Wie Passwörter die Ermittlungen der Polizei NRW bremsen

Bielefeld. Passwörter sollen sicher sein. Für die Erstellung heißt das: am besten mehr als zehn Zeichen, Groß- und Kleinschreibung - aber auch nicht nur Buchstaben. Für Ermittler gegen Pädokriminelle, sogenannte Reichsbürger oder Mörder ein regelrechter Albtraum. Denn sie brauchen oftmals lange, um Speichermedien zu entschlüsseln und kriminelle Inhalte zu finden. Ermittlungen verzögern sich so drastisch. Beschlagnahmte Datenträger einer Polizistin aus Minden-Lübbecke, die Teil einer Gruppe von Staatsfeinden sein und einen Umsturz angestrebt haben soll? Noch nicht geknackt. Speichermedien von einer Gruppe &bdquo;Reichsbürger“ aus OWL, bei denen vor mehr als einem Jahr die Polizei anklopfte, weil sich die Personen als Amtsträger ausgaben? Kein Zugriff für die Ermittler. Oder Computer, auf denen Verdächtige Kinderpornografie gespeichert haben sollen? Verschlüsselt. Das sind nur ein paar Beispiele aus OWL, die zeigen, vor welchen Problemen die Polizei steht. Diese Redaktion konnte mit einem Ermittler aus dem Cybercrime-Kompetenzzentrum beim Landeskriminalamt NRW (LKA) sprechen. Er ist auf das Entschlüsseln von IT-Asservate spezialisiert. &bdquo;Die Arbeit ist insgesamt schwieriger geworden“, sagt der Beamte, der anonym bleiben will. &bdquo;Das liegt im Grunde daran, dass es kein mobiles Endgerät mehr gibt, das nicht in irgendeiner Form verschlüsselt ist. Und diese Mechanismen werden immer ausgeklügelter.“ Verschlüsselung wird zum Verkaufsargument Weil es auch den Kunden wichtiger ist, dass ihre Daten sicher sind, haben Hersteller die Maßnahmen zur Verschlüsselung in den vergangenen Jahren enorm erhöht. Manche Unternehmen werben gar damit, wie sicher ihre Geräte sind. Ermittler beim LKA stehen daher vor Herausforderungen. Um Passwörter zu knacken, nutzen die Ermittler Programme, die zig Millionen verschiedene Passwörter ausprobieren, die beispielsweise durch Datenlecks bekannt wurden. &bdquo;Was einfach klingt, kann aber trotzdem lange dauern. Und es ist sowieso nicht sicher, dass die Technik auch das richtige Passwort probiert“, sagt der LKA-Experte. Es bedarf also auch reiner Ermittlungsarbeit: &bdquo;Viele Menschen wählen Passwörter aus ihrem Umfeld - zum Beispiel Familie, Geburtstage, Tiernamen. Hier versuchen wir also ebenfalls, mögliche Passwörter zu finden.“ Kriminelle kommen vor allem durch Phishing an Passwörter Doch auch das muss nicht immer klappen. Immerhin weisen verschiedene Experten immer wieder darauf hin, wie ein sicheres Passwort gebildet wird - Groß- und Kleinschreibung, Sonderzeichen, Zahlen. Für Ermittler eine zeitintensive Arbeit. Denn: Einfach wie im Film auf einen Knopf drücken und die Technik der Ermittler hat in wenigen Minuten die Sicherheitsvorkehrungen von PC oder Smartphone geknackt, ist reine Fiktion. Auch Kriminellen oder Hackern ist das nicht möglich. Kriminelle nutzen beispielsweise Datenlecks oder sogenanntes Phishing, um Passwörter zu knacken. Theoretisch ließen sich Passwörter auch durch Programme knacken, die Zeichenkombinationen automatisch ausprobieren, heißt es in dem Blog &bdquo;Sec4you“. Ein Smartphone zu knacken kann Jahre dauern Allerdings: Laut den Experten gebe es alleine für ein Passwort mit acht Ziffern 218 Billionen mögliche Kombinationen. Ein entsprechendes Programm würde dafür Monate brauchen. Doch auch ein sechsstelliger Zahlencode am Smartphone kann die digitalen Forensiker lange beschäftigen: &bdquo;In der Regel wir das Gerät nach einer gewissen Anzahl falscher Entsperrversuche für bestimmte Zeit gesperrt. Rechnet man alle Kombinationen sowie die Sperrzeit zusammen, kann das Knacken eines Smartphones im schlimmsten Fall Jahre dauern“, sagt der Ermittler. Kriminelle wissen in der Regel, wie sie ihre Datenträger verschlüsseln, sagt der LKA-Experte. Etwa durch ein entsprechendes Passwort, aber auch durch zusätzliche Software. &bdquo;Solche Personen müssen damit rechnen, auch spontan Besuch von der Polizei zu bekommen. Also fahren sie die Sicherheitsmaßnahmen oft schon von vornherein hoch“, sagt der Ermittler. &bdquo;Dass wir zum Beispiel im Bereich der Kinderpornografie unverschlüsselte Datenträger bekommen, gibt es nicht mehr.“ .responsive23-ojUhgjPAVjFaK4uK-ttc-linechart-sexuelle-uebergriffe-in { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ojUhgjPAVjFaK4uK-ttc-linechart-sexuelle-uebergriffe-in { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ojUhgjPAVjFaK4uK-ttc-linechart-sexuelle-uebergriffe-in { padding-top: 142.86%; } } Ermittler knacken Datenträger und identifizieren Opfer Ein Fall aus OWL hat aber auch gezeigt, dass sich hartnäckige Arbeit der Ermittler lohnt: Ein Arzt eines Bielefelder Krankenhauses betäubte jahrelang Patientinnen und vergewaltigte diese im Krankenbett. Seine Taten filmte der Mann und speicherte die Aufnahmen. Die Ermittler knackten den verschlüsselten Datenträger, hatten so Zugriff auf die Daten und konnten die Opfer identifizieren sowie informieren. Denn diese wussten bis dahin gar nicht, dass sie Opfer einer Vergewaltigung waren. Technisch dürfen die Sicherheitsbehörden laut Experte nicht hinterherhängen und müssen regelmäßig nachrüsten. Etwa mit Quantencomputern, die deutlich schneller arbeiten können. &bdquo;Je schneller die Technik arbeiten kann, umso schneller kriegen wir Ergebnisse“, sagt der LKA-Experte. &bdquo;Wir in NRW sind aber gut aufgestellt - und können im Fall der Fälle auch Hilfe bei anderen Behörden ersuchen.“

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