
Dass Anna-Lena Hölmer danach „so aufgeregt war, dass ich nicht wieder einschlafen konnte" und noch am selben Tag via Facebook persönliche Glückwünsche nach Rio schickte, hat mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun. Als Mitglied einer sportverrückten Familie wurde die Tochter des Versmolder Fußballers Klaus Rahe 2007 und 2009 deutsche Jugendmeisterin im Beachvolleyball. Als sie ein Jahr später eine neue Partnerin suchte, verabredete sie sich „per Zufall" mit der Essenerin Kira Walkenhorst, die sie von vielen Turnieren kannte.
Das Duo harmonierte auf Anhieb und zog bei seinem ersten Supercup auf Fehmarn über die Quali direkt ins Halbfinale ein. „Wir waren damals beide total perplex", erinnert sich Anna-Lena Hölmer. Ihr gemeinsamer Weg führte bis zum 13. Platz bei den deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand. Während Hölmer im Feld die laufintensive Abwehrarbeit verrichtete, sorgte die 1,84 Meter große Walkenhorst am Netz mit ihren „ewig langen Armen" für die wichtigen Blocks. „Schon damals konnte man klar erkennen, was für ein großes Potenzial Kira hat, wenn sie fit ist", blickt die Versmolderin zurück.
Umso tragischer, dass sie selbst ihr Niveau aufgrund einer Schulterverletzung nicht mehr steigern konnte und das Paar sich nach nur einer Saison wieder trennen musste. Als Kira Walkenhorst 2013 zum Pendant von Weltklassespielerin Laura Ludwig befördert wurde, war Anna-Lena Hölmer schon „klar, dass die beiden zusammen sehr erfolgreich werden können".
Diese Vorahnung wurde in Rio zur Gewissheit. „Ich hatte während des gesamten Turniers nie das Gefühl, dass sie ein Spiel verlieren können", zollt Anna-Lena Hölmer nicht zuletzt auch der Leistung des Trainerteams um Jürgen Wagner Respekt, das seine Schützlinge „auf den Punkt fit gemacht hat".
Olympia-Turnier auch mit einem weinenden Auge verfolgt
Wie Kira Walkenhorst gönnt Anna-Lena Hölmer auch Laura Ludwig die Goldmedaille und den neuen Ruhm „zu hundert Prozent". Deutschlands viermaliger Beachvolleyballerin des Jahres, die schon seit vielen Jahren als eine der besten Abwehrspielerinnen der Welt galt, hat sie im Trikot des Zweitligisten SV Bad Laer vor Jahren als Gegnerin in der Halle gegenübergestanden und als „total offenen und sympathischen Menschen" kennengelernt.
Gleichzeitig macht Anna-Lena Hölmer keinen Hehl daraus, dass sie das Olympia-Turnier auch mit einem weinenden Auge verfolgt hat. „Natürlich kam mir mal der Gedanke, was gewesen wäre, wenn ich gesund geblieben wäre", sagt die Frau des Loxtener Oberliga-Handballers Sebastian Hölmer. „Aber selbst dann", gibt sie zu, „hätte es bei mir wohl nicht für die World-Tour gereicht."
So konzentrierte sich Anna-Lena Hölmer zunächst auf ein duales Studium, mittlerweile arbeitet sie in der Führungsetage eines Discounters. Ihre sportliche Laufbahn beendete sie 2015 nach einer Schulter-OP endgültig. Den Weg von Kira Walkenhorst aber wird Anna-Lena Hölmer weiter aufmerksam verfolgen – selbst, wenn sie sich dafür den Wecker auf fünf Uhr morgens stellen muss.