Arminia Bielefeld ehrt langjährigen Fan nach seinem Tod mit einer besonderen Geste

Bielefeld/Löhne. Kaum ein anderer Fußballverein stellt die Leidensfähigkeit seiner Fans so auf die Probe wie Arminia Bielefeld. Thomas Ollick, in der Fanszene als T.O. bekannt, wusste das wie kein Zweiter, denn der Löhner hat 48 Jahre mit seinem Klub gejubelt und gelitten und kurz vor seinem plötzlichen Tod noch den Traum vom DFB-Pokalfinale in Berlin erlebt. Ihren treuen Fan hat Arminia mit einer besonderen Geste geehrt und Ollicks Stammplatz auf der Alm an seine Familie übergeben. Block J, Reihe 15, Platz Nummer 39. Der Stammplatz von Ollick ist unverkennbar. Keine andere Sitzschale ist wohl mit so vielen Arminia-Stickern versehen wie die, auf der Ollick seit mehr als 20 Jahren Triumphe und Tränen erlebte. Am 5. Spieltag der 2. Bundesliga wird der Sitz eine Stunde vor dem Spiel gegen den 1. FC Magdeburg abgeschraubt und von Arminia-Trainer Mitch Kniat übergeben. Eine Geste, die die Familie zu Tränen rührt und zeigt, dass im Millionengeschäft Fußball doch noch Platz für Menschlichkeit ist. &bdquo;Dieses Geschenk hat uns in dieser schweren Zeit allen etwas Trost gespendet, weil sich der Verein so gekümmert hat und wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist“, sagt Ehefrau Anja Ollick. &bdquo;Thomas hätte diese Geste sehr viel bedeutet, denn er hatte zwei Leidenschaften: die Familie und Arminia, manchmal auch umgekehrt.“ Als Erinnerung wird die Schale nun einen Platz in der Feierhütte der Familie bekommen, im Garten mit der großen Arminia-Flagge. &bdquo;Dort können wir sie weiter nutzen, ganz im Sinne von Thomas.“ Die Krebsdiagnose kommt aus dem Nichts Der Verein nimmt schon vor dem Tod von Thomas Ollick Anteil an seinem Schicksal. &bdquo;Mitch Kniat hat ihm im vergangenen Jahr mit einem Trikot überrascht und sich danach immer wieder nach ihm erkundigt“, sagt Sohn Ben Ollick. &bdquo;An den Tag denke ich gerne zurück, als ich meinen Vater vor dem Spiel unter einem Vorwand früher ins Stadion lockte und er sprachlos war, als er das Trikot bekam.“ Das Trikot hing danach im Wohnzimmer der Ollicks. &bdquo;Arminia-Weihnachtsbaumkugeln konnte ich lange verhindern, aber das Trikot wurde sofort gerahmt und aufgehängt“, sagt Anja Ollick. Ihr Mann ist zu dieser Zeit bereits schwer krank. Der Sitz in Reihe 15 mit der Nummer 39 in Block J wird in dieser Zeit von seinem Sohn Ben oder seinem Schwiegersohn Mathias genutzt. Ollicks Leidensweg beginnt im Frühjahr 2024, als er die Diagnose Speiseröhrenkrebs erhält. &bdquo;Die Diagnose kam aus dem Nichts und war ein Schock“, sagt Anja Ollick. Nach einer langwierigen Chemotherapie und schweren Operation im Sommer gilt er jedoch als geheilt. &bdquo;Er konnte auch wieder zum Fußball ins Stadion.“ &bdquo;Mit dem Verein geht es hoch und runter, aber die Liebe bleibt.“ Doch im Sommer 2025 kehrt der Krebs zurück. &bdquo;Die Ärzte machten uns Hoffnung, dass Thomas zwar nicht noch mal operiert werden kann, aber durch eine palliative Therapie noch ein paar Jahre weiter leben könnte“, erklärt Anja Ollick. Die Hoffnung erfüllt sich jedoch nicht. &bdquo;Am 28. August riss seine Speiseröhre und nur einen Tag später mussten wir uns schon von ihm verabschieden. Es ging alles viel schneller als erwartet.“ Thomas Ollick stirbt im Alter von 62 Jahren. &bdquo;Viel zu früh. Wir hatten noch so viel vor.“ Der plötzliche Tod bewegt auch seine Freunde, die nun ohne ihn weiter mit Arminia jubeln und leiden müssen. Das 1:1 in Braunschweig ist die erste Auswärtsfahrt ohne Ollick. &bdquo;Thomas fehlt uns sehr. Wir haben es immer noch nicht so richtig realisiert, dass wir nach 40 Jahren nun nicht mehr gemeinsam unterwegs sein werden“, sagt Torsten Imort, der 2002 den Fanclub &bdquo;Arminia Freunde Löhne“ mit Thomas Ollick gründet. &bdquo;Wir alle haben unsere Leidenschaft für den Verein als Jugendliche entdeckt. Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich heute noch Gänsehaut.“ Die Leidenschaft sei wie ein Virus, ergänzt Uwe Lübbert. &bdquo;Mit dem Verein geht es hoch und runter, aber die Liebe bleibt. Wie in einer Familie.“ Kurz vor seinem Tod erlebt Thomas Ollick den Traum DFB-Pokalfinale Das hat auch Anja Ollick so erlebt. &bdquo;Ich erinnere mich gut an Tage, als Thomas nach dem Spiel nach Hause kam und voller Wut sagte, dass jetzt Schluss ist. Doch am nächsten Wochenende fuhr er trotzdem wieder zum Spiel.“ Wie immer auf seinen Stammplatz mit der Nummer 39. Oft mit dabei sind seine Kinder und später auch Enkel. &bdquo;Das ging gar nicht anders“, sagt Ben Ollick. &bdquo;Deshalb werden auch die vielen Trikots und die Dauerkarte in der Familie bleiben, die mein Vater in diesem Jahr trotz seiner Krankheit wieder verlängert hat.“ Trost finden Familie und Freunde in den vielen Erinnerungen, vor allem wenn sie an das DFB-Pokalfinale zurückdenken. &bdquo;Das waren unglaubliche drei Tage in Berlin, auch wenn sie aufgrund seiner Erkrankung nicht einfach für Thomas waren“, sagt Torsten Imort. &bdquo;Wir sind alle froh, dass Thomas diesen Traum noch erleben durfte.“ Auch wenn er die 90 Minuten nicht auf seinem Stammplatz mit der Nummer 39 in Block J genießen konnte. Zahlreiche weitere Artikel, die die Herzen von Arminia-Fans höherschlagen lassen, finden Sie hier.

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