Gütersloh. Im Rahmen der wissenschaftlichen Aufarbeitung des SARS-CoV-2-Ausbruches bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wird ein wissenschaftliches Konsortium unter Beteiligung des Kreises Gütersloh, des Landeszentrums Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG) und des Robert Koch Institutes (RKI) eine umfangreiche Nachuntersuchung der vorhandenen Daten und Proben durchführen. Die Studie soll den Verlauf des Ausbruchs sowie deren Ursprung wissenschaftlich aufarbeiten.
Die Koordinierung der „Gütersloh-Studie", die mit Mitteln des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW gefördert wird, übernimmt Prof. Dr. Carsten Tiemann vom Labor Krone für das Forschungskonsortium, an dem auch Wissenschaftler und Experten der Universitätskliniken Bonn und Düsseldorf beteiligt sind, gemeinsam mit Dr. Anne Bunte vom Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh für den öffentlichen Gesundheitsdienst.
Gütersloher Proben wurden im Labor Krone archiviert
Bei der Fragestellung eines Ausbruchs von SARS-CoV-2 im Kreis Gütersloh Mitte Juni 2020 wurden zunächst ca. 1.000 Mitarbeiter*innen eines großen Schlachthofs untersucht. In mehr als 700 Proben konnte dabei das Corona-Virus SARS-CoV-2 mittels molekularer Nachweisverfahren (qPCR) nachgewiesen werden.
Bei den nachfolgenden Untersuchungen in den übrigen Betriebsbereichen stieg die Zahl der Infizierten auf über 1.400 von mehr als 6.100 Mitarbeiter*innen an. Die Proben dieses Ausbruches wurden alle im Labor Krone archiviert, um für eine folgende Untersuchung weiter nutzbar zu sein.
Die Kompetenzbereiche des Forschungskonsortiums mit Wissenschaftler und Experten der Universitätskliniken Bonn und Düsseldorf und des Labors Krone umfassen die molekulare Diagnostik, technische Ausstattung und Expertise im Bereich der Virusgenom-Analytik sowie der anschließenden systematischen Auswertung der Daten.
Das Virusgenom soll sequenziert werden
Im Rahmen der „Gütersloh-Studie" soll aus bis zu 2000 vorhandenen SARS-CoV-2-positiven Proben unter anderem eine Virusgenom-Sequenzierung durchgeführt werden. Die Bestimmung der individuellen Genomsequenzen ermöglicht eine Charakterisierung der Viruspopulation(en) innerhalb des Ausbruchsgeschehens und soll eine Einschätzung der Infektionsketten und des Infektionsursprungs liefern. Diese Informationen können als Grundlage einer retrospektiven Analyse des Ausbruchgeschehens dienen und im Sinne des Infektionsschutzes und der Gesundheitsvorsorge die Entwicklung protektiver Maßnahmen ermöglichen.
Hierzu müssen neben einer ausreichenden Zahl untersuchter Proben vor allem auch epidemiologische Erkenntnisse in diese Auswertungen einfließen. Die Einbindung der Fachexpertise aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst, dem Robert Koch Institut und weiterer Expertengruppen ist daher für eine valide Interpretation unabdingbar und fester Bestandteil des Studienkonzeptes. Erste Resultate werden im September erwartet, die Gesamtlaufzeit der Studie ist zunächst auf sechs Monate ausgerichtet.