Ein Moor-Nationalpark in OWL? Experte sieht „verschiedene Ansatzpunkte“

Düsseldorf. Es lässt aufhorchen, wenn ein Naturfachmann wie Andreas Wiebe einen Vorschlag macht. Der Bielefelder, der viele Jahre den Landesbetrieb Wald und Holz leitete, sagte kürzlich gegenüber dieser Redaktion, dass er &bdquo;verschiedene Ansatzpunkte“ für einen möglichen &bdquo;Moor-Nationalpark“ im Kreis Minden-Lübbecke sehe. Eine aussichtsreiche Idee? Wiebe bezog sich damit auf die hitzige Diskussion um einen zweiten Nationalpark in NRW. Der Plan, für diesen großflächigen Naturschutzraum das Eggegebirge in OWL einzubeziehen, war am Votum der Bürger in Paderborn und Höxter gescheitert. Jetzt ist nur noch der Reichswald im Kreis Kleve im Rennen – doch auch hier stehen die Chancen eher schlecht. In den Augen Wiebes eignen sich Moore ohnehin besser als Wälder für einen Nationalpark, da der Wald immer naturnäher werde. &bdquo;Der großflächige Schutz von Mooren macht in meinen Augen da mehr Sinn“, sagt Wiebe. Wiedervernässte Moore könnten als &bdquo;wertvolle CO2-Senke“ genutzt werden. Tatsächlich spielt der Norden von OWL als Moorlandschaft landesweit eine wichtige Rolle. So gibt es im Kreis Minden-Lübbecke noch einige Moorgebiete wie das Große Torfmoor mit einer Fläche von 550 Hektar sowie die Bastauniederung - sie gelten als das größte noch verbliebene Moorgebiet in NRW. Nabu in NRW sieht keine fachliche Grundlage für Moor-Nationalpark Die Idee eines Moor-Nationalparks gebe es bereits seit einiger Zeit, sagt Fabian Fischer vom Naturschutzbund Nabu NRW. Zuletzt hatten im Januar drei forstliche Verbände solch einen Nationalpark vorgeschlagen. &bdquo;Der Nabu NRW sieht jedoch keine fachliche Grundlage für einen Moor-Nationalpark in NRW“, sagt Fischer. Zwar würden Moore für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung eine &bdquo;bedeutende“ Funktion übernehmen, da Moorböden langfristig Kohlenstoff im Torfkörper binden würden. Moore dienten auch als Auffangbecken für Regenwasser bei Überschwemmungen und sie senkten die Umgebungstemperatur. Aber: Trotz dieser Bedeutung sei Moorschutz in einer Nationalparkkulisse &bdquo;nicht sinnvoll umsetzbar“, so Fischer, denn ein zentraler Aspekt eines Nationalparks sei das Zulassen einer natürlichen Dynamik. Die allermeisten Moore seien nämlich nicht selbsterhaltend, sondern bedürften Pflege- und Managementmaßnahmen, die in der Kernzone eines Nationalparks &bdquo;nicht mehr möglich“ seien. .responsive23-z76kPTiVeosSg6Kn-choro-nationalparks-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-z76kPTiVeosSg6Kn-choro-nationalparks-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-z76kPTiVeosSg6Kn-choro-nationalparks-in-deutschland { padding-top: 142.86%; } } Rund 4.100 Hektar Moor-Gebiete in NRW Um die Moore als Klimaschützer und Ort der Artenvielfalt weiterzuentwickeln, brauche es noch einige Jahrzehnte der &bdquo;Kraftanstrengungen“, bis sich diese Biotope durch Wiedervernässung in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt haben, sagt auch die CDU-Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann aus Minden-Lübbecke. &bdquo;Zum jetzigen Zeitpunkt diese Landschaften entsprechend eines Nationalparks unter Prozessschutz zu stellen, würde die zahlreichen Bemühungen ad absurdum führen.“ Wenn man die Moore nun sich selbst überlasse, &bdquo;hätten wir in einigen Jahren zwar zahlreiche Birkenwälder, aber keine Moorlandschaften mehr“, sagt Winkelmann, die auch stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag ist. Auch die Flächengröße spielt eine Rolle. Nach Angaben des NRW-Umweltministeriums umfassen die landesweiten Moor-Gebiete aktuell eine Fläche von 4.100 Hektar. &bdquo;In der aktuellen Diskussion um einen zweiten Nationalpark ist immer wieder die Mindestfläche von 10.000 Hektar an zusammenhängenden Gebieten genannt worden“, sagt Winkelmann. &bdquo;Selbst wenn man die angrenzenden niedersächsischen Moorlandschaften miteinbezieht, scheinen mir diese Flächen nicht groß genug und schon gar nicht zusammenhängend zu sein.“ Diese Meinung vertritt auch der Nabu. OWL-Landwirte warnen vor Folgen für die Flächen-Bewirtschaftung Auch für die Landwirtschaft hätte ein Moor-Nationalpark Folgen. &bdquo;Ein landwirtschaftliches Bewirtschaften der Flächen wäre dann ohne Weiteres nicht mehr möglich“, sagt Antonius Tillmann. Es bräuchte also konkrete Ideen, wie die Existenzen der betreffenden Betriebe abgesichert werden könnten, sagt der Vorsitzende des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands in OWL. So erbringe beispielsweise das Abernten von Schilf nur einen &bdquo;Bruchteil“ der Wertschöpfung, die heute auf den Flächen erzielt werde, sagt Tillmann. Der Nabu hält einen Naturpark oder ein Biosphärenreservat für ein &bdquo;wesentlich geeigneteres“ Schutzkonzept für Moore, da so der Anspruch bestehe, eine nachhaltige Nutzung mit Naturschutzzielen zu verbinden. Das Land NRW schreibt sich jedenfalls eine Stärkung der Moore auf die Fahne. Rund 200 Experten kamen Ende November zusammen, um sich über den Erhalt der Gebiete auszutauschen. NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) sieht in den Mooren gar die &bdquo;wichtigsten natürlichen Klimaschützer“, weil sie effiziente Kohlenstoffspeicher, wertvolle Horte der biologischen Vielfalt und wichtige Wasserspeicher seien. Gleichzeitig seien sie aber selbst vom Klimawandel &bdquo;akut bedroht“, weil sie besonders empfindlich auf Trockenphasen reagierten. Das Land will nun untersuchen, auf welchen Flächen Renaturierungsprojekte möglich sind. Diese &bdquo;wichtigen Vorhaben“ seien aber erst mittel- bis langfristig wirksam und &bdquo;völlig unabhängig“ vom Thema Nationalpark zu betrachten, sagen die OWL-Grünen, Dominic Hallau und Christina Osei. Der Waldzustandsbericht zeige deutlich, dass &bdquo;wir dringend geschützte Waldbereiche benötigen, um den Wald zu schützen und resilienter zu machen.“

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