Erst Ryanair, jetzt Lufthansa: Die nächste Krise für die NRW-Flughäfen?

Düsseldorf/Paderborn. Die Flughäfen in NRW erleben ein Auf und Ab. Während die großen Airports in Düsseldorf und Köln noch immer niedrigere Passagierzahlen verzeichnen als vor der Pandemie, hat sich die Lage bei kleineren Flughäfen wie Dortmund und Paderborn/Lippstadt entspannt. Doch jetzt flattern Nachrichten über Flugstreichungen ins Haus. In Dortmund betrifft das die Billigairline Ryanair, die den Standort ab Sommer nicht mehr anfliegen will. Grund seien zu hohe Standortkosten für Luftfahrt in Deutschland – mit den höchsten Steuern und Gebühren in Europa. Aktuell wird in Dortmund rund jeder sechste Flug von Ryanair angeboten, entsprechend groß dürften die Auswirkungen sein. Flüge nach Mallorca, London und Porto könnten dann wegfallen. In Paderborn machte vor wenigen Tagen die Nachricht die Runde, dass Lufthansa seine Flüge streichen wird – das betrifft die Linie Paderborn-München. Die Strecke sei nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben, heißt es. Paderborner Unternehmer bemühen sich aber um eine Flug-Alternative. &bdquo;Die kleinen Flughäfen haben es insgesamt dauerhaft schwer“, sagt Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt im Interview mit dem WDR. Es habe auch schon vor Corona die Diskussion gegeben, ob es sie überhaupt noch brauche. &bdquo;Und da kann man nur sagen: Ja, wir brauchen sie. Jeder Flughafen ist ein wichtiges Stück Infrastruktur.“ Kritik an der Luftverkehrssteuer in Deutschland Dass sich nun auch Ryanair aus Paderborn zurückziehen könnte, glauben die dortigen Verantwortlichen aber nicht. Man befinde sich mit allen Fluggesellschaften in einem regelmäßigen Austausch. &bdquo;In diesen Gesprächen zeigt sich Ryanair absolut zufrieden mit der Entwicklung der Verbindungen von unserem Flughafen“, sagt Unternehmenssprecher Matthias Hack. Zwar betonen die Verantwortlichen des Flughafens Paderborn/Lippstadt um Geschäftsführer Roland Hüser seit einiger Zeit, dass es mit dem Standort seit der abgeschlossenen Insolvenz in Eigenregie im Jahr 2021 bergauf gehe. So habe es 2023 rund 723.000 Fluggäste gegeben – ein &bdquo;rasantes Wachstum“, welches das Vor-Corona-Jahr 2019 übertroffen habe, sagt Hüser. Allerdings weisen die Akteure auch auf bestehende Missstände hin. &bdquo;Um eine internationale Wettbewerbsfähigkeit wiederzuerlangen, müsste die Kostenbelastung des Flugverkehrs in Deutschland zumindest auf das Vor-Pandemie-Niveau zurückgeführt werden“, sagt Hack. Das betreffe unter anderem die Luftverkehrssteuer, die in Deutschland gilt – in anderen EU-Ländern aber nicht. Schweden schafft sie zum Beispiel gerade ab. Auch die Gebühr für Sicherheitskosten könnte den Akteuren Probleme bereiten. Sie fällt an den Flughäfen unterschiedlich hoch aus; ist aber auf 10 Euro gedeckelt. Diese Deckelung fällt im nächsten Jahr weg – was eine &bdquo;weitere Kostenbelastung für die Fluggesellschaften bedeutet“, so Hack. Auch die Flugsicherungskosten seien seit der Pandemie &bdquo;massiv“ gestiegen. &bdquo;Die jüngsten Streckenstreichungen im Luftverkehr zeigen deutlich: Deutschlands Luftverkehr ist in der Krise“, meint der Chef der Jungen Union in NRW, Kevin Gniosdorz. Die im EU-Vergleich sehr hohen Steuern und Gebühren würden die Wettbewerbsfähigkeit schwächen, während Airlines ins Ausland abwanderten, sagt der Politiker aus Bad Wünnenberg im Kreis Paderborn. &bdquo;Das gefährdet nicht nur die Luftverkehrswirtschaft, sondern auch Arbeitsplätze und Wohlstand.“ Nordrhein-Westfalen sei als Infrastrukturland und mit sechs Verkehrsflughäfen auch auf eine starke Luftverkehrsbranche angewiesen. JU-Chef Gniosdorz hält Diskussion um Billigtickets für verfehlt Der Flughafen Paderborn biete nicht nur zahlreiche Verbindungen für Urlaubsreisende und heimische Unternehmen, sondern auch Jobs – und sorge so für Wirtschaftswachstum und Innovationen, sagt Gniosdorz. Es sei höchste Zeit, die Luftverkehrssteuer zu senken oder am besten ganz abzuschaffen, um als Standort attraktiv zu bleiben. Die Diskussion um sogenannte &bdquo;Billigtickets“ hält Gniosdorz für völlig verfehlt. &bdquo;Denn es geht um einen grundsätzlichen Negativtrend im deutschen Luftverkehr. Gerade Vertreter linker Parteien vergessen häufig: Der Luftverkehr hat auch eine soziale Dimension. Oder sollen sich nur noch Besserverdienende Flugreisen in den Jahresurlaub oder zu Studienzwecken leisten können?“, fragt Gniosdorz. Der Standort NRW dürfe in der Luftfahrt nicht abgehängt werden, fordert der CDU-Politiker. &bdquo;Die für Verkehr und Tourismus zuständigen Landesminister Oliver Krischer und Mona Neubaur müssen auf Bundesebene Druck machen, um den Luftverkehr zu stärken und die Zukunft unserer nordrhein-westfälischen Flughäfen zu sichern.“

Meistgelesen

Ryanair macht beim Rückzug aus Deutschland ernst

Auch Eurowings streicht Flüge in Hamburg

Steinhagener Reise-Unternehmer geht ins Risiko und chartert drei Flugzeuge

Unterhändler wollen Ticketsteuer im Luftverkehr senken

Einspruch abgewiesen: Bielefelds Lannert bleibt gesperrt

Feuerwehrleute nach Brandserie verurteilt