Gütersloh. Die Familienbäckerei Mestemacher hat nach längerer Suche einen Käufer gefunden: Die Gesellschafter des Backzutatenherstellers Ruf mit Sitz im niedersächsischen Quakenbrück wollen das Unternehmen übernehmen. Der Deal stehe noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Prüfung, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Der Abschluss werde bis Ende August angestrebt.
Die Unternehmen der Mestemacher-Gruppe, bekannt für Vollkornbrote und Tiefkühlkuchen, sollen auch nach der Übernahme eigenständig weitergeführt werden. Der Deal biete neue Entwicklungschancen für beide Unternehmensgruppen, hieß es.
Sowohl Ruf als auch Mestemacher sind in Familienhand. Mit rund 160 Millionen Euro Jahresumsatz liegt Ruf knapp hinter Mestemacher, das 2023 rund 170 Millionen Euro erwirtschaftete.
Rund 650 Mitarbeiter betroffen
Zuvor hatte sich ein Verkauf des Gütersloher Traditionsbetriebs über ein Jahr lang hingezogen. Mehrere potenzielle Käufer sprangen ab, und auch von den Eigentümerfamilien gesetzte Fristen verstrichen. Mit dem Einstieg von Ruf soll nun eine zukunftsfähige Lösung gefunden sein.
Mestemacher gehört zu den bekanntesten Marken in OWL. Mit Vollkornbroten und dem typisch westfälischen Pumpernickel hatte sich das Familienunternehmen einen Namen gemacht. Zur Gruppe gehören auch die Modersohns Mühlen- und Backbetrieb GmbH in Lippstadt, die Aerzener Brot und Kuchen GmbH und Benus in Posen. Mestemacher wächst seit Jahren kontinuierlich und beschäftigt an drei Standorten in Deutschland und einem in Polen insgesamt 650 Mitarbeiter.
Ein Hintergrund der Käufersuche war offenbar die vergebliche Suche nach Nachfolgern an der Firmenspitze. Geführt wird die Gruppe von den Gesellschafter-Ehepaaren Helma und Fritz Detmers (77) sowie Ulrike (68) und Albert (74) Detmers. Zwei vorangegangene Verkaufsversuche waren in der Vergangenheit jeweils gescheitert. Ulrike Detmers ist die Einzige aus dem Kreis der Gesellschafter, die selbst noch operativ tätig ist. Neben ihr setzt sich das Kern-Führungsteam aktuell aus Marta Glowacka, Kim Folmeg, Dirk Haucap und Anita Bruns-Thedieck zusammen.
Ulrike Detmers gehört in den OWL zu den prominenten Unternehmern und ist seit 2013 Präsidentin des Verbandes Deutscher Großbäckereien e.V. Sie war Mitglied im Präsidium des Wirtschaftsrates der CDU und gehört zum Kuratorium der Bertelsmann Stiftung. Detmers wurde 1994 Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Bielefeld und hat sich als Frauenrechtlerin verdient gemacht. Sie rief den Mestemacher-Preis „Managerin des Jahres“ 2002 ins Leben, sowie 2005 auch den Preis „Spitzenvater des Jahres“.