„Zombie-Droge“ Fentanyl: Wie groß ist das Problem in OWL?

Bielefeld. &bdquo;Zombie-Droge“ wird Fentanyl auch genannt, ein künstlich hergestelltes Opioid. In den USA ist der Konsum des Stoffes, der 100-mal stärker als Morphin ist, zum echten Problem geworden. Mittlerweile konsumieren Süchtige in Deutschland die Droge. Wie groß ist das Problem in OWL? In der Bielefelder Drogen-Szene, der wohl größten in der Region, ist der Stoff längst angekommen. Konsumiert wird er aber &bdquo;eher weniger“, sagt Verena Küpperbusch von der Bielefelder Drogenberatung. &bdquo;Generell ist der Konsum von Fentanyl aber kein neuartiges Problem.“ Immerhin gibt es Fentanyl bereits seit 1960. In der Regel wird das Medikament bei sehr starken oder chronischen Schmerzen verabreicht, erklärt eine Sprecherin des Landeskriminalamts NRW (LKA). Die Einnahmeformen sind unterschiedlich: oral, als Pflaster oder Nasenspray sowie intravenös. Die Wirkdauer sei abhängig von der Konsumform. Die zwei häufigsten Konsumformen seien intravenös und als Pflaster, berichtet die LKA-Sprecherin. Tote durch Fentanyl vor allem durch Mischkonsum Dass Süchtige beispielsweise Fentanylpflaster aufkochen, um den Wirkstoff zu extrahieren, sei schon länger bekannt, sagt Küpperbusch. In manchen deutschen Regionen mehr, in anderen weniger. &bdquo;Zum Beispiel in Frankfurt wird Fentanyl häufiger konsumiert als in Bielefeld“, sagt Küpperbusch. Dort sei offenbar Heroin knapper und Fentanyl werde diesem beigemengt, um den gleichen Opioid-Anteil zu erlangen. &bdquo;Das ist für Konsumenten aber gefährlich, weil sie nicht genau wissen, was genau in der Substanz ist.“ Laut Statistik zu Drogentoten sind 2023 in NRW elf von insgesamt mehr als 850 Verstorbenen in Zusammenhang mit Fentanyl gestorben. In fast allen Fällen durch den Mischkonsum mit anderen Rauschmitteln. Fentanyl auf dem Vormarsch, wenn Heroin knapp wird Die Situation auf dem Drogenmarkt ist derweil auch beim LKA bekannt. Die Sprecherin berichtet beispielsweise von einem Verbot seitens der Taliban in Afghanistan, Mohn anzubauen. Aus dem Stoff wird Heroin gewonnen, den größten Anteil der weltweiten Droge kommt aus dem zentralasiatischen Land. Der Bedarf an Heroin sei weltweit aber weiter groß. &bdquo;Dieser könnte alternativ durch synthetische Opioide bedient werden. Fentanyl ist hierbei nur eins von diversen synthetischen Opioiden mit hohem Suchtpotential, hoher Wirksamkeit und Gefahr einer tödlichen Überdosierung“, führt die LKA-Sprecherin aus. Küpperbusch hat ähnliche Vermutungen. &bdquo;Wenn weniger Heroin verfügbar ist, kann der Fentanyl-Konsum steigen“, sagt die Expertin. Allerdings sei in Europa eine Knappheit der Droge noch nicht auszumachen. Sie nennt Fentanyl derweil &bdquo;hochpotent“. Es sei schwer zu dosieren, was die Gefährlichkeit einmal mehr unterstreiche. Sogenanntes Drugchecking, die Prüfung der konsumierten Drogen, sei daher besonders wichtig. Polizei erfasst nur wenige Verfahren wegen Fentanyl Von einer &bdquo;Zombie-Droge“, wie Fentanyl mit Blick in die USA oft genannt wird, spricht die Bielefelder Expertin derweil nicht. &bdquo;Solche krassen Bilder wie in Amerika haben wir hier nicht“, sagt sie. Generell sei Fentanyl zwar schon in deutschen Drogen-Szenen angekommen, wirke aber durchaus umstritten. &bdquo;Der Rausch wird von einigen Konsumenten als ’kalt’ und ’narkoseähnlich’ beschrieben, andere sprechen offen davon, dass der Rausch nicht angenehm sei“, sagt sie. Die Wirkung und die Erfahrungen, aber auch die Sorge vor einer Überdosis wirken demnach eher abschreckend. Die Sicherheitsbehörden haben den Konsum von Fentanyl sowie den möglichen illegalen Handel damit längst auf dem Schirm. Doch der scheint sehr gering zu sein, wie die LKA-Sprecherin berichtet – zumindest mit Blick auf die Zahlen zu polizeilichen Verfahren. Demnach sind es tatsächlich nur Einzelfälle, in denen der Polizei Fentanyl-Konsum oder -Handel bekannt wird. Die Sprecherin des LKA betont aber auch: &bdquo;Aus diesen Zahlen kann kein valides Bild zum Ausmaß des Konsums von Fentanyl abgeleitet werden.“ Denn aus Sicherheitskreisen heißt es beispielsweise: Drogenhandel ist ein Phänomen, bei dem die Kriminalpolizei in der Regel aktiv ermitteln muss, um Fallzahlen oder Delikte aufzuklären. Experten gehen dabei von einer enormen Dunkelziffer aus, die sich nicht in den jährlichen Kriminalstatistiken wiederfindet. Und auch Erfahrungen und Berichte aus der Drogen-Szene aus OWL scheinen das einmal mehr zu bestätigen.

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