Vermehrt Lungenentzündungen bei Kindern: Das müssen Eltern wissen

Bielefeld. Mit dem Herbst beginnt in Deutschland die Erkältungssaison. Die Zahl der Krankmeldungen aufgrund von Atemwegserkrankungen ist nach Angaben der Krankenkassen schon zu Beginn sehr hoch. Zudem leiden derzeit viele Erwachsene, aber vor allem Jugendliche und Kinder an Lungenentzündungen, häufig ausgelöst durch Mykoplasmen. Die Bakterien sorgen aktuell bundesweit für steigende Infektionszahlen. Auf welche Symptome Betroffene und Eltern achten sollten, erklärt der ärztliche Direktor des Kinderzentrums Bethel, Eckard Hamelmann. Was sind Mykoplasmen? Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind Mykoplasmen Bakterien, die Infektionen der Lunge, des Genitaltraktes und der Harnwege auslösen können. Mykoplasmen werden durch Tröpfcheninfektionen übertragen und vor allem durch Husten und Niesen verbreitet. Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome liegen nach Angaben des RKI zwei bis vier Wochen. &bdquo;Mykoplasmen sind keine neuen Erreger und die meisten Menschen erholen sich ohne Medikamente von einer Infektion“, erklärt Hamelmann. Bei schweren Beschwerden kommen nach Angaben des Kinderarztes Antibiotika zum Einsatz, übliche Mittel wie Amoxicillin helfen jedoch nicht. &bdquo;Mykoplasmen haben keine Zellwand, weshalb spezielle Antibiotika wie Azithromycin oder Doxycyclin genutzt werden müssen, wenn der Erreger nachgewiesen wurde.“ Welche Symptome treten auf? Symptome einer Lungenentzündung aufgrund von Mykoplasmen ähneln nach Angaben Hamelmanns typischen Erkältungszeichen wie Fieber, Husten, Halsschmerzen und einem ausgeprägten Krankheitsgefühl. Die Krankheit könne sich schleichend entwickeln. &bdquo;Beobachten Eltern bei ihren Kindern hohes Fieber, einen reduzierten Allgemeinzustand und eine beschleunigte oder schwere Atmung, sollten sie das beim Kinderarzt abklären lassen“, rät Hamelmann. &bdquo;Viele Kinder haben zudem eine Bindehautentzündung.“ Wie gefährlich sind Infektionen? &bdquo;Im Allgemeinen verlaufen Infektionen mild, doch Mykoplasmen können auch schwere Lungenentzündungen verursachen“, erklärt Hamelmann. &bdquo;Doch selbst komplizierte Krankheitsverläufe, die eine stationäre Behandlung nötig machen, heilen bei den meisten Kindern und Jugendlichen folgenlos aus.“ Für ältere Menschen mit Vorerkrankungen oder Menschen aller Altersklassen mit einer Immunschwäche seien Infektionen deutlich gefährlicher. Warum kommt es vermehrt zu Infektionen? Hamelmann vermutet einen späten Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie. &bdquo;Damit das Immunsystem wieder so gut funktioniert wie vor der Pandemie, braucht es Infektionen.“ Schutzmaßnahmen wie Abstandsregeln, Versammlungsverbote, Schulschließungen und das Tragen von Masken hätten dazu geführt, dass die Infektionszahlen insgesamt zurückgegangen sind. &bdquo;Ohne diese Maßnahmen steigen die Infektionszahlen an, aber nicht nur aufgrund von Mykoplasmen.“ So registriert das Kinderzentrum Bethel aktuell insgesamt eine steigende Zahl von Patienten mit schweren Lungenentzündungen. Zwischendurch mit einer vollen Intensivstation. &bdquo;Das ist eine normale Entwicklung. Mit steigenden Infektionszahlen steigt auch die Zahl der Patienten mit komplizierten Krankheitsverläufen“, erklärt Hamelmann. &bdquo;Ausgelöst werden schwere Verläufe aber nicht nur durch Mykoplasmen, sondern vor allem durch Pneumokokken. Zudem gibt es aktuell auch viele Virusinfektionen.“

Meistgelesen

Impfung gegen das RS-Virus: Das müssen Eltern jetzt wissen

Sollte ich mich diesen Herbst gegen Grippe impfen lassen?

Grippe: Wie erkenne ich sie, wie werde ich wieder fit?

Klinikum Bethel sucht Familien für einzigartige Studie zur Kindergesundheit

Einspruch abgewiesen: Bielefelds Lannert bleibt gesperrt

Feuerwehrleute nach Brandserie verurteilt