Terrorunterstützer Sven Lau wohl wieder in Salafisten-Szene aktiv

Bielefeld/Düsseldorf. Sven Lau galt jahrelang als das Gesicht der islamistischen Szene in NRW und wurde wegen Terrorunterstützung verurteilt. Über seinen Weg zum Islam bis hin zum &bdquo;Salafistenführer“ hat er sogar ein Buch geschrieben. Nach seiner Haft, so beteuert er es darin, habe er sich für die Deradikalisierung entschieden. Oder doch nicht? Recherchen dieser Redaktion zeigen ein anderes Bild. Sven Lau ist heute 44, Familienvater und soll nach wie vor in seiner Heimat im Rheinland leben. Noch vor etwa 15 Jahren war er einer der bekanntesten deutschen Salafisten, Mitglied in entsprechenden Vereinen und Kopf der Szene im Großraum Düsseldorf, Mönchengladbach bis nach Wuppertal. &bdquo;Der Konvertit Lau machte den radikalen Islam vor allem für deutschsprachige Anhänger verständlich“, beschreibt ihn die Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann. Als er in Warnwesten mit dem Aufdruck &bdquo;Schariah-Police“ Muslime auf der Straße von Glücksspiel, Alkoholkonsum und Co. abbringen wollte, sorgte das für Aufsehen in ganz Deutschland. 2015 wurde Lau verhaftet. Weil er die dschihadistisch-salafistische Organisation Dschaisch al-Muhadschirin wal-Ansar (JAMWA) unterstützt hatte, wurde er 2017 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. 2019 wurde Lau entlassen. Das Gericht attestierte ihm damals, Lau habe sich mittlerweile glaubwürdig vom Islamismus distanziert. Er nahm an einem Aussteigerprogramm teil. Alte Weggefährten solle er künftig meiden, so sahen es die Bewährungsauflagen vor. Durch öffentliche Auftritte, Interviews und sein Buch schlüpfte er in die Rolle als &bdquo;Musteraussteiger“, wie es Beobachter nennen. Gemeinsame Fotos mit anderen Salafisten Gut fünf Jahre nach der Haftentlassung und wenige Monate nach dem Ende der Bewährung ergeben Recherchen dieser Redaktion ein ganz anderes Bild von Lau. So zeigte sich der 44-Jährige in den vergangenen Wochen auf einem Social-Media-Kanal mit bekannten salafistischen Predigern aus dem In- und Ausland sowie weiteren Personen, die Verfassungsschützer der Szene zurechnen. So war Lau nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden im Oktober dieses Jahres auf gemeinsamer Pilgerfahrt mit dem Promi-Salafisten Abu Alia aus NRW. Ein alter Weggefährte, den er eigentlich hätte meiden sollen. Schon vor einigen Wochen verbreitete Lau ein gemeinsames Foto in sozialen Medien, in denen er sich bei dem Top-Salafisten für &bdquo;21 Jahre Loyalität“ bedankte. Übrigens: Auch auf seinem Instagram-Kanal ist eine Vernetzung mit Akteuren der salafistischen Szene zu beobachten. Lau soll Vortrag von radikalem Prediger besucht haben Hat Lau bewusst den Ablauf der Bewährung abgewartet, um sich nun wieder öffentlich der salafistischen Szene zuzuwenden? Eher scheint es so, als habe er sich nie vollends abgewendet. Verfassungsschützer haben Lau auch trotz des vermeintlichen Ausstiegs aus der Szene nicht aus den Augen verloren. Die Fassade der Deradikalisierung bröckelte nach Informationen dieser Redaktion deutlich früher. Wie diese Redaktion erfuhr, besuchte der 44-Jährige Anfang 2023 einen Auftritt des bekannten Salafisten-Predigers Abdelhamid in Düsseldorf, an der auch weitere Salafisten und sogar ein als Gefährder eingestufter Islamist teilnahmen. Kurz zuvor soll Lau bereits erstmals ein Foto mit Abu Alia verbreitet haben – ein Umstand, dessentwegen wohl auch seine Bewährungsauflagen verschärft worden und ein regelrechtes Kontaktverbot für Lau mit dem Top-Prediger verhängt worden sein soll. Aussteigerprogramm beendete Zusammenarbeit Sicherheitskreise bestätigen, dass es ihm nicht gelungen sei, nach der Haftentlassung in der bürgerlichen Mitte Fuß zu fassen. Und offenbar ist er rückfällig geworden. Bereits 2023 beendete das Aussteigerprogramm die Zusammenarbeit mit Lau. Bei den Nachrichtendiensten halten Experten es sogar für möglich, dass er künftig wieder als Prediger tätig werden könnte oder öffentliche Auftritte sucht. Womöglich an der Seite von Abu Alia. Dessen enger Salafisten-Freund Abdelhamid, mit dem er sich oftmals die Bühne teilte, sitzt aktuell in Untersuchungshaft. Diese Redaktion hätte gerne mit Sven Lau, der heute einen anderen Nachnamen tragen soll, gesprochen. Eine Anfrage über soziale Medien ignorierte der 44-Jährige allerdings und blockierte das anfragende Profil. Die Bitte um Kontaktvermittlung bei Laus langjährigem Weggefährten Abu Alia blieb ebenfalls unbeantwortet, ebenso bei einem mutmaßlichen Bekannten sowie einem Unternehmen, das begleitete Pilgerfahrten nach Mekka und Medina anbietet und mindestens in sozialen Medien mit Lau eng vernetzt zu sein scheint.

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