Bielefeld. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt offiziell gegen die vier Geschäftsführer der Tönnies Holding ApS & Co. KG.
Nach dem massiven Corona-Ausbruch im Tönnies-Betrieb in Rheda-Wiedenbrück waren zahlreiche Strafanzeigen bei der Bielefelder Staatsanwaltschaft eingegangen, die daraufhin zunächst Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz gegen Unbekannt eingeleitet hatte.
"Aufgrund von inzwischen circa 50 Strafanzeigen ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen die vier Geschäftsführer der Tönnies Holding ApS & Co. KG wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz", teilte Staatsanwalt Moritz Kutkuhn am Freitag mit.
Ermittlungskommission "Carne" ermittelt
"Die Ermittlungen dauern derzeit an", so Kutkuhn weiter. In dem Fall arbeitet eine fünfköpfige Ermittlungskommission der Polizei, die "EK Carne". Dass nun nicht mehr gegen Unbekannt, sondern gegen Personen ermittelt wird, sei ein normaler, behördlicher Vorgang.
Ein Tönnies-Sprecher teilte auf Anfrage mit: "Wir begrüßen, dass die vielfältig in der Öffentlichkeit erhobenen Vorwürfe in einem geordneten Ermittlungsverfahren überprüft werden. Dazu haben wir der Staatsanwaltschaft bereits unsere uneingeschränkte Kooperation zugesichert."
Steigende Zahl von Strafanzeigen
Das Aufkommen der Strafanzeigen rund um den Corona-Ausbruch in dem Schlachtbetrieb war stetig gestiegen. Anfang Juli lagen nach damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft 28 Strafanzeigen vor.
Die Inhalte der Strafanzeigen seien unterschiedlich, hieß es damals. In manchen gehe es um die Unterbringung und Behandlung der Mitarbeiter. Anderen Personen gehe es um das Tierwohl oder die Folgen des Lockdowns im Kreis Gütersloh. Mindestens eine der Anzeigen richtete sich damals direkt gegen die Geschäftsführung, zu der Clemens Tönnies, Stefan Gros, Daniel Nottbrock und Andres Ruff gehören.
Am Donnerstag war die von Behörden nach dem Corona-Ausbruch verfügte Zwangspause des Schlachtbetriebs beendet worden. Am Freitag musste sie zeitweise unterbrochen werden. Das Hochfahren des Betriebs wird von Protesten begleitet. Am Freitagnachmittag sind weitere Demonstrationen geplant, Verkehrsteilnehmer müssen nach Polizeiangaben mit Behinderungen rechnen und werden gebeten, den Bereich an der Adresse In der Markt weiträumig zu umfahren.