Zaun trennt bald Drogen-Hotspot an der „Tüte“ von der Stadthalle Bielefeld

Bielefeld. Ein Bauzaun vor der Stadthalle im Kunsthallenpark lässt erahnen, dass sich hier etwas tut. Der Bereich rund um die als Drogen-, Trinker- und Obdachlosen-Hotspot wahrgenommene &bdquo;Tüte“ soll unattraktiver werden für die Menschen, die sich hier gerne aufhalten. Das ist die Haltung der politischen Mehrheiten gewesen - und dürfte absehbar so bleiben. Attraktiver werden soll der Bereich für jene, die zu Veranstaltungen in der Stadthalle und ihrem Anbau wollen - oder zum Haltestellenzugang gelangen möchten. Dafür werden 1.300 Quadratmeter der heutigen begrünten Fläche quasi eingezogen und der Stadthalle zugeschlagen. Sie pachtet die Flächen, die künftig zum Betriebsgelände der Stadthalle gehören. Es gilt dann die Hausordnung der Stadthalle. Martin Knabenreich, Geschäftsführer der Stadthallenbetriebsgesellschaft, nennt eine Folge dieser Veränderung: &bdquo;Wir können dann auch Platzverweise erteilen.“ Er betont aber, dass es ihm nicht um eine Verdrängung von Menschen geht, sondern um &bdquo;eine klarere Strukturierung“. Er sei nun einmal für die Stadthalle und das wirtschaftliche Ergebnis dieser verantwortlich, und dazu gehöre auch, dass sich Gäste von Messen und Musicals &bdquo;subjektiv sicher fühlen“. Also nicht am Geldautomaten angebettelt werden, nicht direkt neben Menschen stehen, die Drogen konsumieren oder anbieten, oder im Rausch unflätig werden. &bdquo;Die Probleme haben mit dem Bahnhofsumfeld zu tun“ Knabenreich sagt auch ganz klar: &bdquo;Die Probleme hier haben nichts mit der Stadthalle zu tun, sondern mit dem Bahnhofsumfeld.“ Dass das absehbar einmal neu gestaltet werden soll, begrüßt er, aber jetzt sei sein Thema erst einmal der Zaun, der gebaut wird. &bdquo;Etwa hüfthoch, kein optisches Monument, welches den Park zerreißt“. Aber so, dass er helfen könne, die Flächen vor dem Stadthallenanbau und der Stadthalle zu erweitern, ihnen eine Struktur zu geben, die Abstände erlaubt. Lesen Sie auch: Was Dealer an der Tüte so in ihrer Jacke haben Der Zaun soll direkt am rechten Teil der sogenannten &bdquo;Tüte“, dem gläsernen dreiecksartigen Eingang zu den unterirdischen Stadtbahnhaltestellen, anschließen; wer zu den Hallen oder dem Aufzug zur Stadtbahn möchte, muss künftig links an der Tüte vorbeigehen. Der Zaun verläuft dann über den Rasen bis zum Hauptgebäude der Stadthalle. Für die Stadthalle hat der Fokus auf den freien Zugang nur noch links von der Tüte auch den Vorteil, dass bei Veranstaltungen Kontrollmöglichkeiten auf engerem Raum gegeben sind - wer darf das Gelände betreten, wer nicht. Besucherströme können besser gesteuert werden. &bdquo;Uns geht es nicht um eine Separierung von Menschen, sondern von Verhaltensweisen“, stellt er klar. Per Hausrecht und mit Sicherheitspersonal agieren Unangepasstes Benehmen könne die Stadthalle über ihr Hausrecht auf den Flächen künftig besser von jenen Menschen fernhalten, die einen schönen Abend haben möchten; oder sich auf einen Messebesuch freuen. &bdquo;Wir sind nun allerdings auch gehalten, über Sicherheitspersonal die Flächen zu betreuen, dabei hilft der Zaun dann natürlich sehr.“ Lesen Sie auch: Sogar die Szene selbst hat inzwischen Angst an der Bielefelder &bdquo;Tüte“ Der Zaun ist nicht die einzige Veränderung: Gegenüber der alten Hauptpost an der Nahariyastraße werden gerade Tore aus Metall installiert, die ebenfalls Zugänge abbinden. Genutzt werden sie weitgehend im Anlieferverkehr und von der Logistik. Allerdings fallen sie massiver und komplexer aus, sie müssen laut Knabenreich &bdquo;auch Fluchtwege gewährleisten, da muss es Möglichkeiten geben“. Die komplette Maßnahme ist Folge jahrelanger Debatten um die Sicherheitslage an der Tüte und im Stadthallenpark. In diesem wünschten sich Stadt und Politik bis vor der Wahl einen Unterstand für die Menschen an der Tüte, noch aber muss der Rechteinhaber an der Gestaltung, ein Landschaftsarchitekturbüro, zustimmen. Abzuwarten ist, ob die neue Ratsmehrheit sich dem von Sozialdezernent Ingo Nürnberger (SPD) forcierten Projekt anschließt – oder auf Abstand geht. Ein CDU-Mann: &bdquo;Ich bin da skeptisch.“ Die Erfahrungen sollen künftig in neue Ideen einfließen Langfristig ist an einen freiraumplanerischen Wettbewerb gedacht, der das Umfeld von Bahnhof, Stadthalle und Hotel aufwerten soll. Die Stadthalle schreibt dazu: &bdquo;Als wichtige Grundlage werden dort auch die Erfahrungen aus den aktuell umgesetzten technischen Anpassungen einfließen.“ Heißt: Ob und wie sich der Zaun bewährt, muss sich zeigen, und könnte in die politische Willensbildung der Zukunft einfließen. Dass der Zaun ein stückweit den Eindruck von gesellschaftlicher Spaltung in arm und reich verschärft, dieses Argument kennt auch Knabenreich, er sagt dazu: &bdquo;Tatsächlich ist die gesellschaftliche Entwicklung nicht zu allererst unser Thema, wir betreiben eine Stadthalle und stehen auch beim Thema Tagungen in einem Wettbewerb. Wir haben eine Aufgabe in Bielefeld, die wir erfüllen möchten und müssen.“ Ein Zaun alleine sei aber kein Indiz für weniger Freiheit, das zeigten viele freiheitlich angelegte Nationen – ob in den Niederlanden oder in England, &bdquo;dort sind viele Parks komplett eingezäunt, denn zur Freiheit gesellt sich auch das Thema Sicherheit. Und damit auch die Frage &bdquo;Sicherheit versus Unsicherheitsgefühl“.

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