Bielefeld/München. In der Pädagogik ist es wie im Fußball: Schimpfen ist zumindest umstritten, wenn nicht gar verpönt. Aber meine (und die vieler anderer) konstruktive Kritik an Mael Corboz nach seinem Diskurs mit Teilen der Fans beim Heimspiel gegen Essen hatte diesen scheinbar so motiviert, dass er zuletzt als Torschütze in Erscheinung trat.
Und dann habe ich Grodowski und Uldrikis bezichtigt, den Pfosten wund zu schießen. Wen soll ich jetzt kritisieren? Scheint ja zu klappen. Ich tue jetzt mal so, als ob ich in München irgendwen ganz schlecht gesehen habe und nenne vor dem nächsten Meisterschaftsspiel einfach mal Noah Sarenren Bazee und Leon Schneider. Meine Herren, Ihr wisst, was zu tun ist!
Zudem möchte ich hier vorschlagen, dass Mitch Kniat so lange von der Bank fernbleibt, bis wir wieder verlieren. Hat ja schließlich da oben ganz gut funktioniert. Und ich habe mich gefreut, dass unser Co-Trainer durchaus mobil ist, wo er doch sonst nahezu immer 90 und mehr Minuten auf seinem Anglerstuhl sitzt.
Arminias Fans rutscht das Herz bis in die Kniekehle
Im Fanklub-Chat rutschte jedenfalls einigen das Herz bis runter in die Kniekehle, als Kniat nach dem Spiel vor den mitgereisten Anhängern stand und teils mit den Spielern sprach. Denn nach unser aller Information sollte er doch 30 Minuten vor und nach dem Spiel eine Bannmeile einhalten. Wir sahen schon eine Entscheidung am grünen Tisch in Frankfurt, bei der ein Präzedenzfall geschaffen werden soll. Wenn nicht gegen Arminia, gegen wen dann? Aber gut, irgendwer wusste besser Bescheid und das wird wohl alles gut gehen.
Der Trainer hatte noch in der Pressekonferenz vor dem Spiel erklärt, warum er Uldrikis den Vorzug vor Julian Kania geben würde. Ich habe es ein wenig belächelt, aber in München hat unser neuer Mittelstürmer genau das gemacht, was Kniat sagte. Er hat Bälle „festgemacht“ und abgelegt. Ich muss feststellen, der macht das richtig gut. In München vielleicht der beste Spieler auf dem Platz.
Ein Problem sehe ich allerdings darin, dass Grodowski als zentrale Spitze besser zu sein scheint als über außen, wo er sich nicht nur in München immer wieder festgelaufen hat. Das Tor erzielte er durch die Mitte. Aber das sind nach einem 3:0-Auswärtssieg ja fast schon Petitessen. Der Konkurrenzdruck bleibt jedenfalls hoch in der Mannschaft und wenn es hilft, doch noch ganz oben heran zu springen, wird kein Fan wirklich enttäuscht sein. Ich wiederhole mich da gerne: Ich möchte aufsteigen! Zur Not auch in der Relegation, auch wenn mir beim bloßen Abtippen dieser Buchstabenkombination ein kalter Schauer über den Rücken gekrochen ist (wirklich wahr, kein Scherz!)
Bei Arminia Bielefeld gibt es auch Schatten
Bei aller aufkeimenden Euphorie muss ich hier aber auch konstatieren, dass die Gastgeber weniger für einen Sieg gegen uns infrage kamen als für einen eventuellen erneuten Abstieg. Wenn sie ihre Abschlussschwäche weiterhin auf dem Niveau unserer in Sandhausen beibehalten, könnte es ein böses Saisonende bei den mir durchaus sympathischen Löwen geben. Und bei Arminia habe ich an diesem Abend trotz der drei tollen Tore auch reichlich Schatten gesehen. Aber drei Tore (noch dazu auswärts!) und drei Punkte sind drei Tore und drei Punkte.
Und jetzt kommt Werder Bremen zum DFB-Pokal-Viertelfinale an die Melanchthonstraße. Was ich da erwarte? Nun, einen Sieg nach 90 Minuten. Ist mir eh zu spät, schließlich muss ich am Mittwoch wieder zur Arbeit. Und mein Wecker ist echt auf eine unschöne Uhrzeit eingestellt. Aber jetzt gehe ich erst mal zu meinem Kleiderschrank und suche mein Arminia-Trikot mit dem Spielaufdruck vom 4. März 2015 und den beiden Vereinsnamen. Das wird dann am Dienstag meinen Körper umspannen. Jedenfalls befürchte ich, dass es spannt. Viel passiert in den letzten zehn Jahren. Nicht nur bei Arminia.
Euer Armine von der Süd!