Schock bei Krankenversicherung: Beiträge steigen um bis zu 108 Prozent

Berlin/Bad Oeynhausen. Die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung sind zum Jahreswechsel massiv gestiegen, auf ein erneutes Rekordhoch. Teurer wird es in diesem Jahr auch für viele Privatversicherte. Zwei Drittel der Versicherten sind von Beitragssteigerungen in der privaten Krankenversicherung zum Jahreswechsel betroffen. Die fallen laut Verband der Privaten Krankenversicherung mit durchschnittlich 18 Prozent üppig aus, bilden jedoch die Realität vieler Betroffener nicht ab. Versicherungsmakler Javier Garcia aus Bad Oeynhausen betreut Kunden mit Beitragssteigerungen von bis zu 108 Prozent. &bdquo;Mittlerweile hat die private Krankenversicherung Beitragshöhen erreicht, die viele Versicherte nicht mehr bezahlen können.“ Das betrifft nach Angaben Garcias vor allem ältere Menschen, wenn die Rente nicht reicht, um die hohen Beiträge bezahlen zu können. So hohe Steigerungen hat der Versicherungsmakler bisher noch nie erlebt. &bdquo;In normalen Jahren sind 20 bis 30 Prozent der Versicherten von Beitragssteigerungen betroffen und es kommt nur selten zu Erhöhungen über 100 Euro. In diesem Jahr sind 65 Prozent der Versicherten betroffen und sehr viele müssen 100 Euro und mehr aufbringen – pro Monat.“ Privatversicherte zahlen im Durchschnitt 623 Euro im Monat Die Versicherer reagieren mit den drastischen Beitragserhöhungen nach Angaben des Verbands auf steigende Ausgaben, vor allem für medizinische Leistungen. &bdquo;In diesem Bereich sind die Leistungsausgaben allein 2023 um 13,5 Prozent gestiegen und dieser Trend setzt sich 2024 fort“, erklärt ein Sprecher. &bdquo;Die private Krankenversicherung spürt hier dieselben Effekte wie die gesetzliche Krankenversicherung, denn die Vergütung der allgemeinen Krankenhausleistungen ist für privat und gesetzlich Versicherte identisch.“ Der Durchschnittsbeitrag in der privaten Krankenversicherung liegt nach Angaben des Verbands in diesem Jahr bei 623 Euro pro Monat. &bdquo;Wobei sich die Beiträge je nach Tarif extrem unterscheiden können“, erklärt Garcia, der sich darauf spezialisiert hat, Tarifwechsel für Privatversicherte durchzusetzen. Die Höhe des Tarifs ist unter anderem von der Höhe der Selbstbeteiligung, dem Leistungsangebot, dem Gesundheitszustand des Versicherten und dem Alter beim Eintritt in die Versicherung abhängig. Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung sind so in der privaten Krankenversicherung von Beitragssteigerungen eines Versicherers nicht automatisch alle Versicherten betroffen, sondern nur Versicherte bestimmter Tarife. Immer mehr Versicherer erhöhen mehrere Jahre in Folge Die Beitragssteigerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV) lassen sich nicht eins zu eins vergleichen. Die Beiträge in der GKV sind vom Einkommen des Versicherten abhängig. Die Beiträge der PKV richten sich hingegen nach den Gesundheitskosten im jeweiligen Tarif. Wie stark der Beitrag im jeweiligen Tarif steigt, hängt davon ab, wie viele Kranke in dem Tarif sind. Was das konkret bedeutet, erfahren Privatversicherte aus Mitteilungen ihrer Versicherer über Tarifanpassungen, die in den vergangenen Wochen bei vielen Betroffenen für blankes Entsetzen gesorgt haben. &bdquo;In einigen Fällen haben Versicherer nach vielen Jahren ohne Anpassungen ihre Beiträge drastisch erhöht“, erklärt Garcia mit Verweis auf einen 77-jährigen Kunden der BBKK, deren Beiträge um 108 Prozent gestiegen sind. Das entspricht einem Plus von 250 Euro pro Monat. &bdquo;Es gibt aber auch immer mehr Versicherer, die mehrere Jahre in Folge ihre Beiträge erhöht haben. Nach einer Erhöhung haben Versicherte also keine Garantie, dass sie danach erst mal wieder Ruhe haben.“ In einem ihrer Tarife habe beispielsweise die Allianz in vier Jahren jedes Jahr die Beiträge erhöht, zuletzt um elf Prozent. &bdquo;Bei einem 59-jährigen Kunden hat das zu einem Plus von insgesamt 357 Euro pro Monat geführt.“ Beitragssteigerungen auch bei hohen Selbstbehalten Auffällig sind nach Angaben Garcias auch Beitragssteigerungen in Tarifen mit hohen Selbstbehalten. Um die monatlichen Beiträge zu reduzieren, können Privatversicherte Tarife mit einem jährlichen Selbstbehalt wählen. Wählt ein Versicherter beispielsweise einen Selbstbehalt von 1.000 Euro, müssen Aufwendungen bis zu diesem Betrag selbst übernommen werden, bevor eine Erstattung der Kosten beantragt werden kann. Die Grenze liegt bei 5.000 Euro pro Jahr. Hohe Selbstbehalte schützen laut Garcia jedoch nicht vor drastischen Beitragssteigerungen, wie Beispiele drei Versicherer zeigen: Hallesche: Kunde (67 Jahre) mit einem Selbstbehalt von 1.200 Euro muss 27,4 Prozent mehr zahlen, das entspricht einem Plus von 123 Euro auf insgesamt 572 Euro Continentale: Kunde (79 Jahre) mit einem Selbstbehalt von 2.300 Euro muss 21,2 Prozent mehr zahlen, das entspricht einem monatlichen Plus von 137 Euro auf insgesamt 981 Euro Gothaer: Kundin (72 Jahre) mit einem Selbstbehalt von 1.344 Euro muss 16,6 Prozent mehr zahlen, das entspricht einem Plus von 101 Euro auf insgesamt 710 Euro Privatversicherte können mit Tarifwechseln Kosten sparen Trotz der flächendeckenden Beitragserhöhungen können Privatversicherte nach Angaben Garcias Kosten sparen. &bdquo;In vielen Fällen ist das durch einen Tarifwechsel möglich.“ Das sei in der Regel aber nur innerhalb des eigenen Versicherers sinnvoll, da der Wechsel zu einem anderen Versicherer die gesamte oder einen Großteil der Alterungsrückstellungen koste. &bdquo;Die Rückkehr in die GKV kann unter Umständen ebenfalls Kosten sparen, ist aber nach dem 55. Geburtstag sehr schwierig.“ Aus diesem Grund kommen viele Kunden auf Garcia zu, um Kosten durch einen Tarifwechsel zu sparen. &bdquo;Möglich ist das auch noch im hohen Alter. Dabei müssen Versicherte aber viel beachten, weil das System intransparent ist und viele unseriöse Tarifoptimierer unterwegs sind.“ Am wichtigsten sei, dass Versicherte nicht in leistungsschwächere Tarife wechseln. &bdquo;Das kann für die Zukunft gefährlich werden“, warnt Garcia. &bdquo;Kosteneinsparungen sind aber auch möglich, wenn man in Tarife mit identischem Leistungsangebot oder sogar einem besseren Angebot wechselt.“ Verbraucherzentrale rät zu unabhängiger Beratung Auch die Verbraucherzentrale NRW rät Privatversicherten zur Kostenersparnis unter Umständen zu Tarifwechseln, jedoch auch zu einer unabhängigen Beratung vor der Entscheidung. &bdquo;Für Laien ist der Tarifdschungel kaum zu durchblicken und Leistungen sind schwer zu vergleichen. In keinem anderen Versicherungsbereich ist ein Preis- und Leistungsvergleich so schwierig“, erklärt ein Sprecher. Beratungen bieten Versicherungsmakler wie Javier Garcia und auch einige Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW an: &bdquo;Eine private Krankenversicherung kann im Alter zu einer echten Kostenfalle werden, wenn Versicherte nur ein kleines Finanzpolster haben, deshalb ist Beratung so wichtig.“

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