Explosion in Bielefelder Barbershop: Polizei prüft Zusammenhang zum Fall Nimani

Bielefeld. Mitten in der Nacht weckt eine Detonation die Nachbarschaft an der Otto-Brenner-Straße. Innerhalb kürzester Zeit stehen zwei Streifenwagen vor einem Barbershop, die Schaufensterscheiben sind zerborsten, Trümmerteile der Verkleidung und ein Gartenstuhl liegen auf dem Vorplatz. Rauch steigt auf. Kurz darauf trifft die Feuerwehr ein. Die Polizei hat in der Nacht auf Donnerstag, 25. September, die Ermittlungen an der Otto-Brenner-Straße übernommen. Der Tatort wird vorübergehend beschlagnahmt, die Otto-Brenner-Straße war über Stunden zwischen den Einmündungen Kranich- und Taubenstraße gesperrt. Erst gegen 11 Uhr konnte die Vollsperrung der Straße aufgehoben werden. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass diese Sprengung vorsätzlich herbeigeführt wurde, heißt es in einer ersten Mitteilung der Behörde. Zeugen sprachen von einem ohrenbetäubenden Knall. Selbst im gegenüberliegenden Wohnhaus wackelten die Wände. Aus gut unterrichteten Quellen ist zu erfahren, dass jemand gegen 3.18 Uhr die Schaufensterscheibe des Barbershops eingeschlagen und dann etwas ins Innere des Ladens geworfen hat. Heizkörper hinter dem Fenster nimmt größte Explosionsenergie auf Kurz darauf kommt es zu der Explosion. Ein Heizkörper, der direkt an der Scheibe steht, hält offensichtlich die größte Wucht der Detonation auf. Der Metallkörper nimmt durch seine Deformierung die Wucht der Explosion auf. Eine beeindruckende Delle ist in dem Heizkörper zu sehen. Er dürfte auf diese Weise den größten Schaden im Inneren des Ladens verhindert haben. Denn die Inneneinrichtung bleibt im Wesentlichen in Takt. Die Sprengwirkung war offenbar so gering, dass Menschen zu keiner Zeit in Gefahr waren, heißt es von einem Polizeisprecher. Die Feuerwehr überprüft noch in der Nacht das Gebäude und hat daraufhin keine Bedenken, dass die Menschen, die über dem Shop wohnen, in ihren Wohnungen bleiben. Einsturzgefahr besteht nicht. Die Anwohner auf beiden Seiten der Straße reagierten geschockt. Viele seien von der Explosion aufgeschreckt. Ihre Kinder seien mitten in der Nacht verängstigt zu ihr geeilt, berichtet eine Mutter. Es habe einige Zeit gebraucht, bis wieder an Schlaf zu denken gewesen sei. Das ist über die Explosion im Bielefelder Barbershop bisher bekannt Nach Angaben der Polizei hat es gegen 3.18 Uhr in dem Geschäft an der Otto-Brenner-Straße 110 (zwischen Kranich- und Taubenstraße) eine Explosion gegeben. Betroffen ist ein Barbershop. Von dem Knall aufgewachte Nachbarn alarmierten die Polizei. Vor Ort trafen die Einsatzkräfte auf ein großes Trümmerfeld. Bei dem Eigentümer des Barbershops handelt es sich um einem engen Freund des getöteten Ex-Boxers Besar Nimani. Nimani wurde am Samstag, 9. März 2024, mit 16 Schüssen getötet, mitten in der Fußgängerzone der Bielefelder Altstadt. Zwei Tätern gelang es damals, vom Tatort zu flüchten – die Polizei fahndete mit Hochdruck. Schließlich gelang es der belgischen Polizei, einen der beiden Bielefelder Täter, Hüseyin A., in Belgien festzunehmen. Er wurde inzwischen wegen Mordes an Nimani verurteilt. Von dem zweiten Täter, bei dem es sich um den weiterhin gesuchten Bielefelder Ayman Dawoud Kirit handeln soll, fehlt bis heute jede Spur. Polizei Bielefeld prüft auch Bezüge zum Nimani-Fall Wie Polizeisprecher Fabian Rickel bestätigt, sei den Ermittlern die enge Freundschaft zwischen dem Besitzer des Barbershops und Besar Nimani bekannt. Ein Zusammenhang zwischen der Detonation und Nimanis Tod und auch den Schüssen vor dem Landgericht werde bisher nicht ausgeschlossen, so Rickel. &bdquo;Wir ermitteln unter Hochdruck und in alle Richtungen.“ Die Ermittlungen führt das auch bei Mordermittlungen tätige Kriminalkommissariat 11. Zeugen berichten, dass nach der Explosion ein Auto mit hoher Geschwindigkeit vom Ort der Detonation geflüchtet sei. Es soll sich um einen dunklen Wagen gehandelt haben. Andere Zeugen hörten nur das laute Schlagen der Autotür, die quietschenden Reifen und den aufheulenden Motor – vermutlich des Fluchtfahrzeugs. Ein Knall, viel Blaulicht und größte Sorgen bei den Anwohnern Eine Anwohnerin berichtet: &bdquo;Nach dem Knall kam Rauch aus dem Laden, kurz darauf erschienen zwei Streifenwagen. Unmittelbar danach traf die Feuerwehr mit fünf Fahrzeugen ein. Da war mitten in der Nacht einiges los. Dabei ist das so ein ruhiger Barbershop gewesen.“ Eine andere Anwohnerin dachte erst, da habe mal wieder jemand einen Geldautomaten gesprengt. Doch eine Bank gibt es dort weit und breit nicht. Als sie ans Fenster trat, sah sie den zerstörten Laden, auch die Tür des angrenzenden Grill-Restaurants und weitere Scheiben der Apotheke auf der einen Seite und des griechischen Restaurants sind betroffen. Zu einer Schädensschätzung sei man bisher noch nicht gekommen, sagt Rickel. Es gebe bereits gute Hinweise darauf, was genau die Explosion ausgelöst hat. &bdquo;Doch dazu sagen wir zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen nichts.“ Mafia-Optik an der Wand, Mafia-Methoden in der Nacht Kurios: An der Wand des Barbershops sind groß die Köpfe des Hollywood-Klassikers &bdquo;Good Fellas“ zu sehen – ein Mafia-Film. Der Besitzer des Barbershops, ehemaliger Boxer wie Besar Nimani, ist offensichtlich Fan des Films. Dass er nach dem Aufbau seines eigenen kleinen Geschäfts plötzlich mit einer solchen Tat konfrontiert sein würde, hat er sicherlich nicht erwartet. Irgendjemand wollte dem Inhaber mit dem Sprengsatz schaden oder ein Zeichen setzen. Ob es vorher einen Streit gab, der eine solche Reaktion denkbar macht, oder ob am Ende doch seine Freundschaft zu dem ermordeten Profiboxer Bedeutung für diese Art der Schädigung hat, das müssen jetzt die Ermittler der Kripo herausfinden. Aufgrund der vergleichsweise geringen Sprengwirkung ermittelt die Polizei nicht, wie sonst üblich bei größeren Sprengungen, in Richtung eines Kapitaldeliktes, sagte der Polizeisprecher auf Anfrage von nw.de. Ermittelt werde &bdquo;wegen des vorsätzlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion“. Die Bielefelder Polizei sucht Zeugen Der Bereich an der Otto-Brenner-Straße war bis 11 Uhr gesperrt. Zahlreiche Lkw mussten den gesperrten Tatort über die schmalen Seitenstraßen umfahren. Es kam dadurch zu empfindlichen Staus im morgendlichen Berufsverkehr. Die Polizei hatte die Einsatzstelle gesichert und gewartet, bis die Spurensicherung eintraf. Erst als die Kripo-Experten grünes Licht gegeben hatten, konnte der Verkehr wieder die Einsatzstelle passieren. Die Ermittlungen vor Ort waren gegen 12 Uhr abgeschlossen. Der Barbershop wurde wieder seinem Besitzer übergeben. Zeugen, die verdächtige Fahrzeuge, Personen oder Gegenstände wahrgenommen haben, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden unter Tel. 0521 5450.

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