Versmolder trainiert al-Nasr Sports Club in Dubai

Lange hat es Miguel Alvarez nicht in Saudi-Arabien gehalten. Seit Jahresbeginn gehört der Versmolder zum Trainerstab vom al-Nasr Sports Club in Dubai

Bei der Arbeit: Miguel Alvarez überwacht die Übungen des chilenischen Neuzugangs Ronnie Fernandez. | © Christian Helmig, HK

Christian Helmig
30.01.2019 | 30.01.2019, 17:00

Versmold/Dubai. Seinen freien Tag genoss Miguel Alvarez am Pool. Erholung hatte der 35-Jährige nötig. „Wir haben sehr viel Arbeit im Moment“, berichtet er. Für Spieler und Trainer vom al-Nasr Sports Club ist in den Tagen bis zum Punktspielstart am 4. Februar vor allem Kennenlernen angesagt. Nach einer enttäuschenden Hinrunde mit Platz neun in der UAE Arabian Gulf League, der ersten Liga der Vereinigten Arabischen Emirate, hatte sich der Verein von seinem serbischen Chefcoach Ivan Ivanovic getrennt und den Spanier San José Beñat verpflichtet.

Auch Miguel Alvarez soll zum erfolgreichen Neuanfang beitragen. Der Versmolder ist seit Jahresbeginn einer von drei Assistenten in Beñats Stab. Dass die Verantwortlichen von al-Nasr auf ihn aufmerksam wurden, hat auch mit seiner erfolgreichen Arbeit im Nachbarstaat Saudi-Arabien zu tun. Nachdem er im Sommer als Co-Trainer und Taktikanalyst beim dortigen Zweitligisten Al Khaleej angeheuert hatte, ging es mit dem Team aufwärts. „Wir lagen nur knapp hinter einem direkten Aufstiegsplatz“, verrät Alvarez, dass ihm die Entscheidung schwer gefallen ist.

„Über ein Steak mit Blattgold regt sich hier niemand auf“

Man spricht Spanisch: Bei al-Nasr arbeitet Miguel Alvarez (rechts) als Co-Trainer unter anderem mit Álvaro Negredo, Europameister von 2012, zusammen. - © Christian Helmig, HK
Man spricht Spanisch: Bei al-Nasr arbeitet Miguel Alvarez (rechts) als Co-Trainer unter anderem mit Álvaro Negredo, Europameister von 2012, zusammen. (© Christian Helmig, HK)

Doch er sagt auch: „Das Angebot aus Dubai konnte ich aber nicht ablehnen.“ Vor allem sportlich liegen zwischen den beiden Clubs Welten. Al-Nasr gehört zu den Top-Adressen am Golf. Deutsche Trainergrößen wie Frank Pagelsdorf oder Eduard Geyer waren hier bereits in der Verantwortung. Auf dem Feld verliehen Stars wie Ex-Armine Karim Bagheri und Italo-Stürmer Luca Toni dem dreifachen nationalen Meister ihren Glanz. Bekanntester Kicker im aktuellen Aufgebot ist Álvaro Negredo. Der spanische Europameister von 2012 kam vor der Saison von Besiktas Istanbul – geschätztes Jahresgehalt: sieben Millionen Euro.

Al-Nasr ist ein großes Projekt. Die Bedingungen hier können sich mit denen der europäischen Topclubs messen“, sagt Miguel Alvarez. Entsprechend hoch sind die Ansprüche: In der Liga möchte al-Nasr die oberen Plätze angreifen und mindestens einen der beiden nationalen Pokalwettbewerbe gewinnen. Größtes Ziel aber ist die Qualifikation für die asiatische Champions League Anfang März. „Da wollen wir so weit wie möglich kommen“, sagt der Junge aus Loxten, der als hoffnungsvolles Talent bei der Spvg. Versmold und später für Arminia Bielefeld, VfL Osnabrück, LR Ahlen und den SV Häger kickte.

"In Dubai ist alles viel freier als in Saudi-Arabien"

Dass er den Sprung in den bezahlten Fußball – wenn auch »nur« als Trainer – geschafft hat, macht Alvarez stolz. Einen großen Wunsch aber hat er noch: „Es wäre schön, wenn mich meine Eltern einmal in Dubai besuchen könnten. Sie haben viel für mich getan.“

Auf seinen Lebensstil hat der Vereinswechsel ebenfalls großen Einfluss. „In Dubai ist alles viel freier als in Saudi-Arabien“, erzählt der Spanier mit deutschem Pass, der zuvor schon für Vereine in Spanien, den USA und auf den Malediven gearbeitet hat. Allgegenwärtig sei auch der offen zur Schau gestellte Reichtum des Landes. „Über ein Steak mit Blattgold regt sich hier niemand auf“, sagt der Vater von zwei Töchtern (vier und sechs Jahre alt) mit Blick auf die Schlagzeilen um Franck Ribery.

Der Bayern-Star hatte für ein entsprechendes Video in Deutschland und Frankreich bekanntlich einen Shitstorm geerntet. „Hier wäre höchstens diskutiert worden, ob auf das Gold noch Diamanten draufgepasst hätten“, ergänzt Alvarez schmunzelnd. Ihn selbst lässt derartiges Protzgehabe allerdings kalt: „Ich esse lieber eine Bratwurst.“