Erstmals keine Punkte

Niederlage gegen 1860 München: Ein 60-Meter-Schuss mitten in Arminias Herz

Mit einem Traumtor aus der eigenen Hälfte schlägt der Tabellenvorletzte 1860 München den DSC im eigenen Stadion, obwohl die Bielefelder komplett überlegen waren.

Jonas Kersken ist geschlagen. Die Münchner jubeln über das 60-Meter-Tor von Jacobsen. | © Oliver Krato

Gregor Winkler
21.09.2024 | 21.09.2024, 20:05

Bielefeld. 1.546 Tage ist es her, dass Arminia Bielefeld auf Platz eins einer Tabelle gestanden hat. Es war der 28. Juni 2020 in der 2. Bundesliga. An diesem Samstag hatten die Ostwestfalen – eine Spielklasse tiefer – wieder die Chance, den Platz an der Sonne zu erobern. Sämtliche Konkurrenten hatten so gespielt, dass der DSC mit einem Erfolg gegen den TSV 1860 München nach ganz oben gerutscht wäre. Doch nach 87 Minuten traf ein 60-Meter-Schuss den DSC mitten ins Herz.

Thore Jacobsen hatte gesehen, dass Jonas Kersken zu weit vor seinem Gehäuse stand. Der Münchner hielt aus der eigenen Hälfte drauf. Kersken rannte, schaute, streckte sich, doch der Ball, der eine gefühlte Ewigkeit in der Luft war, schlug hinter ihm zum 0:1 ein. Ein vom DSC komplett kontrolliertes Spiel war auf den Kopf gestellt.

Drei Änderungen nahm DSC-Coach Mitch Kniat an seiner Startelf vor: Fast erwartbar rückte Marius Wörl gegen seinen Ex-Klub in die Anfangsformation. Grund dafür war aber weniger die Vergangenheit als vielmehr die starke Leistung, die er zuletzt in Aue gezeigt hatte. Lukas Kunze begann auf der rechten Stürmerposition. Links kam Isaiah Young zum Zuge. Als Rechtsverteidiger lief der genesene Christopher Lannert wieder auf. Kaito Mizuta, Felix Hagmann und Merveille Biankadi blieben draußen.

Erste Großchance in der 16. Minute

Eine Viertelstunde lang spielte sich in der Schüco-Arena eine Partie ab, in der die Bielefelder den Ton angaben, ohne allerdings eine richtige Großchance zu kreieren. Aus den Münchner Reihen kam dagegen bestenfalls mal ein Ball, der in die Bielefelder Hälfte rutschte und von Keeper Jonas Kersken schnell zurück zu den eigenen Vorderleuten gebracht wurde.

Erster Hingucker war ein Ballgewinn von Lannert vor dem Löwen-Strafraum in der 16. Minute. Der Rechtsverteidiger brachte den Ball zentral zu Kunze, der zu Corboz weitergab. Der Kapitän steckte präzise auf Becker durch, der aus halbrechter Position am Münchner Schlussmann René Vollath scheiterte.

Die Münchner Antwort auf die druckvolle Bielefelder Anfangsphase kam in der 23. Minute, als ein Querpass am DSC-Tor vorbeischrammte (Hobsch verpasste) und etwas später ein Schuss von Schröter den Kasten knapp verfehlte. Damit hatten sich beide Kontrahenten angemeldet.

Bielefeld mit zahlreichen Chancen nach der Pause

München kam in der Folgezeit vor allem über Standards gefährlich vors DSC-Tor. Guttau verpasste nach einem Einwurf per Direktabnahme nur knapp die Führung (31.). Weil die Gastgeber aber auch auf ihren Treffer drängten, entwickelte sich ein ansehnliches Spiel, wenngleich der erste Durchgang vor 24.852 Zuschauern ohne glasklare Torchancen zu Ende ging.

Mit unverändertem Personal ließ Kniat das Spiel wieder aufnehmen. Den ersten Hochkaräter produzierten Kunze und Young in der 50. Corboz hatte Lannert auf der rechten Seite gesehen und mit einem langen Ball bedient. Der Routinier gab zu Kunze weiter, dessen scharfe Hereingabe den Fuß von Young fand. Sein Schuss wurde aber Beute von Löwen-Keeper Vollath.

Bielefeld war dominant, es fehlte jedoch der Treffer. In der 63. Minute frischte Kniat seinen Sturm auf, indem er Young, der viele Zweikämpfe gesucht hatte, gegen den ebenso emsigen Mizuta tauschte. In der 68. hatte der DSC die nächste Möglichkeit von halbrechts. Wörl wurde von Kunze bedient, blieb aber erneut an Vollath hängen. In der 73. zischte ein Lannert-Geschoss aus dem Rückraum knapp am rechten Pfosten vorbei. Das Tor lag in der Luft. Mizuta grätschte am zweiten Pfosten an einem Querpass vorbei.

Arminias Aufbäumen blieb vergebens

Danach war Feierabend für Wörl. Auch Becker ging raus. Julian Kania und Merveille Biankadi kamen (76.). Sieben Minuten später musste Joel Felix entkräftet raus, für ihn kam Schneider. Auch Kunze machte Platz für Mika Schroers.

Das Spiel hatte nur in eine Richtung stattgefunden, als Thore Jacobsen seinen Treffer der Marke „Tor des Monats“ erzielte. Alle Versuche der Bielefelder, wenigstens den Punkt zu retten, blieben auch in der fünfminütigen Nachspielzeit vergebens.