Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat sich erstmals zum Fall eines krankgeschriebenen Lehrers geäußert, der als Kandidat in zwei Kochshows angetreten sein soll. Es sei nicht hinnehmbar «wenn sich einzelne Personen während ihrer Krankschreibung indiskutabel verhalten oder sogar das System möglicherweise ausnutzen», so Feller: «Der konkrete Fall muss deshalb vollständig durch die zuständige Bezirksregierung aufgeklärt werden.»
Der Lehrer soll während einer mehr als ein Jahr andauernden Krankschreibung in zwei Kochshows als Kandidat mitgemacht haben. Die zuständige Bezirksregierung Köln hatte der dpa bestätigt, dass sie ein Disziplinarverfahren gegen den Mann eingeleitet hat.
Ministerin Feller betonte am Montag: «Unsere Lehrerinnen und Lehrer leisten jeden Tag enorm viel für ihre Schülerinnen und Schüler und üben ihren verantwortungsvollen Beruf mit großer Leidenschaft aus. Dieses Engagement verdient Respekt.» Daher sei Fehlverhalten während einer Krankschreibung «nicht nur unkollegial, sondern auch gegenüber der Gesellschaft nicht tolerierbar.»
Fall wird auch Thema im Landtag
Am Mittwoch wird der Fall um dem kochenden Lehrer Thema im Schulausschuss des Landtags. Die Oppositionsfraktionen von SPD und FDP haben unabhängig voneinander eine sogenannte Aktuelle Viertelstunde dazu beantragt.
Der neue Fall werfe «ein Schlaglicht auf erhebliche Kontrolldefizite beim Umgang mit langzeiterkrankten Lehrkräften in Nordrhein-Westfalen», heißt es im Antrag der FDP-Fraktion. Die Liberalen wollen in der Aktuellen Viertelstunde von der Landesregierung unter anderem erfahren, wie sie das konkrete Disziplinarverfahren der Bezirksregierung Köln gegen den Lehrer bewertet und welche Maßnahmen sie «kurzfristig ergreifen wird, um vergleichbare Fälle in Zukunft zu verhindern».
FDP: Lehrer können Fürsorge offenbar ausnutzen
FDP-Fraktionsvize Franziska Müller-Rech sagte der dpa: «Die NRW-Landesregierung kann sich nicht mehr mit dem Verweis auf vermeintliche Einzelfälle herausreden. Offensichtlich können Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen die beamtenrechtliche Fürsorge ausnutzen, ohne eine amtsärztliche Untersuchung befürchten zu müssen.»
Der Vorgang erinnert an eine Lehrerin aus dem Ruhrgebiet, die seit 16 Jahren krankgeschrieben ist - und nie zum Amtsarzt musste. Als sich das Anfang des Jahres durch einen Wechsel in der Sachbearbeitung änderte, klagte die Frau - wodurch der Fall publik wurde und bundesweit für Schlagzeilen sorgte.

