Gewaltbereite Fußball-Fans: So groß ist das Problem in OWL

Bielefeld. Jährlich fallen in Deutschland im Rahmen von Fußballspielen mehrere Millionen Arbeitsstunden bei der Polizei an, die für Sicherheit sorgen. Zudem zeigen Zahlen der Sicherheitsbehörden, wie groß das Gewaltpotenzial in den oberen Ligen ist. Immerhin gelten Tausende Personen als gewaltbereit oder sogar gewaltsuchend. Diese Woche hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Vereine an den Mehrkosten für Einsätze bei sogenannten Hochrisikospielen beteiligt werden können – zumindest die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga, die in der Deutschen Fußballliga (DFL) organisiert sind. Immerhin sind bei solchen Einsätzen deutlich mehr Kräfte im Einsatz, um das Geschehen im öffentlichen Raum abzusichern. Denn bei Hochrisikospielen treffen rivalisierende Vereine samt Fanlagern aufeinander, zum Beispiel im Rahmen von Derbys wie Schalke gegen Dortmund oder Köln gegen Gladbach. In der Vergangenheit wurde aber auch beispielsweise die Partie Arminia Bielefeld gegen Bochum so bezeichnet. Zwischen beiden Fanlagern kam es in der Vergangenheit immer wieder zu gewalttätigen Zwischenfällen. Doch auch andere Spiele unter Bielefelder oder ostwestfälischer Beteiligung wurden so bereits kategorisiert. Wie ist die Situation in Deutschland generell mit Problemfans? Jährlich berichtet die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) von dem Geschehen in den Saisons, allerdings aller drei Profiligen und auch den viertklassigen Regionalligen. In diesen rund 2.500 Spielen in der Saison 2023/2024 fielen bei der Polizei insgesamt fast 2,5 Millionen Arbeitsstunden an. Polizei erfasst Fans in drei Kategorien &bdquo;Die Belastung bei Fußballspielen ist für die Polizei natürlich hoch, das betrifft auch Kräfte in Ostwestfalen, etwa bei Spielen von Arminia Bielefeld und dem SC Paderborn“, sagt Patrick Schlüter, OWL-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Doch auch bei anderen Vereinen wie dem SC Verl (3. Liga) oder Spielen in der Regionalliga könne es zu größeren Polizeieinsätzen kommen, abhängig von den gegnerischen Vereinen, die in die Region reisen. Hinzu kommen szenekundige Beamte, die sich ausschließlich mit Problemfans befassen und laut Schlüter genaue Einblicke in und Kenntnisse von den Fanszenen haben. Denn sogenannte Problemfans gibt es in vielen Vereinen. Zahlen zu Personen der Hooligan-Szene gibt es keine, die Behörden halten sich mit Angaben zurück. Die ZIS nennt jedoch andere Zahlen. Dort werden Fans in drei Kategorien unterteilt - A, B und C. Während unter der Kategorie A friedliche Fans verstanden werden, werden in Kategorie B gewaltbereite und in Kategorie C gewaltsuchende Anhänger erfasst. In den ersten drei Fußballligen werden geschätzt mehr als 13.800 Personen den beiden Gewalt-Kategorien zugerechnet – mehr als 10.600 gelten als gewaltbereit, mehr als 3.100 als gewaltsuchend. An der Speicherung der Personen in der Datei &bdquo;Gewalttäter Sport“ gab es in der Vergangenheit immer wieder Kritik, unter anderem weil die betroffenen Fans nichts von ihrer Kategorisierung erfahren – und weil es immer wieder Berichte über Unbeteiligte gab, die dort gespeichert wurden. Aufnahmen zeigen gewaltsuchende Fans aus OWL Doch auch in OWL dürften einige Anhänger der großen Vereine aus Bielefeld und Paderborn in diese Kategorien fallen. Nicht selten kommt es immerhin zu Zwischenfällen rund um die Spiele, vor allem von Arminia Bielefeld. So landen beispielsweise in einschlägigen Foren aus der sogenannten Ultra- und Hooligan-Szene Posts mit Verweis nach Bielefeld. So zeigt ein Video von Ende 2023 Arminia-Anhänger, die offenbar versuchten, Fans des SC Freiburg in der Bielefelder Innenstadt anzugreifen. Polizisten stoppten die Personen, die flohen. Im November 2023 soll es laut Foreneintrag angeblich in Herne zu Auseinandersetzungen zwischen Arminia-Anhängern und der Polizei gekommen sein. Anfang 2024 meldete das Forum beispielsweise Auseinandersetzungen zwischen Dutzenden Anhängern des DSC sowie Fans von Münster und Bochum. Ebenso gibt es immer wieder Meldungen von sogenannten Drittortauseinandersetzungen mit Bielefelder Beteiligung. Dabei verabreden sich Hooligans zu Kämpfen, meistens auf Feldern oder in Wäldern, fernab der Stadien. So soll es im Herbst 2024 eine organisierte Schlägerei zwischen Bielefeldern und Hooligans aus Schweden gegeben haben. Dutzende Paderborn-Fans vor geplanter Schlägerei gestoppt Im Oktober 2024 stoppte die Polizei in Lippstadt darüber hinaus etwa 50 Fans aus Paderborn. Die Behörden hatten zuvor laut eigenen Angaben Hinweise auf eine geplante Auseinandersetzung erhalten – in einer Mitteilung war von einer &bdquo;vereitelten Drittortauseinandersetzung“ die Rede. Bei den SCP-Fans wurde eine sogenannte Passivbewaffnung gefunden. In den Foren tauchen derweil aber auch Aufnahmen von gewalttätigen Auseinandersetzungen von Anhängern anderer OWL-Vereine auf, etwa des FC Gütersloh oder SC Verl. Schlüter erinnert zudem an einen Fall aus Paderborn Ende 2023, der einmal mehr zeigt, weshalb ein hohes Polizeiaufgebot bei Spielen mit anreisenden Problemfans wichtig ist. Damals war Hansa Rostock zu Gast bei SCP. Anhänger des Ostsee-Vereins randalierten vor dem Stadion, demolierten Teile davon und griffen auch Polizisten an. Die Bilanz: Dutzende Verletzte und ein hoher Sachschaden. Laut Polizei sollen die Rostocker Randalierer für mehr als 120 Straftaten verantwortlich sein, darunter sogar zwei Fälle von versuchtem Totschlag. &bdquo;Solche Spiele zeigen aber nicht nur den Bedarf an Polizisten vor Ort, sondern auch, dass die Einsätze gefährlich sind“, sagt Schlüter. Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, beobachtet generell in der Gesellschaft eine &bdquo;zunehmende Verrohung und einen größeren Hang zu Gewalt“. Und: &bdquo;Das zieht sich bis zu den gewaltbereiten Fans im Sport. Einigen geht es nur noch um Randale, statt um Stimmung.“ Auch Rettinghaus bemerkt durch Fußballspiele, allen voran Hochrisikospiele, einen sehr großen Bedarf an Einsatzkräften. &bdquo;Und im Zweifel fehlen diese Polizisten an anderer Stelle, nur weil sich manche Fans in der Vergangenheit nicht benehmen konnten“, warnt er. Er fordert mehr Maßnahmen, um Gewalttäter in den Stadien, aber auch Personen, die Pyro zünden, schnell zu identifizieren. &bdquo;Das Problem ist eine bestimmte Masse im Stadion, die solche Taten toleriert und sogar schützt“, sagt Rettinghaus. Auch das müsse künftig verfolgt werden.

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