Jeder Fünfte hat Schulden: Was Klarna, Paypal und Co. damit zu tun haben

Schulden zu haben, scheint für viele junge Menschen heute zum Leben dazuzugehören. Laut der Trendstudie &bdquo;Jugend in Deutschland 2025? ist jeder Fünfte (20 Prozent) zwischen 14 und 29 Jahren bereits verschuldet. Die Studienautoren nennen diesen Rekordstand in ihrem Fazit &bdquo;alarmierend”. 2024 lag die Verschuldungsrate in dieser Altersgruppe noch bei 19 Prozent, im Jahr 2023 bei 16 Prozent. Dabei geht es weniger um geplante Studienkredite oder die Finanzierung für eine Immobilie. Was &bdquo;spürbar zunimmt“ seien Konsumschulden wie &bdquo;Klarna-Schulden“, heißt es in der Studie. &bdquo;Bei Jugendlichen herrscht oft sozialer Druck, etwas besitzen zu wollen, weil es im nahen Umfeld angesagt ist – und genau hier setzen Betreiber wie Klarna mit ihrem Buy now, Pay later-Modell an“, sagt der Sozialforscher und Studienautor Kilian Hampel dem RND. Die Finanzdienstleister vermittelten jungen Menschen aktiv, dass es völlig in Ordnung sei, sich etwas gerade nicht leisten zu können – und machten Angebote für eine spätere Zahlung. &bdquo;Hier scheinen viele in eine Falle zu tappen und dies erst zu spät zu bemerken“, so Hampel. Diesen Eindruck hat auch Roman Schlag, der viele Jahre selbst Schuldnerberater war und nun Berater bei der Caritas für das Bistum Aachen ausbildet. &bdquo;Es gibt immer mehr verlockende Finanzierungsmöglichkeiten“, sagt Schlag und spricht von Anbietern wie Klarna, Paypal und Riverty. Längst würden nicht mehr nur große Anschaffungen wie Computer oder TV-Geräte über Ratenkäufe finanziert, sondern auch ganz alltägliche Dinge wie Kosmetika und Kleidung. &bdquo;Das Problem ist, dass viele den Überblick verlieren. Wenn man viele Dinge in Raten oder auf Kredit kauft, summieren sie sich eben.“ .responsive23-uC2rNNaGpiwggTl1-atlas-slideshow-schulden { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-uC2rNNaGpiwggTl1-atlas-slideshow-schulden { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-uC2rNNaGpiwggTl1-atlas-slideshow-schulden { padding-top: 142.86%; } } Ratenkauf ist große Verlockung Bei dem Finanzdienstleister Klarna machen die &bdquo;Buy now, pay later”-Angebote nach eigenen Angaben 57 Prozent und damit mehr als die Hälfte der Transaktionen aus. Um zu verhindern, dass Schulden angehäuft werden, beschränke man die Nutzung des Dienstes, sobald jemand eine Zahlung versäume, teilt Klarna auf Anfrage mit. Außerdem werde die Zahlungsfähigkeit der Kunden vor jedem Kauf geprüft. Klarna gewähre neuen Kunden anfangs nur einen kleinen Kredit von meist bis zu 100 Euro. &bdquo;Wenn Kunden verantwortungsbewusst einkaufen und zurückzahlen, wird beim nächsten Mal mehr freigegeben“, so eine Sprecherin. Eine ähnliche Stellungnahme gibt es von Paypal: Der Finanzdienstleister biete keine Ratenzahlung für Kunden an, die bei einer anderen Paypal-Zahlung überfällig seien. Überdies gebe es eine ausgefeilte Bonitätsprüfung in Zusammenarbeit mit Kreditauskunfteien. &bdquo;Dadurch wird das Risiko minimiert, dass Kunden ihre finanziellen Möglichkeiten überschätzen und die Rückzahlung ihre finanziellen Möglichkeiten übersteigt“, heißt es. Ein kleiner Test zeigt, wie leicht das Schuldenmachen über die Finanzdienstleister inzwischen ist, etwa im Onlineshop des Mode-Riesen H&M. Im Warenkorb landete ein Maxikleid für knapp 60 Euro. Dieser Einkauf kann über Kreditkarte, Paypal oder Klarna bezahlt werden. Klarna bietet an, den Preis sofort, in bis zu 30 Tagen, in drei zinsfreien Teilzahlungen oder in sechs monatlichen Raten zu bezahlen. Für den Ratenkauf fallen in diesem Fall 13,6 Prozent Zinsen pro Jahr an, das sind umgerechnet 2,21 Euro. Paypal und Klarna wollen Schulden verhindern Auch Paypal bietet die Möglichkeit, die Summe von 60 Euro zinsfrei erst in 30 Tagen zu bezahlen. Die Paypal-Ratenzahlung ist allerdings erst für Transaktionen ab 99 Euro verfügbar. Mit einem zweiten Kleid im Warenkorb ist die Mindestsumme erreicht – und Paypal bietet die Option, die knapp 120 Euro in drei, sechs, zwölf oder 24 Raten zu zahlen. Bei 24 Raten werden im Monat 5,64 Euro fällig, inklusive eines effektiven Jahreszinses von 12,5 Prozent. Die Zinsen summieren sich in diesem Fall auf mehr als 12 Euro. &bdquo;Heutzutage ist vieles darauf ausgelegt, dass man leichter Schulden machen kann“, warnt Ines Moers von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung und spricht von strukturellen Veränderungen in der Finanzwelt. Viele moderne Finanzprodukte sind darauf ausgelegt, mehr und mehr Geld in den Onlinehandel zu pumpen. &bdquo;Insofern wundert es mich nicht, dass sich immer mehr Menschen verschulden“, so Moers. Ihrer Meinung nach liegt das explizit nicht daran, dass junge Menschen mehr Luxus wollten, als sie sich leisten können. &bdquo;Gerade im Internet gibt es viele Lockangebote, da kann man oft gar nicht von einer bewussten Entscheidung sprechen.“ Dazu kommt, dass die Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren extrem gestiegen sind und viele junge Menschen neben hohen Mieten wenig Geld zur Verfügung haben. &bdquo;Da verschulden sich junge Familien manchmal allein dafür, für vier Personen passende Winterkleidung zu kaufen“, sagt Roman Schlag von der Caritas. Bald kostenlose Schuldnerberatung für alle? Die Schuldnerberater raten jedem &bdquo;so langweilig das klingt“ zu einem Haushaltsbuch oder zumindest dazu, sich die eigenen Zahlungsverpflichtungen bewusst zu machen. Kommt es dann doch zu finanziellen Problemen, können Schuldnerberater helfen. Sie sind jedoch derzeit nicht flächendeckend kostenfrei verfügbar. Das soll mit der zweiten EU-Verbraucherkreditrichtlinie anders werden, die bis November dieses Jahres in nationales Recht umgesetzt werden soll. &bdquo;Nach dem Wortlaut des Koalitionsvertrags gehen wir davon aus, dass es schon bald für jeden einen Rechtsanspruch auf kostenfreie Schuldnerberatung gibt“, hofft Beraterin Moers.

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