Wie Bahnunternehmen in OWL versuchen, Mitarbeiter vor Gewalt zu schützen

Bielefeld. Mitarbeiter der Deutschen Bahn sind 2024 häufiger Ziel von Straftaten gewesen als in den Jahren zuvor. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Frage der BSW-Vorsitzenden Sahra Wagenknecht hervor. In Deutschland gab es von Januar bis November 2024 2.824 Straftaten gegen Bahnmitarbeitende. In den Vorjahren lag die Zahl für das gesamte Jahr jeweils bei rund 2.650. Eine Zunahme der Straftaten könnte aber auch mit der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland erklärt werden, während der viele Menschen mit der Bahn unterwegs waren. Auch in Ostwestfalen-Lippe gibt es immer wieder Übergriffe gegen Zugbegleiter und anderes Bahnpersonal. Die gute Nachricht dabei: In Ostwestfalen-Lippe ist kein starker Anstieg der Vorfälle erkennbar. &bdquo;Zurzeit stellen wir erfreulicherweise eine Stagnation bei den Straftaten gegenüber unseren Kundenbetreuern fest“, sagt Eileen Wesolowski, Sprecherin der Westfalen-Bahn. Die Nord-West-Bahn meldet ein ähnliches Bild. &bdquo;Im Netz OWL war die Anzahl der internen Meldungen in den letzten Jahren auf hohem Niveau stabil“, sagt Benjamin Havermann, Leiter Kommunikation der Nord-West-Bahn. Trotz stagnierender Zahlen angespannte Situation Und auch bei National Express, die die RRX-Linien von Minden, Paderborn und Bielefeld nach Hamm und Düsseldorf betreut, ist im vergangenen Jahr eine leicht rückläufige Zahl zu verzeichnen. Dennoch ist die Situation keineswegs entspannt. &bdquo;Wie Polizeien, Feuerwehren und Rettungsdienste bekommen auch wir mehr Aggressivität zu spüren“, erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Bei Fahrkartenkontrollen, der Durchsetzung des Hausrechts sowie am Rande von Volksfesten, Großveranstaltungen und Fußballspielen komme es immer wieder zu verbalen und tätlichen Übergriffen gegen Bahnmitarbeitende. Daher ist die Stagnation beziehungsweise der leichte Rückgang der Vorfälle wohl eher dadurch zu erklären, dass die Unternehmen stärker versuchen, ihre Mitarbeiter zu schützen. Die Deutsche Bahn, die Nord-West-Bahn und National Express testen beziehungsweise planen derzeit den Einsatz von Bodycams für ihr Zugpersonal. &bdquo;Fällt der Test positiv aus, erwägt die Nord-West-Bahn die dauerhafte Einführung und Ausweitung auf weitere Linien und Netze“, erklärt Benjamin Havermann. Derzeit werden sie im Regionalbahnnetz in Niedersachsen und Bremen getestet. Bodycams haben viele Vorteile Die Deutsche Bahn benutzt Bodycams bereits seit einigen Monaten im Regionalverkehr. &bdquo;Diese Geräte haben sich im Einsatz bei Sicherheitskräften und Zugbegleitern sehr gut bewährt. Sie haben eine deutlich präventive Wirkung, einen deeskalierenden Effekt und liefern den Strafverfolgungsbehörden notwendiges Beweismaterial“, erklärt ein Bahnsprecher. Neben den Bodycams setzen die Unternehmen aber auch auf die Schulung ihrer Mitarbeiter für den richtigen Umgang in kritischen Situationen. &bdquo;Verhaltens- und Deeskalationstrainings gehören zur regelmäßigen Fortbildung von 20.000 Bahnmitarbeitenden mit direktem Kundenkontakt, für Sicherheitskräfte zusätzlich auch Trainings zur Abwehr von Angriffen“, erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn. &bdquo;Diese Schulungen vermitteln den Mitarbeitenden effektive Techniken zur Deeskalation von Konfliktsituationen, um potenzielle Gewalttätigkeiten zu verhindern oder zu entschärfen“, sagt Havermann. Zusätzliches Personal soll für Sicherheit sorgen Ein weiterer wichtiger Punkt zum Schutz der Zugbegleiter ist die Präsenz von Sicherheitsdiensten und zusätzlichem Personal. In den RRX-Zügen werden zu Wochenend- und Nachtzeiten Sicherheitsdienste in Zweierteams eingesetzt. Und bei der Nord-West-Bahn können Kundenbetreuer die Unterstützung des Lokführers anfordern oder sich in den Führerstand zurückziehen, um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten. Trotz aller Maßnahmen hat sich das Sicherheitsgefühl des Bahnpersonals in den letzten Jahren verändert, wie Nicolai Jacobs von National Express berichtet: &bdquo;Viele Mitarbeitende berichten von einem zunehmenden Gefühl der Unsicherheit und einer niedrigeren Hemmschwelle gegenüber Übergriffen, selbst in alltäglichen Situationen.“ Die stagnierenden Zahlen in OWL können aber ein erstes Zeichen dafür sein, dass die Sicherheitsbemühungen Wirkung zeigen.

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