Tönnies kühlt und schlachtet jetzt mit Wasserkraft

Rheda-Wiedenbrück. Der Fleischkonzern Tönnies setzt in seinen deutschen Werken auf &bdquo;Naturstrom“: 20 Prozent des gesamten Strombedarfs in den sieben Schlachthöfen des Konzerns, den zahlreichen Wurstfabriken und Logistikstandorten sollen künftig von einem Wasserkraftwerk in Trostberg am Fluss Alz in der Nähe des Chiemsees bezogen werden. &bdquo;Ein Teil des Kraftwerkes produziert exklusiv für uns, eine entsprechende Vereinbarung haben wir jetzt abgeschlossen“, sagt Gereon Schulze Althoff, der sich in der Tönnies-Konzernspitze um das Thema Nachhaltigkeit kümmert. Es geht bei dem Deal nicht um Peanuts, sondern um bis zu 50 Millionen Kilowattstunden pro Jahr - den enormen Energiebedarf des Unternehmens begründet Schulze Althoff vor allem mit den Kühlhäusern, die für das Frischfleisch, aber auch für die verarbeiteten Produkte notwendig sind. Bei Industriestrompreisen von mehr als 20 Cent pro Kilowattstunde würde die aus Bayern gelieferte Energiemenge mehr als zehn Millionen Euro jährlich kosten. Den tatsächlich ausgehandelten Preis nennt Tönnies nicht. Es gibt in ganz Deutschland wohl nur wenige Unternehmen, die seit Jahren so sehr im Kreuzfeuer der Kritik stehen wie der Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Das haben die drei Gesellschafter - also Konzernchef Clemens Tönnies, sein Sohn Max und sein Neffe Robert - ebenso im Blick wie die Spitzenmanager des Konzerns. Ein Tiefpunkt war 2020 mit dem Corona-Ausbruch im Rheda-Wiedenbrücker Stammwerk erreicht. Umso mehr bemüht sich Nachhaltigkeitsmanager Schulze Althoff inzwischen darum, die Anstrengungen des Unternehmens um Klima- und Umweltverträglichkeit in den Vordergrund zu stellen. 500-Millionen-Kredit im Jahr 2023 neu abgeschlossen Die erhoffte Image-Verbesserung ist aber nicht der einzige Grund für das Engagement: &bdquo;Wir haben uns 2023 zu den Klimazielen von Paris bekannt und wollen unseren Energieverbrauch bis 2030 um 40 Prozent senken“, erklärt Schulze Althoff. Ein finanzieller Vorteil seien bessere Kreditkonditionen, die von den Banken angesichts der Nachhaltigkeitsbemühungen gewährt werden. Tönnies lege es am Ende also nicht auf PR-trächtiges Greenwashing an, sondern auf zählbare Wettbewerbsvorteile: &bdquo;Diese Transformationsarbeit haben andere Fleischproduzenten im Ausland noch vor sich.“ 2023 habe das Fleischunternehmen mit europaweit mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen neuen, an Nachhaltigkeitsziele gekoppelten Kreditvertrag über 500 Millionen Euro abgeschlossen. &bdquo;Wir sind investitionsstark“, sagt Schulze Althoff. Erst vor zwei Wochen hatten die Rheda-Wiedenbrücker die Übernahme von zwei deutschen Standorten des niederländischen Konkurrenten Vion bestätigt. Dabei geht es um den Rinderschlachthof im thüringischen Altenburg mit 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie um den Schinkenhersteller Ahlener Fleischhandel mit 200 Beschäftigten in Ahlen. Zweitgrößter Lieferant des deutschen Lebensmittelhandels Mitte 2023 waren von der zu Tönnies gehörenden Zur-Mühlen-Gruppe zuletzt die Eberswalder Wurst GmbH und die Eberswalder Fleisch GmbH übernommen worden, zwei Firmen mit zusammen mehr als 500 Mitarbeitern. Hinter der Bielefelder Oetker-Gruppe sei Tönnies inzwischen der zweitgrößte Lieferant des Lebensmittel-Einzelhandels in Deutschland, sagt Schulze Althoff. Die Emissionsziele der Nachhaltigkeitsstrategie, zu der etwa die Umstellung der eigenen Logistik auf Elektromobilität gehöre oder die gezielte Zusammenarbeit mit Tierhaltern, die auf entwaldungsfrei angebautes Soja als Futtermittel setzen, würden nun von der &bdquo;Science Based Targets Initiative“ validiert, so heißt es. Diese Initiative wird unter anderem von den Vereinten Nationen und dem WWF getragen. Der Fortschritt auf dem Weg, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, soll demnach für Externe nachprüfbar werden.

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