Rheda-Wiedenbrück. Robert Tönnies (41), der mit 50 Prozent am größten deutschen Schlachtkonzern Tönnies beteiligte Sohn des Unternehmensgründers Bernd Tönnies, verlangt von seinen Mitgesellschaftern Clemens und Maximilian Tönnies den Verkauf des gesamten Unternehmens. Nach Informationen dieser Zeitung hat die Düsseldorfer Anwaltskanzlei Rellermeyer & Partner dafür im Auftrag von Robert Tönnies eine Schiedsklage bei der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit e.V. (DIS) in Bonn erhoben.
Als Begründung für die Klage, für die ein Streitwert von 600 Millionen Euro genannt wird, zählen die Anwälte eine Reihe von erheblichen Differenzen auf. Bereits in der vergangenen Woche war ein Teil der neuen Zwistigkeiten bekannt geworden: Die Gesellschafter streiten um die Berufung und Abberufung von Geschäftsführern, um die Übernahme von Unternehmen wie der Marke Zimbo und um die Entnahme von zweistelligen Millionensummen. Auch über die umstrittenen Werkverträge bei Tönnies und das Thema Tierwohl herrscht offenbar Uneinigkeit.
Massive Verstöße gegen den 2017 geschlossenen Friedensvertrag
Im Kern wird die Schiedsklage mit wiederholten massiven Verstößen gegen den im April 2017 nach einer jahrelangen juristischen Familienfehde geschlossenen "Friedensvertrag" zwischen Robert und seinem Onkel Clemens begründet. Clemens Tönnies (63) ist seit dem Tod von Bernd Tönnies 1994 der verantwortliche Konzernchef. Bei der Einigung 2017 war unter anderem der Wursthersteller Zur Mühlen in den Tönnies-Konzern integriert worden. Maximilian Tönnies, der Sohn von Clemens Tönnies, wurde zudem als dritter Gesellschafter mit rund 5 Prozent am Gesamtunternehmen beteiligt.
In der sogenannten "Rahmenvereinbarung" von 2017 soll die Möglichkeit festgelegt worden sein, dass die Gesellschafter einen Gesamtverkauf der Gruppe fordern können, wenn dafür ein wichtiger Grund vorliegt - genau dies soll das Schiedsgericht nun feststellen. Die Tönnies-Holding in Rheda-Wiedenbrück wollte den Streit nicht kommentieren: "Zur Schiedsklage von Robert Tönnies gegen Clemens und Maximilian Tönnies nehmen wir vom Unternehmen keine Stellung. Dies ist ein Thema zwischen den Gesellschaftern", so hieß es aus der Konzernzentrale.
Clemens Tönnies und sein Sohn wollen nicht verkaufen
Konzernchef Clemens Tönnies erklärte, er wolle seine Beteiligung auf keinen Fall verkaufen: "Wie auch immer mein Neffe agiert und was er über Jahre hinweg schon im Sinn gehabt hat. Mein Sohn Maximilian und ich werden das Unternehmen nicht verkaufen. Wir sind hervorragend aufgestellt und sehr erfolgreich. Das ist so und das bleibt so."
Die Tönnies-Gruppe hat weltweit rund 16.500 Mitarbeiter. 2018 wurden mit dem Schlachten von Schweinen und Rindern und der Weiterverarbeitung von Fleisch zu Wurstwaren und Convenience-Produkten ein Umsatz von 6,65 Milliarden Euro erzielt.