Bielefeld/Hannover. Alle kannten ihn unter dem Namen "Ernie" und einige haben ihn in der Vergangenheit tatsächlich einmal selbst zu Gesicht bekommen: Ernst-Wilhelm Wittig, Bielefelds legendären Bodybuilder mit Hang zum Exhibitionismus. Weit über Bielefelds und Ostwestfalen-Lippes Grenzen hinaus war er bekannt als Flitzer - und kannte wegen seiner umstrittenen Eskapaden die Gerichtssäle in ganz Deutschland. Am Mittwochmorgen um 11 Uhr wurde ihm seine radelnde Leidenschaft leider zum Verhängnis. Ernie starb nach einem furchtbaren Unfall.
In seiner Wahlheimat Hannover kollidierte der mittlerweile 73-Jährige auf seinem Fahrrad mit einem Sattelzug. Wie die örtliche Polizei mitteilte, wurde Wittig unter der Zugmaschine eingeklemmt und verstarb am Unfallort. Laut Medienberichten wurde er zuvor noch über 25 Meter von dem tonnenschweren Fahrzeug mitgeschleift. Das tragische dabei: Zwar nutzte der passionierte Radler den Radweg, bloß auf der falschen Seite.
Von einem Discounter-Parkplatz kommend fuhr der Sattelzug auf eine Grundstücksausfahrt und wollte diese linksabbiegend verlassen, um auf die Anderter Straße zu gelangen. Die verläuft zwischen Kanal und A7 in dem hannoveraner Stadtteil Misburg.
Radweg in die falsche Richtung
Ernie war in dieselbe Richtung unterwegs, auch er wollte in den Süden, bloß auf der falschen Seite der Straße. Wie Hauptkommissar Daniel Striegan vom Verkehrsunfalldienst erklärte, nutzte Wittig den Radweg auf der linken Seite der Straße, praktisch gegen die Fahrtrichtung des Verkehrs.
Durch diese Konstellation sei Wittig gegen die rechte Seite der Zugmaschine gefahren und unter die Räder des Gefährts gekommen. Der Rettungsdienst habe ihn noch aus seiner misslichen Lage befreien können, teilte die Polizei mit, doch seien die erlittenen Verletzungen zu schwer gewesen.
Ermittlungen gegen Lkw-Fahrer
Gegen den 54-jährigen Fahrer des Sattelzuges werde wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, erklärte Striegan. Das sei in solchen Fällen üblich. Denn auch wenn der Radfahrer einen Radweg in die falsche Richtung befahre, bleibe sein Vorfahrtsrecht erhalten auf einer entsprechend ausgeschilderten Hauptstraße.
Kein Trost für die Familie und die Fangemeinde des prominenten Bielefelders. Dessen Egozentrik und Eskapaden fehlen werden. In Erinnerung bleibt das gerne faserfrei radelnde oder posierende Ganzkörper-Kunstwerk mit Mütze.