schickt. Es gewinnt nämlich nicht die oder der Schnellste, sondern – je nach Belieben – die sechste, neunte, oder zwölfte richtige Antwort. „Mir ist die Idee bei einer Runde mit dem Rad gekommen. Dafür hat man dank Corona ja mehr Zeit als sonst", erklärt Laumann seinen Einfall. Am Wochenende lag beispielsweise Bastian Latussek mit der „Sparkassen-Arena" richtig. Das Schöne: Alle Sieger bekommen in den nächsten Tagen Besuch von Laumann, seinem E-Bike – und natürlich dem ausgelobten Gerstensaft. „Dabei wird der Sicherheitsabstand von zwei Metern natürlich nicht unterschritten", betont Laumann.

SF Loxten II

In der teilweise aufgeheizten Diskussion um die Wertung der unterbrochenen Saison hebt sich René Kirchhoff wohltuend ab. Der Übungsleiter der auf Platz zwölf abstiegsbedrohten Oberliga-Reserve würde „jede Entscheidung akzeptieren. Denn die Situation ist sehr schwierig." Wie alle Landesliga-Trainer geht Kirchhoff nicht davon aus, dass die aktuelle Spielzeit sportlich zu Ende gebracht wird. Daher hat er auch keinen Trainingsplan an seine Akteure herumgeschickt. „Wir lassen den Jungs freie Hand, weil wir ja noch nicht mal ein definitives Datum haben, wann es wirklich weitergehen soll", erklärt Kirchhoff. Er rechne damit, dass die Amateurklassen im Sport so ziemlich das Letzte seien, was von den Behörden wieder freigegeben würde. „Im Profifußball hängen ja auch Arbeitsplätze an den Ligen. Bei uns ist es ja nur ein Hobby – und das ist am ehesten verzichtbar."