Bielefeld. Die Grundstückswerte sind auch 2023/24 in den meisten Lagen in Bielefeld wieder gestiegen. Neben Wohnfläche und Ausstattung bestimmen vor allem die Grundstückspreise über die Kosten für ein Einfamilienhaus oder die Quadratmeterpreise für eine Eigentumswohnung. Vor allem unbebaute Grundstücke sind in Bielefeld knapp und begehrt. Das sorgt für weiterhin steigende Kurse. Wie teuer Grundstücke in unterschiedlichen Stadtvierteln sind, zeigen Bodenrichtwertkarten, die es für jede Kommune gibt. Außerdem ist für Bielefeld eine Wohnlagenkarte verfügbar, auf der eingezeichnet ist, wo es überwiegend einfache, normale, gute und sehr gute Wohnlagen gibt. Doch was macht eine sehr gute Lage aus? Jürgen Stracke ist Makler und in OWL Sprecher des Immobilienverbandes Deutschland IVD. Er erklärt: "Ruhe, Innenstadtnähe, gute Nachbarschaft und Grünflächen sind ausschlaggebend." Sehr gute Lagen seien oft "eine kleine heile Welt". Oft komme ein bestimmtes Flair hinzu und auch ein guter Ruf. "Da zählt dann auch die Anschrift", sagt Stracke. Obwohl in den teuren Vierteln die Preise in den letzten Jahren stärker zugenommen haben als in anderen Stadtbereichen, beobachtet er einen "Trend zu sehr guten Lagen". Da spiele vielleicht auch eine Rolle, dass Käufer von einer Wertstabilität ausgingen. Denn: Wo es heute teuer ist, war es meist auch schon früher teurer. Das zeigt ein Vergleich der Bodenrichtwerte von 2023 mit denen vor 50 Jahren. In diesen Vierteln ist Wohnen besonders teuer Wohnen im Musikerviertel Bodenrichtwert: 750 bis 670 Euro Die Straßenzüge oberhalb der Detmolder Straße zwischen Sparrenburg und Lonnerbach sind ein klassisches Nobelviertel: Dort stehen viele prächtige Altbauten und Villen, zahlreiche große Einfamilienhäuser, teils auf großen, dicht bewachsenen Grundstücken. Hier sind auch 2023/24 (Februar 2023 bis Februar 2024) wieder moderate Steigerungen der Bodenrichtwerte um 2 bis 5 Prozent festgestellt worden. Der Weg in die City oder zur nächsten Stadtbahnstation ist nicht weit. Besonders begehrt sind Immobilien, die nah an der Promenade liegen. "Es handelt sich zwar um den Nordhang des Teuto, aber das schadet der Beliebtheit des Musikerviertels nicht", sagt Jürgen Stracke. Das Viertel hat eine Qualität, die Makler gerne "honorig" nennen. Wohnen rund um den Siegfriedplatz Bodenrichtwert: 700 bis 490 Euro Viele alte, große Häuser mit zum Teil prächtigen Gründerzeit- und Jugendstilfassaden prägen den Bielefelder Westen ebenso wie eine Vielzahl von kleinen, oft originellen Läden, Kneipen und Restaurants. Mittendrin liegt der Siegfriedplatz, beliebt als Treffpunkt, bekannt als Marktplatz. Die Atmosphäre ist ungezwungen und eher studentisch - zur Uni ist es nicht weit. Großzügige Altbauwohnungen sind dort sehr begehrt. Auch hier hat es bei den Grundstücken 2023/24 Wertsteigerungen im einstelligen prozentualen Bereich gegeben, etwa von 600 auf 630 Euro. Die benachbarten Viertel oberhalb der Stapenhorststraße am Bürgerpark gehören ebenfalls zu den sehr guten und besten Lagen in Bielefeld. Repräsentative Bauten und hohe Straßenbäume prägen das Bild. Rund um Roonstraße und Sieben Hügel werden laut „Boris NRW“ („Amtliche Informationen zum Grundstücksmarkt“) inzwischen Quadratmeterpreise von bis zu 700 Euro aufgerufen. Wohnen in Hoberge-Uerentrup Bodenrichtwert: 690 bis 530 Euro Im Gegensatz zum Westen und zum Musikerviertel ist Hoberge-Uerentrup vor allem durch Einfamilienhäuser geprägt. Gerade die ruhigen, schmalen Straßenzüge unterhalb der Dornberger Straße haben sich zu einem beliebten Wohnviertel für Familien entwickelt – das man sich aber leisten können muss. In den letzten 50 Jahren haben sich die Bodenrichtwerte dort verzwanzigfacht. Dort gibt es Infrastruktur, viel Grün, wenig Verkehr. Die Bodenrichtwerte sind hier 2023 um bis zu 5 Prozent gestiegen. Weitere sehr gute Wohnlagen sind das Johannistal und das Gebiet rund um den Botanischen Garten mit Bodenrichtwerten bis zu 670 Euro, der Brackweder Südhang, ein Streifen oberhalb des Senner Hellweges oder die Sieker Schweiz. In diesen Gegenden ist Wohnen günstig Billig sind Grundstücke in Bielefeld nirgendwo. Doch es gibt noch günstige Bereiche. Die liegen vor allem an der Peripherie. "Dass es dort preiswerter ist, heißt ja nicht, dass es schlechter ist", sagt IVD-Sprecher Stracke. "Gebiete, in denen man glücklich wohnen kann" nennt er solche Stadtteile. In einzelnen Lagen - etwa im Osten von Jöllenbeck - sind die Grundstückswerte zuletzt nicht mehr gestiegen oder sogar - wie im Zentrum von Jöllenbeck - leicht gesunken. Wohnen in Schröttinghausen Bodenrichtwert: rund 300 Euro Schröttinghausen beispielsweise liegt schon ein wenig außerhalb, doch dafür ist die Umgebung ländlich, die Grundstücke oftmals verhältnismäßig groß. Bis an den Rand der Innenstadt geht es über wenig befahrene Straßen fast ohne Ampeln. Die Infrastruktur ist dafür eher dünn, allerdings gibt es ein attraktives Freibad. Die Bodenrichtwerte sind hier von Frühjahr 2023 bis Frühjahr um gut 3 Prozent auf rund 300 Euro gestiegen. Wohnen in Ummeln Bodenrichtwert: 320 bis 300 Euro Ummeln, der Stadtteil im Süden, bietet verhältnismäßig niedrige Preise und punktet mit einer sehr verkehrsgünstigen Lage zwischen Bielefeld und Gütersloh sowie einer guten Nahversorgung. Es gibt Lebensmittelmärkte, Bäcker, Fleischer, einen Arzt, Sport- und Freizeiteinrichtungen. Wie in anderen Stadtteilen am Rand von Bielefeld ist das Vereinsleben aktiv. Hier ist man schnell im Grünen und findet auf kleinen Straßen und Wegen gute Bedingungen für Radfahrer. Die Bodenrichtwerte sind hier zuletzt ebenfalls leicht gestiegen. Wohnen in Altenhagen Bodenrichtwert: 290 bis 260 Euro Ebenso wie etwa Ubbedissen oder Eckardtsheim ist auch Altenhagen etliche Kilometer vom Stadtkern entfernt. Dafür sind die Preise in der Nähe der Autobahn 2 noch vergleichsweise erschwinglich. Die Infrastruktur bietet alles für den täglichen Bedarf. Die Stadtbahn ist in den letzten Jahren nähergekommen, etliche Neubauten zeigen, dass es sich dort gut wohnen lässt. Wohnen in Bielefeld: Diese Geheimtipps gibt es Existieren noch Viertel, die noch keiner entdeckt hat, die aber besonders lebenswert und trotzdem preiswert sind? Wohl kaum. Doch es gibt Bereiche, Straßen und Viertel in der Stadt, die dabei sind, sich zu bevorzugten Gegenden zu entwickeln. Wohnen in Theesen am Südhang Bodenrichtwert 500 bis 410 Euro Theesen hat sich nach der kommunalen Gebietsreform 1973 Zug um Zug zu einem beliebten Wohnort entwickelt und dabei einiges von seinem dörflichen Charakter bewahrt. Neue Wohnviertel mit vielen Einfamilienhäusern sind dort entstanden. Am Südhang bieten etliche einen weiten Ausblick ins Grüne. "Die Lagen dort haben noch Potenzial. Außerdem ist Theesen von der Innenstadt aus gut erreichbar", sagt Jürgen Stracke. Mit Preisen von bis zu 500 Euro je Quadratmeter im Süden von Theesen sind die Grundstücke allerdings alles andere als billig. Wohnen in der östlichen Innenstadt Bodenrichtwert 690 bis 630 Euro Der Bereich zwischen Rathaus, Landgericht und Klinikum Mitte ist längst nicht mehr günstig. Er gehört mit seinen mehrstöckigen Wohnhäusern und teils engen Straßen zum Stadtkern. Unter anderem die Sanierung von alten Industriestandorten wie Dürkopp oder Anker - heute Anker Gärten - hat zur Aufwertung dieses Bereichs beigetragen. In den letzten Jahren haben hier neue Läden und Restaurants eröffnet, sind Gebäude saniert worden. Die freigelegte Lutter in der Ravensberger Straße ist für viele Menschen zu einem Anziehungspunkt im Sommer geworden. Einige Straßen, etwa am Ostpark oder hinter dem Landgericht, zählen bereits zu den sehr guten Lagen in Bielefeld. Die Bodenrichtwerte sind hier 2023 um weitere 5 Prozent auf bis zu 690 Euro je Quadratmeter geklettert. Etliche Menschen, die im Rentenalter Immobilien am Stadtrand verkauft haben, sind in Eigentumswohnungen in der östlichen City gezogen. Investoren haben das Potenzial der Gegend erkannt und planen weitere luxuriöse Gebäude.